Neueinschätzung des risikofreien Zinssatzes Welche Effekte sich für Anleiheinvestoren ergeben

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Investmentgrade-Unternehmensanleihen: Die Risiken bleiben bestehen

Corporate Bonds sind zuletzt günstiger geworden. Die Spreads haben sich auf ein Niveau ausgeweitet, das zuletzt im Sommer 2016 zu sehen war. Dies ist auf eine vorsichtigere Haltung vieler Investoren, die verringerte Wirkung des Quantitative Easing und ein weiterhin hohes Angebot am Markt zurückzuführen. Immerhin aber bleibt das makroökonomische Umfeld zum größten Teil freundlich, die Unternehmensgewinne halten sich gut und die Verschuldung liegt generell auf einem erträglichen Niveau.

Dennoch war es klar, dass die Spreads zu Beginn des Jahres 2018 zu eng waren. Und weil die Unsicherheit in Bezug auf die Konjunktur gestiegen ist, sind die Risikoprämien gestiegen. In den USA hat die straffere Geldpolitik ihren Teil zu dieser Entwicklung beigetragen, in Europa beeinflusst das nahende Ende des Quantitative Easing und des Ankaufsprogramms von Unternehmensanleihen ebenfalls die Kurse. Angesichts dieser Ausgangslage sehen wir durchaus Potenzial für eine zusätzliche Ausweitung der Spreads. Das größte Risiko stellt dabei die makroökonomische Entwicklung dar.

High-Yield-Anleihen: interessant im Vergleich zu anderen Anleihesegmenten

Die High-Yield-Märkte haben sich in den vergangenen Monaten sehr unterschiedlich entwickelt: US-Anleihen zeigten eine starke Performance, während der europäische Markt unter höheren Risikoprämien in der Folge des Italien-Ausverkaufs litt. In den USA bewegte sich die Rendite (Yield to Worst) zuletzt zwischen 6,2 und 6,4 Prozent – ein interessanter Aufschlag gegenüber Investmentgrade-Anleihen. Das gilt insbesondere deshalb, weil die Ausfallraten weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau liegen und die Volatilität an den Aktienmärkten zuletzt wieder gesunken ist.

In Europa bewegten sich die Renditen im schwierigen Monat Mai zum ersten Mal seit Ende 2016 wieder über 3 Prozent. Angesichts verbesserter Bewertungen sind wir nun sowohl für den US- als auch für den europäischen Markt optimistischer als zuvor. Allerdings verringern die Kosten einer Währungsabsicherung den Reiz von US-Renditen für Investoren aus Europa. In Europa selbst setzen wir eher auf kürzere Laufzeiten und bevorzugen Unternehmen aus zyklischen Sektoren. Insgesamt sieht der High-Yield-Markt derzeit interessanter aus als die meisten anderen Bereiche der Anleihemärkte.

Dennoch steht diese – wie auch viele andere – Prognosen unter dem Vorbehalt, dass die am Horizont drohenden politischen und wirtschaftlichen Risiken im Idealfall nicht zur Realität werden sollten.

 

Über den Autor:
Chris Iggo ist Investmentchef der Buy-and-Maintain- und aktiven Strategien im Bereich Fixed Income sowie Leiter Fixed Income in Europa und Asien bei Axa Investment Managers. Er kam 2005 als Senior Strategist zu Axa IM, bevor er 2008 seine aktuelle Position antrat. 2014 übernahm Iggo zusätzlich die Verantwortung für die europäischen und asiatischen Fixed-Income-Divisionen.

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