Silke Roth und Benjamin Fischer im Gespräch „Der Eltif fühlt sich ähnlich wie eine Aktie an“

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Die Deutsche Bank hatte im Wealth Management bereits vor zwei Jahren einen Private-Equity-Eltif platziert. Welche ersten Erfahrungen konnten Sie machen?

Roth: Bislang sehr gute. Die Kunden, die investiert sind, schätzen es sehr, dass sie eben auch ihre Private-Equity-Anlagen in einem Wertpapierdepot sehen können und selbstverständlich Unterlagen von uns auf Deutsch bekommen. Damit fühlt es sich ähnlich an wie eine Aktie, obwohl es ja eigentlich eine illiquide Anlage ist. Die Platzierung lief sehr gut, und das Angebot hatte zur Folge, dass die Nachfrage gestiegen ist. Unsere Berater haben nun mit dem zweiten Eltif neben Schulungen zum Produkt bereits auch die praktische Erfahrung, die unseren Kunden zugutekommt.

Fischer: Für uns Asset Manager und die Vertriebspartner hingegen sind die Abwicklungswege deutlich komplexer geworden. Zum einen finden wie bei allen Private-Equity-Investments Kapitalabrufe statt. Für diese Capital Calls müssen die entsprechenden Buchungen operativ machbar sein. Entsprechend ist im Vorfeld der Abstimmungsaufwand zwischen Asset Managern und Vertriebspartnern hoch. Die Abläufe sind einfach noch nicht eingespielt. Wenn das Produkt aber erst einmal aufgesetzt ist, sollte das ganze Handling einfacher sein, weil es weniger manuell als typische Private-Markets-Fonds ist. Für uns Asset Manager gibt es dann noch länderspezifischen Besonderheiten. In Deutschland war dies beispielsweise die Frage des marktüblichen Daten-Providers WM. Wir mussten Sorge dafür tragen, dass wir die nötigen Produktinformationen dort aufsetzen.

Roth: Für uns als Bank hat sich unter anderem geändert, dass man den Kunden bei früheren KG-Strukturen an die KG-Gesellschaft vermittelt hat. Von dieser bekam der Anleger dann Quartals- und Jahresberichte, besagte Kapitalabrufe. In Zukunft ist es so, dass der Kunde bei uns verbleibt. Wir sind verantwortlich für die Verbuchung, Kapitalabrufe, Rückzahlungen und die Weitergabe von Unterlagen.

Sie sprechen das Fehlen von eingespielten Abläufen an. Ist Ihr Eindruck, dass sich daran aktuell etwas branchenweit ändert? Viele Produkte gibt es ja noch nicht.

Fischer: Um das operationelle Set-up zu schaffen, müssen Asset Manager und Vertriebsorganisationen sich erst mit der Regulierung auseinandersetzen, um dann entsprechende Prozesse zu schaffen. Später muss man Beraterschulungen durchführen. Das alles nimmt Zeit in Anspruch. Es hat in der Tat etwas gedauert, bis seit der Einführung der Eltif-Regulierung 2015 die ersten Produkte an den Markt kamen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Akzeptanz stark zunehmen wird. Sind in Zukunft besagte Abwicklungswege einmal eingespielt, nimmt der Initialaufwand auch deutlich ab. Daher gehen wir als Blackrock davon aus, dass der Eltif eine große Zukunft haben wird, und planen deswegen auch eine Erweiterung unseres Angebots durch andere Privatmarkt-Strategien über das Private-Equity-Thema hinaus.

Könnten Vertriebsorganisationen sich sorgen, dass ihre Kunden das Kapital aus anderen Produkten, beispielsweise der Vermögensverwaltung oder dem Beratungsgeschäft, für ein Eltif-Investment abziehen?

Fischer: Die Gefahr sehen wir nicht, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sehr viel Geld auf deutschen Sparkonten rumschlummert. Dieser Aspekt war auch in keinem der Gespräche mit Vertriebsorganisationen bislang ein Thema.

Roth: Dem kann ich nur zustimmen. Momentan ist es so, dass die Kunden illiquide Anlagen einfach nachfragen – wobei wir interne Vorgaben beachten, dass wir keinen Kunden bei illiquiden Anlagen über eine Grenze von 25 Prozent hinsichtlich seines Gesamtportfolios beraten dürfen. Erfreulich für uns ist,  dass unser erstes Eltif-Angebot auch Neukunden angezogen hat.

Fischer: Wir glauben auch, dass man sich als Finanzdienstleister mit entsprechenden Angeboten künftig gegenüber Wettbewerbern differenzieren können wird.