Erschließung neuer Wertsteigerungspotenziale Digital Assessments als Werthebel für das Private-Equity-Portfolio

Peter Henssen und Peter Feldmeier von Etribes

Peter Henssen und Peter Feldmeier von Etribes: „Digital Assessments sind für innovative Private-Equity-Unternehmen in allen Phasen des Deal Lifecycles unerlässlich geworden.“ Foto: Etribes

Die noch relativ junge Private-Equity--Branche ist seit ihrer Entstehung fast unvergleichlich schnell gewachsen. Laut Preqin werden die verwalteten Vermögen von Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds im Jahr 2026 voraussichtlich 11,12 Billionen US-Dollar betragen. Doch die Private-Equity-Industrie steht vor einem Wendepunkt: Durch zunehmende Industriereife und dem damit steigenden Wettbewerbsdruck wird es immer schwieriger für Akteure, sich zu differenzieren.

Zusätzlich ändert sich das Wirkungsfeld der Unternehmen durch die vier Megatrends Globalisierung, technologischer Fortschritt, demografischer Wandel und die Klimakrise rasant. In der vorherrschenden Umgebung von steigenden Kaufpreisen und sinkenden Renditen reichen die traditionellen Wertsteigerungshebel oft nicht, um vielversprechende Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren oder ein Wachstum der Portfolio-Unternehmenswerte zu erzielen.

Traditionelle Werthebel verlieren zunehmend an Schlagkraft

In den 1980er- und 1990er-Jahren haben Private-Equity-Unternehmen vor allem auf den Leverage-Effekt gesetzt, also die Erhöhung der Eigenkapitalrendite durch Fremdkapitaleinsatz. Im Anschluss gewannen operative und strategische Hebel zur Erzielung eines höheren Gewinns (vor allem Ebitda) zunehmend an Bedeutung. Während finanzielle, operative und strategische Maßnahmen in der Private-Equity-Branche mittlerweile so flächendeckend ausgereizt werden, dass sie kaum noch einen Wettbewerbsvorteil bergen, wurde digitale Transformation lange vernachlässigt.

Doch spätestens die Covid-19-Pandemie hat die elementare Bedeutung erfolgreicher digitaler Transformation unwiderruflich in den Fokus gerückt. Gleichzeitig steigt auch die Gefahr für etablierte Unternehmen, durch Geschäftsmodellinnovation von neuen und alten Playern disruptiert zu werden. In der Konsequenz sollten Unternehmen in einem Private-Equity-Portfolio verstärkt auf Wertsteigerung über die digitale Transformation sowie das systematische Venture Building setzen – Digital Assessments können dabei ein guter Startpunkt sein.

Digital Assessments zur Feststellung des Reifegrades der digitalen Transformation

Digital Assessments bedeuten, dass Private-Equity-Firmen regelmäßig auf der Ebene einzelner Portfoliounternehmen überprüfen, wie weit diese in ihrer digitalen Transformation sind. Desweiteren sollten sie auch auf Gesamtportfolioebene identifizieren, an welcher Stelle Kompetenzen fehlen, Potenziale unausgeschöpft bleiben und Best Practices ausgetauscht werden können. Der Begriff digitale Transformation bezieht sich in diesem Kontext auf eine strategische unternehmensweite Initiative, die darauf abzielt, mithilfe von neuen Technologien wie dem Internet of thins, künstlicher Intelligenz oder Machine Learning ein datengetriebenes Betriebsmodell zu etablieren.

Dabei entsteht Wertsteigerung nicht nur durch die Einführung geeigneter technischer Lösungen, sondern vor allem durch das Definieren effizienterer Geschäftsprozesse und einer Anregung der Belegschaft. Hierbei sind Effizienzsteigerungen nicht beschränkt auf Produktion oder Umgestaltung der Vertriebskanäle. Eine erfolgreiche digitale Transformation verändert auch die Produktentwicklung und die Kollaboration mit Kunden und Zulieferern tiefgreifend. Dabei nutzen digital transformierte Unternehmen Daten taktisch, um einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.


Konkrete Ziele digitaler Transformation beinhalten also unter anderem die Ermöglichung datengetriebener Entscheidungen, Markteinführung neuer Produkte und den Aufbau von Self-Service-Reporting-Kompetenzen. Idealerweise greift eine solche Transformation auf das Netzwerk des Portfoliounternehmens über, sodass ein digitales Ökosystem entsteht, indem Daten nahtlos ausgetauscht werden können. In Summe kann so das Wachstums- und Profitabilitätspotenzial des einzelnen Unternehmens sowie des Ökosystems enorm steigen.