Neueinschätzung des risikofreien Zinssatzes Welche Effekte sich für Anleiheinvestoren ergeben

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Europäische Peripherie: Kaufgelegenheiten in Portugal und Spanien

Für die Peripherieländer sieht der makroökonomische Ausblick insgesamt freundlich aus: Die Wirtschaft in den südeuropäischen Ländern wächst kräftig und die Haushaltslage hat sich verbessert. Die EZB wird ihre Stimulationsmaßnahmen stetig verringern, doch es werden auch weniger Staatsanleihen emittiert, so dass häufige Schocks für das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage ausbleiben dürften.

Die Volatilität der italienischen Staatsanleihen in diesem Frühjahr spiegelten vor allem die Unsicherheit über die politische Agenda der neu gebildeten Regierung aus der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega Nord wider. Wahlkampfversprechen in Bezug auf höhere Staatsausgaben, einen früheren Renteneintritt und niedrigere Zinsen haben die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der italienischen Staatsverschuldung definitiv erhöht.

Sollte ein Worst-Case-Szenario wie die vollständige Umsetzung aller Wahlversprechen in Verbindung mit einem deutlichen Anstieg der Risikoprämien für italienische Anleihen eintreten, könnte es zu einer Herabstufung der italienischen Bonitätsratings kommen – und womöglich zu Tumulten am Markt, falls Italien als Folge einer solchen Entwicklung aus wichtigen Marktindizes ausgeschlossen werden sollte.

Im Moment halten wir ein solches Szenario für unwahrscheinlich – Wir rechnen allerdings auch nicht damit, dass die Renditeaufschläge im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen unter 200 Basispunkte fallen, bis das Budget für 2018 veröffentlicht wird und die europäischen Partnerländer ihm zugestimmt haben. Folglich haben wir unser Engagement in Peripherieanleihen aus Italien zurückgefahren und Positionen in spanischen Anleihen ausgebaut. Durch die höheren Spreads in Spanien und Portugal ergeben sich dort gute Gelegenheiten, Rendite zu vereinnahmen.

Inflationsanleihen: USA bevorzugt

Die meisten Ökonomen erwarten für das laufende Jahr einen weiteren leichten Anstieg sowohl der Gesamt- als auch der Kerninflation. Zumindest für die Gesamtinflationsrate dürfte aber eine zwischenzeitliche Höchstmarke kurz bevorstehen. Dafür sorgen die jüngsten Entwicklungen am Ölmarkt und einige moderate Erhöhungen des Angebots im Zuge des OPEC-Treffens im Juni.

Wichtiger bleibt jedoch die Entwicklung der Kerninflation – und angesichts der angespannten Lage an den Arbeitsmärkten ist hier mit weiteren Anstiegen von den gegenwärtigen Niveaus (1,1 Prozent in der Eurozone und 2,2 Prozent in den USA) zu rechnen. Wir bleiben daher optimistisch in Bezug auf die weitere Entwicklung der Break-Even-Inflation. Allerdings sind die realen Anleiherenditen in der Eurozone und Großbritannien eher wenig reizvoll.

Besser sieht es in den USA aus, wo die Renditen in den vergangenen Wochen einen Gipfel erreicht zu haben scheinen. Wir bevorzugen daher inflationsindexierte Anleihen aus den USA (TIPS), während wir pessimistisch in Bezug auf die realen Renditen in der Eurozone sind und lediglich leicht optimistisch für reale britische Renditen am kurzen Ende der Kurve.