Gané-Gründer und -Vorstände im Gespräch „Die Digitalisierung ist eine Attacke auf die Mittelmäßigkeit“

Uwe Rathausky (li.) und Henrik Muhle (Mitte) und Marcus Hüttinger: Während die ersten beiden 2007 die Gané Aktiengesellschaft gründeten und über die Jahre den über 4 Milliarden Euro schweren Mischfonds Acatis Gané Value Event schufen, wechselte Hüttinger Anfang 2020 als Partner zum Gané-Team.

Uwe Rathausky (li.) und Henrik Muhle (Mitte) und Marcus Hüttinger: Während die ersten beiden 2007 die Gané Aktiengesellschaft gründeten und über die Jahre den über 4 Milliarden Euro schweren Mischfonds Acatis Gané Value Event schufen, wechselte Hüttinger Anfang 2020 als Partner zum Gané-Team. Foto: Gané Investment-AG

private banking magazin: Der Acatis Gané Value Event ist ein bekannter Milliarden-Mischfonds, der Gané Business Partner Fund dagegen nahezu unbekannt und enthält Aktien pur. Was vom großen Bruder ist im kleineren Aktienfonds drin?

Henrik Muhle: Schnittmengen gibt es zum Beispiel in der Anlagephilosophie und bei einzelnen Investments. Während wir im großen Fonds die Asset-Klassen Aktien, Anleihen und Liquidität mit unserem Value- und Event-Anlageprozess relativ breit bespielen und die Volatilität stets im Blick haben, ist der Gané Business Partner Fund sportlicher auf eine einzige Asset-Klasse ausgerichtet, mit höherer Konzentration und engerem thematischen Zuschnitt. Daneben können wir uns aufgrund des kleineren Volumens unabhängig von der Börsenkapitalisierung freier bewegen.

Wann kam die Idee für den Gané Business Partner Fund auf?

Uwe Rathausky: Die Idee wurde uns im Jahr 2018 angetragen. Nach den Erfolgen mit dem Gané-Partizipationsschein und dem Acatis Gané Value Event wurden wir gefragt, ob wir nicht einen exklusiven Fonds auflegen möchten, in dem handverlesene Partner gemeinsam mit uns investieren könnten. Das passte sehr gut, da Henrik und ich ohnehin eine Struktur suchten, mit der wir unser Geld langfristig investieren können und gleichzeitig den Trends aus digitaler Veränderung und dauerhaft expansiver Geldpolitik Rechnung tragen.

Was kam dabei raus?

Muhle: Der Gané Business Partner Fund ist ein auf wenige Unternehmen konzentriertes Portfolio aus etablierten, gleichwohl disruptiven und ertragsstarken Digitalisierungsgewinnern, die über einen langfristigen organischen Wachstumspfad verfügen. Der Fonds ist als deutscher Spezial-AIF ausgestaltet. So haben wir die Möglichkeit, einzelne Investments auch mit mehr als 10 Prozent zu gewichten.

Marcus Hüttinger: Zum Investorenkreis zählen Family Offices, Unternehmerfamilien, Privatbanken und Altersvorsorgeeinrichtungen. Das Mindestanlagevolumen beträgt 5 Millionen Euro. Eine Investition ist aufgrund der regulatorischen Vorgaben nur professionellen und semi-professionellen Anlegern erlaubt. Eine Anlage kommt also auch für Versicherungen, Stiftungen und ausgewählte Kunden von Privatbanken in Frage.

Sie erwähnten die Digitalisierungsgewinner: Was haben der Online-Händler Amazon, ein deutscher Finanzdienstleister wie Grenke und die Naturkosmetikkette L’Occitane gemeinsam?

Rathausky: Nun, zunächst einmal stehen mit Jeff Bezos, Wolfgang Grenke und Reinold Geiger hinter den drei genannten Geschäftsmodellen drei beeindruckende Unternehmerpersönlichkeiten. Mit ihnen als langfristiger Partner gemeinsam zu investieren, macht einfach Spaß. Von der Corona-Krise sind sie ganz unterschiedlich betroffen. Der Umsatz von Amazon schnellte im letzten Quartal um sage und schreibe 40 Prozent in die Höhe.

Grenke dagegen möchte zum weltweit größten Finanzdienstleister von kleinen und mittleren Unternehmen aufsteigen. Um das zu erreichen, sind Krisen notwendig. Während die Konkurrenz kaum neues Leasing-Geschäft schreibt und hohe Verluste verkraften muss, hat Grenke eine unterdurchschnittliche Schadenquote und die Anzahl der per elektronischer Signatur geschlossenen Verträge im Quartalsvergleich um 15 Prozent gesteigert. Das Verfahren ist inzwischen in 20 Märkten etabliert und ermöglicht die vollständig digitale Vertragsabwicklung.

L‘Occitane wiederum leidet als Naturkosmetikhersteller unter temporären Filialschließungen. Dafür schnellte aber der ohnehin starke Online-Umsatz um fast 100 Prozent in die Höhe. Alle drei profitieren von ihrer Kundennähe und digitalen Grundausrichtung. Sie dürften im Vergleich zu ihren Wettbewerbern deutlich stärker aus der Krise hervorgehen.