Neue Ansätze sind gefragt Die Welt der Mischfonds steht vor einem Umbruch

Simon Westendorf von Starcapital: Der Portfoliomanager macht sich Gedanken zu Zukunft von klassischen Mischfondsstrategien.

Simon Westendorf von Starcapital: Der Portfoliomanager macht sich Gedanken zu Zukunft von klassischen Mischfondsstrategien. Foto: Starcapital

Multi-Asset-Fonds fanden in den vergangenen fünf bis zehn Jahren unter Investoren zahlreiche Anhänger. Anleger schätzten vor allem, dass diese Fonds gleichzeitig in mehrere Asset-Klassen investieren und so maßgeschneiderte Lösungen ermöglichen. Ziel ist es, durch unterschiedliche, gering korrelierende Renditequellen ein solides Risiko-Ertrags-Profil zu erschließen.

Im vergangenen Jahrzehnt lieferten neben Aktien insbesondere auch Anleihen einen beträchtlichen risikoadjustieren Performance-Beitrag. Grund hierfür war neben dem wirtschaftlichen Aufschwung vor allem die Politik der Notenbanken: Um das instabile Finanzsystem in angespannten Marktphasen wie der Finanzkrise 2008/2009 oder auch während der aktuellen Corona-Krise am Leben zu erhalten und die steigende Schuldenlast der Länder finanzierbarer zu machen, senkten sie weltweit die Zinsen auf ein nie da gewesenes Niveau. Dies führte an den Rentenmärkten zu hohen Kursgewinnen, von dem klassische Mischfonds über ihre Anleihe-Investments enorm profitierten.

Veränderte Rahmenbedingungen

Mit Blick auf die aktuelle Situation wird schnell deutlich, dass Anleihen in Zukunft voraussichtlich nicht noch einmal einen derart attraktiven Performance-Beitrag für Mischfonds liefern können: Der europäische Rentenmarkt ist auf „Drogen“, die Anleihe-Kupons von großen etablierten Unternehmen liegen oft bei null Prozent. Renditeerwartungen liegen oft sogar deutlich unter der Null-Prozent-Schwelle.

Gleichzeitig zeigt die jüngste Abwertung des US-Dollar, dass Renten-Investments selbst in den USA, wo die Zinsen noch über null Prozent liegen, mit hohem Risiko behaftet sind. Eine weitere Schwäche des Greenback gegenüber dem Euro von beispielsweise 5 Prozent kann für europäische Anleger schnell die Kupon-Zahlungen von drei bis vier Jahren vernichten.

Sollte ein Szenario eintreten, in dem die Zinsen nicht weiter fallen oder gar steigen, werden sich die Rahmenbedingungen für Mischfonds strukturell verändern: Viele Rentensegmente in den Mischfonds erhielten keine Unterstützung mehr, sondern deutlich Gegenwind. Fragt sich also, ob und wie Anleihen in Mischfonds einen positiven Performance-Beitrag leisten können.

Tatsächlich spüren defensive Mischfonds auf der Rentenseite in einem Umfeld steigender Zinsen Schwierigkeiten, da der Rentenanteil in dieser Kategorie höher ist als bei offensiver ausgerichteten Mischfonds, die konzeptionell weniger Anleihen halten. Gleichzeitig gilt zu bedenken, dass zu schnell steigende Zinsen auch den Aktienmarkt belasten könnten.