Institutionelle Investoren mit einem Faible für nachhaltige Anlagen haben in den vergangenen Jahren Green Bonds beziehungsweise „grüne“ Anleihen in ihr Portfolio aufgenommen. Ein Vorreiter ist zum Beispiel die Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW. Durch den Ankauf von Green Bonds will sie einen Beitrag zur Finanzierung von Klima- und Umweltschutzprojekten leisten. Seit April 2015 baut die KfW mit Unterstützung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und nuklearer Sicherheit ein globales Green-Bonds-Portfolio auf. Insgesamt will sie bis zu 2 Milliarden Euro in diese Anleihen investieren. Weltweit werden inzwischen grüne Anleihen im Umfang von 150 Milliarden Dollar pro Jahr emittiert.
Doch nicht bei allem, was Green Bond heißt, kann man auch sicher sein, dass „green“ drinsteckt. So lautet das Ergebnis einer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Studie des Südwind-Instituts für Ökonomie und Ökumene. In der Studie mit dem Titel Glaubwürdigkeit und Zusätzlichkeit von Green Bonds kam jetzt ans Tageslicht, dass von über 400 untersuchten Herausgebern von Wertpapieren nicht einmal die Hälfte offenlegt, welche konkreten Projekte mit den Green Bonds finanziert werden. Positiv ist, dass die Studienmacher von rund 3.000 Projekten nur zwei Prozent als problematisch einschätzen, weil sich der ökologische Nutzen nicht erschließe.
Vergleiche zwischen unterschiedlichen Anbietern möglich machen
„Green Bonds müssen auch im Hinblick auf ihre qualitative Aussagekraft besser werden. Zukünftig brauchen wir Standards und Referenzgrößen zum Beispiel für die Berechnung von Kohlendioxid-Einsparungen, damit Vergleiche zwischen unterschiedlichen Anbietern möglich werden. Dies ist umso wichtiger, weil die Nachfrage nach Green Bonds auf der Investorenseite steigen wird“, kommentiert Michael Dittrich. Dem Abteilungsleiter Finanzen und Verwaltung bei der DBU zufolge, dürfe es nicht sein, dass Anleger mit dem Kauf solcher Papiere lediglich ihre Bilanz grün färben könnten. Green Bonds müssten höheren Anforderungen an Transparenz genügen als herkömmliche Papiere.
Dass es sie überhaupt gebe, sei allerdings „grundsätzlich ein gutes und sinnvolles Element für eine nachhaltige Entwicklung im Finanzsektor“, argumentiert Dittrich: „Als es vor zwölf Jahren noch keine Green Bonds gab, spielten Umweltaspekte bei Anleihen so gut wie gar keine Rolle. Und Transparenz gab es noch weniger.“
Die im Jahr 1990 gegründete Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat nach Dittrichs Angaben rund 50 Millionen Euro in Green Bonds investiert. Nachhaltige Kapitalanlagen seien ein fester Bestandteil der Anlagestrategie des hauseigenen Vermögensmanagements der DBU mit ihrem Kapital von über 2,2 Milliarden Euro.
Vorbild KfW
Die KfW wiederum hat ihre Mindestanforderungen an die Qualität der anzukaufenden Green Bonds ebenfalls fixiert. Dazu zählt die klare Definition der Projekte inklusive der Darstellung der Ziele und der erwarteten Umweltauswirkungen sowie die sachkundige Projektauswahl und transparenter Prozess der zweckgebundenen Mittelverwendung. Darüber hinaus pocht die Staatsbank auf regelmäßige, öffentliche Berichterstattung über Art und Umfang der Projekte, Mittelabfluss und Umweltauswirkungen (soweit möglich quantifiziert) und sie lässt die Projekte durch eine qualifizierte unabhängige Drittpartei verifizieren.
Über die Studie:
Seit dem Jahr 2007 gibt es mit Green Bonds festverzinsliche Wertpapiere, deren Erlöse nur in Projekte zum Umwelt- und Klimaschutz fließen. Sie erfreuen sich hoher Beliebtheit, meist ist die Nachfrage von Investoren höher als das Angebot. Doch es gibt kritische Stimmen. In dieser Studie untersucht das Südwind-Instituts für Ökonomie und Ökumene die beiden wohl häufigsten Kritikpunkte an Green Bonds untersucht. Zum einen wird Green Bonds mangelnde Transparenz und Glaubwürdigkeit vorgeworfen. Zum zweiten ist fragwürdig, inwieweit Green Bonds tatsächlich zusätzliches Kapital für ökologisch sinnvolle Projekte generieren (sogenannte Zusätzlichkeit / Additionalität).