Terroir im Glas Naturnaher Weinbau in Burgund

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Klare Philosophie bei der Domaine Chantal Lescure

François Chaveriat ist ein gerader Typ. Der 55-jährige Franzose ist bereits 20 Jahre bei der Domaine Chantal Lescure tätig. Seit er 2001 komplett als Betriebs- und Kellermeister eingestiegen ist, hat er vieles auf den Kopf gestellt. Besser gesagt: Er fährt eine ganz klare Linie und das merkt man auch an seinen Weinen.

Die 18 Hektar zwischen Chambolle-Musigny bis Volnay sind auf viele verschiedene Lagen, von den Villages bis zu Grand Cru, verteilt. Es wird biologisch gewirtschaftet und die Pinot Noirs sowie Chardonnays, die hier wachsen, werden als Einzellagen ausgebaut. „Nur so erhält man seine Identität“, sagt Francois überzeugt, während er uns den Weinkeller aus dem 12. Jahrhundert zeigt.

Außerdem lautet seine Devise so wenig Schwefel wie möglich einzusetzen, denn die Säure sei bereits ein perfektes Konservierungsmittel. „Schließlich wollen wir die Einzigartigkeit bewahren und nichts maskieren“, betont er. Daher werden bei ihm auch niemals die Trauben gepresst. „In der Schale sitzt das Terroir und das will ich bestmöglich wiedergeben“, fährt er mit fester Stimme fort und schon wächst die Vorfreude auf die kommende Verkostung. Der Mann hat klare Ansätze und man stellt sich nach diesen Statements charaktervolle, ehrliche, identitäre Weine vor.

Im Weinkeller der Domaine Chantal Lescure

 

Terroir im Glas

Die Ahnung hat sich bewahrheitet. Bei der folgenden Verkostung der Pinot Noirs kommen präzise Weine ins Glas, die die jeweilige Lage erkennbar wiedergeben. Das macht Freude und weckt das Verständnis für die jeweiligen Böden.

Der Nuits-Saint-Georges Premier Cru „Les Vallerots" 2015 ist beeindruckend. Man mag gar nicht mehr aufhören, die Aromen auf sich wirken zu lassen. Herrlich, diese Röstnoten mit etwas verbranntem Gummi in der Nase, was dem Wein einen ganz besonderen Charakter gibt. „Genau!“ ruft Francois, „das ist typisch für die Lage und diese Noten wirst du nie in Pommard finden.“ Denn die Tannine von Trauben aus den Pommard-Lagen seien ganz anders beschaffen, gingen direkt ins Holz, womit sich diese besondere Röstnote nicht entwickeln könne.

„Bezeichnend für unsere Nuits-Saint-Georges ist außerdem eine ganz präsente Säure, fast ähnlich zum Weißwein“, fügt er hinzu. „Das liegt an dem sehr harten Kalkstein der Böden. Und dessen Energie und Vibration möchte ich in den Wein bringen.“ Das ist ihm bestens gelungen. Der Wein hat eine wunderbare Lebendigkeit, Struktur und Vielschichtigkeit mit einem feinen salzig-mineralischen Nachhall.

Der Pommard Premier Cru „Les Bertins" 2015 stammt von 80 Jahre alten Reben. In der Nase zarte Tabaknoten, auch etwas Nuss. Am Gaumen ist er kräftiger, würzig, sehr stimmig, mineralisch mit einem Hauch Eisen und animierendem, noch leicht widerspenstigem Tannin. Eine homogene Mischung aus Kraft, Eleganz und Würze, die sich in verschiedenen Phasen aufbaut und einfach neugierig auf die nächste Entwicklungsstufe macht. Hier möchte man gar nicht mehr weg, zu spannend ist der Austausch mit Francois und das Verkosten seiner einnehmend präzisen Weine.

Villages Mâconais