Viele Anleger nehmen nach wie vor an, dass die Schwellenländer wirtschaftlichen Krisen gegenüber anfällig sind. Es steht natürlich außer Frage, dass die Schwellenländer einige Turbulenzen hinter sich haben. Die asiatische Finanzkrise der späten 1990er Jahre, die mit Währungseinbrüchen und Abverkäufen an den Aktienmärkten einherging, war ein Einschnitt in der Entwicklungsgeschichte der Schwellenländer. Die Krise machte nur allzu deutlich, wie gefährlich hohe Leistungsbilanzdefizite und eine übermäßige Abhängigkeit von kurzfristigen US-Dollar-Krediten sein können, wenn gleichzeitig an den US-Dollar gebundene Währungen mit dünnen Devisenreserven verteidigt werden.
Heute verstärken schlagzeilenträchtige Probleme in einzelnen Schwellenländern, etwa in der Türkei aber auch in Argentinien, Venezuela und Pakistan, diese veraltete Wahrnehmung. Im Kontext des MSCI Emerging Markets Index spielen diese Länder allerdings nur eine kleine Rolle. Zum Vergleich: Die Türkei, größtes Land dieser Gruppe, ist im Index mit weniger als 1 Prozent gewichtet. Demgegenüber stehen im MSCI Emerging Markets Index mindestens zehn Unternehmen, die allein genommen größer sind als die Ländergewichtung der Türkei.
Schlüsse aus früheren Krisen gezogen
Aus unserer Sicht sind die genannten Länder in Anbetracht ihrer Verschuldung und anderer Herausforderungen deutliche Ausreißer. Auch wenn sich die allgemeinen wirtschaftlichen Merkmale dieser vier zurückgefallenen Schwellenländer gegenüber ihrem Zehn-Jahres-Durchschnitt verschlechtert haben, ist bei vielen anderen Schwellenländern eine Verbesserung zu beobachten. Wir sind der Ansicht, dass positive Veränderungen stattfinden. In vielen Fällen haben die Institutionen in Schwellenländern aus früheren Krisen gelernt und setzen daher die Stärkung ihrer Politik und ihrer Governance-Strukturen fort. Unserer Einschätzung nach haben diese Reformen einige Schwellenländer gegenüber diversen Belastungsquellen widerstandsfähiger gemacht.
So gibt es eine ganze Reihe konkreter, überzeugender Anzeichen auf institutionelle und politische Verbesserungen. Zum einen haben die Schwellenländer insgesamt ihre Devisenreserven seit den frühen 1990er Jahren erhöht (Grafik 1).
Grafik 1: Schwellenländer haben ihre Währungsreserven deutlich erhöht
Internationale Reserven in Prozent des BIP