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Auf Kosten der Rendite Anleger in Europa verschlafen das Anpassen ihrer Anleiheportfolios

Seit der weltweiten Finanzkrise sind mehr als zehn Jahre vergangen. In diesem Zeitraum erlebten die Märkte eine andauernde lockere Geldpolitik. Insbesondere Anleger mit europäischen festverzinslichen Anlagen profitierten von allgemein guten Renditen und relativ geringen Risiken, was zum Teil auf das historisch einmalige Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen ist.

Zentralbanken in immer mehr Regionen der Welt kehren sich jedoch allmählich von der lockeren Geldpolitik ab, die sie im Nachgang der globalen Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2009 eingeführt hatten. Während die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) eindeutig auf weitere Zinsanhebungen zusteuert und ihre Bilanz abbaut, gestaltet sich die Situation in Europa etwas anders. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bislang noch gezögert, sich Zinserhöhungen anzuschließen. Inzwischen wächst jedoch der Druck auf die Entscheidungsträger, ihre Absichten zu signalisieren.

EZB-Zinsen dürften bis zum Erreichen des Inflationsziels niedrig bleiben

Wir vermuten, dass die EZB auf ihrem bisherigen Kurs bleiben wird – bis die Inflation in Europa die Zielwachstumsrate von 2 Prozent erreicht hat. Unserer Ansicht nach ist es unwahrscheinlich, dass dieser Fall vor 2020 eintritt.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die europäischen Festzinsmärkte gegen Volatilität gefeit sind. Vielmehr lassen sich trotz der mehrfach durch die EZB bestätigten Geldpolitik im Lauf des Jahres einzelne Abverkäufe bei Anleihen beobachten. Auf diese Weise versuchen die Märkte, den Zeitpunkt der geldpolitischen Kehrtwende richtig einzuschätzen. Anfang des Jahres stiegen als Folge der EZB-Erklärung im Januar, das auf 2,3 Billionen Euro angewachsene Wertpapierkaufprogramm noch bis mindestens September 2018 fortzusetzen, in ganz Europa die Anleihenkurse, obwohl vorläufig keinerlei Veränderung angekündigt wurde.

Derartige Volatilitätsschübe können sich erheblich auf die Wertentwicklung eines Anleihenportfolios auswirken. So würde beispielsweise bei zehnjährigen Bundesanleihen mit einer Jahresendrendite von 0,427 Prozent ein Anstieg um 10 Basispunkte (0,1 Prozent) den potenziellen Ertrag aus über zwei Jahren zunichtemachen.

Rückkehr der Volatilität eröffnet Kaufchancen

Meiner Ansicht nach können es sich die Anleger nicht mehr leisten, die Entwicklung ihrer europäischen festverzinslichen Anlagen zu verschlafen. Angesichts der Rückkehr der Volatilität an die europäischen Festzinsmärkte sollten Anleger eine aktive, dynamische und wohlüberlegte Strategie verfolgen. Ich gehe davon aus, dass sich denjenigen, die sich daran halten, dank der Volatilität interessante Kaufgelegenheiten eröffnen dürften.

Franklin-Templeton-Studie bringt überraschende Ergebnisse

Um die Auffassungen der Anleger hinsichtlich europäischer festverzinslicher Anlagen besser zu verstehen, haben wir 320 Personen befragt, die als professionelle Anleger im Bereich europäischer festverzinslicher Anlagen tätig sind. Die Berater und Fondsmanager mit diskretionärem Mandat stammen aus den vier europäischen Ländern Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Sie gaben nicht nur Auskunft zu ihren Einstellungen und Sorgen mit Blick auf die Veränderungen an den Märkten, sondern gaben auch Einblicke in Portfoliostrukturierung und Investmentansätze. Die Umfrage wurde im Januar 2018 von CoreData Research durchgeführt.

Die Ergebnisse waren eine Überraschung: Die Anleger sind in der Regel bei der Verwaltung ihrer Portfolios übermäßig vorsichtig und lassen insgesamt eine geringe Risikobereitschaft erkennen. Trotz dieser Tatsache tendieren sie dazu, wenn überhaupt, Risiken in hochverzinslichen Kreditinstrumenten einzugehen, obwohl sie überhöhte Bewertungen befürchten. Außerdem werden sie im Blick auf befürchtete niedrige Renditen allgemein nicht sonderlich aktiv. In manchen Fällen wiederum handeln sie zur Abschwächung anderer Gefahren wie etwa der Zinsrisiken aus unserer Sicht zu aktiv.

Allgemein ließen sich folgende wichtige Aspekte aus den Ergebnissen ableiten:

  • Defensive Positionierung: Anleger melden eine geringe Risikobereitschaft aufgrund von Sorgen, unter anderem über steigende Volatilität.
  • Hochzinsanlagen: Hier waren die befragten Anleger risikobereit.
  • Zu passive Strategie: Anleger konzentrierten sich trotz des Niedrigzinsumfelds weiter auf europäische Kernmärkte mit niedrigen Renditen.
  • Zu aktive Strategie: Die befragten Anleger meldeten trotz der Annahme, dass die Zinsen in Europa niedrig bleiben werden, eine Verringerung der Duration, wodurch sie wertvolle Renditen opfern.
  • Zukünftige Entwicklungen: Die Befragten meldeten ein zunehmendes Interesse an „grünen“ Anleihen, SRI-Anleihenfonds (Socially Responsible Investing) und Impact-Investing-Fonds.

Fazit

Anleger sollten die steigende Volatilität als Chance begreifen. Übermäßige Vorsicht und eine insgesamt eher geringe Risikobereitschaft kosten Rendite. Anleger mit einer aktiven, dynamischen und wohlüberlegten Strategie können hingegen die Wertentwicklung ihrer Anleihenportfolios zu ihren Gunsten steuern.

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