private banking magazin: Herr Lindauer, Private Equity ist derzeit sehr gefragt, warum ist das so?
Michael Lindauer: In den vergangenen zehn Jahren hat Private Equity gute Renditen geliefert. Die logische Konsequenz daraus ist, dass immer mehr Anleger anfingen, sich darüber zu informieren und festgestellt haben, dass Private Equity gerade im Niedrigzins-Umfeld eine sehr vorteilhafte Anlageklasse sein kann. Interessant ist, dass um 2008/2009 die Zahl der Private-Equity-finanzierten Firmen die Zahl der börsennotierten überholt hat. Vor diesem Hintergrund können wir größere Teile der Wirtschaft abbilden.
Wie ist die Allianz in dem Bereich aufgestellt?
Lindauer: Die Allianz investiert seit 1996 in Private Equity. Dabei investieren wir erstens über eine globale Fund-of-Funds-Strategie mit externen Fondsmanagern in neue Private-Equity-Fonds, sogenannte Primaries. Zweitens kaufen wir Anteile an Private-Equity-Fonds von anderen Investoren, sogenannte Secondaries. Und drittens tätigen wir Co-Investments, bei denen wir mit dem Fondsmanager direkt in Firmen investieren.
Welche Lehren haben Sie aus den vergangenen 25 Jahren gezogen?
Lindauer: In erster Linie muss kontinuierlich investiert werden. Das Programm mit Private Equity läuft seit der Auflegung ununterbrochen und das mit steigenden Volumina. Unser Vorteil ist dabei, dass wir die Allianz-Gruppe hinter uns haben, die über gute, aber auch weniger gute Zyklen hinweg kontinuierlich investiert und Krisen gemeinsam mit uns durchstehen kann. Im letzten Jahr haben wir das Private-Equity-Geschäft auch für institutionelle Anleger außerhalb der Allianz geöffnet.
Wo sehen Sie die Vorteile von Private Equity, Herr Ott?
Andreas Ott: Unsere Private-Equity-Strategie ist langfristig angelegt, was perfekt als Baustein zum Geschäftsmodell der Lebens- und Krankenversicherung passt. Im Gegensatz zu Aktien handelt es sich um einen Markt für Profis, die institutionellen Anleger. Für den Erwerb von Unternehmensanteilen abseits der Börse benötigt man aber nicht nur umfassende Expertise, sondern muss auch die Bereitschaft mitbringen, die investierten Mittel über viele Jahre anzulegen, ohne kurzfristig darauf zugreifen zu können. Gleichzeitig ist die Schwankungsanfälligkeit deutlich geringer, weil das Geschäft im Gegensatz zur Börse weniger schnelllebig ist und nicht so sehr zu Übertreibungen neigt.
Mehr Rendite also bei weniger Volatilität. Gibt es noch mehr Gründe für Private Equity?
Lindauer: Die stärkeren Einflussmöglichkeiten sind ein wichtiger Aspekt. Es gibt – sehr vereinfachend – nicht nur einmal im Jahr eine Hauptversammlung wie bei börsennotierten Unternehmen, sondern eine Private-Equity-Firma ist wöchentlich, in heißen Phasen sogar täglich mit ihrem Portfoliomanager im Kontakt. Dazu kommt, dass die Firmen ihre Quartalsergebnisse nicht veröffentlichen müssen, was zusätzlichen Druck rausnimmt. Dadurch können längerfristige Strategien verfolgt werden, was wiederum der Rendite zugutekommt. Für einen Partner wie eine Lebensversicherung passt das sehr gut, da sie generell an langfristigen Investments interessiert ist.
Herr Ott, Sie haben vom Baustein Private Equity gesprochen. Können Sie für die Allianz Leben konkrete Zahlen nennen?
Ott: Vor knapp zehn Jahren lagen wir bei 1 bis 2 Prozent und jetzt sind wir bei rund 4 Prozentpunkten. Das klingt wenig, bei einem Gesamtportfolio von mehr als 300 Milliarden Euro zum Jahresende 2021 bei der Allianz Leben reden wir bei diesen Prozentsätzen immerhin über 12 Milliarden Euro. Der Großteil der Lebensversicherung ist aber in Anleihen mit hoher Bonität investiert, also besonders sicher. Das liegt daran, dass wir unseren Kunden Zahlungsversprechen gegeben haben, die wir einhalten müssen, zum Beispiel für ihre Altersvorsorge. Unterm Strich bedeutet das, dass knapp 25 Prozent des Portfolios in Substanzwerten angelegt sind, also Private Equity, Immobilien, Infrastruktur und erneuerbare Energien.