Italientour von Rut & Wiess Friaul: Wo die besten Weißweine zuhause sind

Weinkolumne „Rut und Wiess“ von Oliver Morath

Weinkolumne „Rut und Wiess“ von Oliver Morath: In 2023 erkundet der Kolumnist des private banking magazins Italien und seine Weinregionen. Foto: Hardy Welsch

Die Italienreise von Rut & Wiess geht weiter. Nächstes Ziel: Friaul. Hauptstadt der Region ist Triest. Eine Stadt, die bei den wenigsten Italienreisenden ganz oben auf der Liste steht. Ein klarer Fehler. Triest ist ein Traum. Triest kann Natur, kann Strand und kann Nachtleben. Allerdings ist die Stadt für die meisten – wie fast alles in Friaul – nicht typisch Italienisch genug. Wenn ich ehrlich bin, so ging es mir bei meinem ersten Besuch auch. Woran das liegt? Friaul liegt im Nordosten und grenzt sowohl an Österreich als auch an Slowenien, Einflüsse, die man hier immer wieder findet. Oft fährt man durch Orte und fühlt sich an seine Jugendurlaube in den 80ern zurückversetzt. Im Friaul scheint vielerorts die Zeit stillzustehen. Dies macht aber auch den Charme dieser Region aus.

Die Winzer und Ihre Weine

In den letzten Jahren ist in den Kellern der Winzer in Friaul so viel Verbesserung eingetreten, dass diese Region mehrmals hintereinander zur besten Weißweinregion Italiens gekürt wurde. Aber auch die Perlweine haben Klasse. Der weit verbreitet Prosecco kommt aus der Region um die Stadt Triest. Besonders spannend ist die Sorte Ribolla Gialla, die immer mehr an Anbaufläche gewinnt. Die Sortenvielfalt bei den Weißweinen kennt keine Grenzen, alleine 13 sind in der Region zugelassen.

 

Unter den bekannten internationalen Weinsorten befinden sich natürlich Chardonnay, Sauvignon Blanc, aber auch die Müller Thurgau Traube. Einige „Drei Gläser Weine“ (höchste Auszeichnung für italienische Weine) bringen diese Trauben Jahr für Jahr aufs Fass und später ins Glas.

Auch spannend sind die autochthonen Rebsorten, hier möchte ich ganz speziell den Friulano erwähnen. Bei den Rotweinen ist die Sortenvielfalt etwas geringer und wird bei den Topweinen von den internationalen Rebsorten geprägt. Merlot und Cabernet Sauvignon seien hier genannt.

Welche Weingüter sollte man sich ansehen? Die Reihenfolge stellt keine Wertung dar, es handelt sich ausschließlich um diejenigen Winzer der letzten Jahre und Jahrzehnte, die die Region geprägt haben: Jermann, mittlerweile wurde die Mehrheit von Antinori an diesem wunderbaren Weingut erworben, Edi Keber, La Tunella, Villa Russiz und – mein persönlicher Favorit – das Castello di Spessa.

 

Was sollte man getrunken haben?

Wie schon oft von mir beschrieben, das ist zum einen Geschmacksache und oft auch von der Stimmung abhängig. Meine beiden Empfehlungen für diese Region:

  • Jermann Sauvignon: Dieser Wein wurde als Weißwein aus den Sauvignon-Trauben gekeltert. Trockener und gehaltvoller Geschmack, Duft nach Holunder und Gras, gepaart mit einem leuchtenden Gelb macht diesen Wein zum perfekten Begleiter zum Risotto.
  • Castello die Spessa Pinot Nero Cassanova: Würzige Noten vermischen sich mit Noten von roten Früchten. Die Nase wird von einem Duft nach Himbeeren betört. Diese Pinot Nero ist wunderbar elegant und samtig. Genießt diesen Wein zu Lamm oder einer würzigeren Pasta.

Was gibt es sonst noch zu sagen?

Wer ins Friaul fährt, um einen klassischen Italien Urlaub zu machen, der wird sicher enttäuscht sein. Wer allerdings Neues erkunden will, nicht an jeder Ecke eine Pizzeria braucht, der kann im Friaul einen wunderbar entspannten Urlaub verbringen. Viele Weingüter haben Gästezimmer und freuen sich über Besucher.

Die Region besticht definitiv über ein erstklassiges Preis-Leistung-Verhältnis, ähnlich wie die Weine der Region. Und wer sich vor Antritt der Reise noch etwas mehr Wissen über die Region und ihre Weine anlesen möchte, dem empfehle ich den Weinkrimi „Die Ribolla Verschwörung“.

Unser nächster Stopp führt uns ins Valpolicella zu den großen Amarone Weinen und an den Gardasee.

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