Fragwürdige Vorzeichen Aktiv versus passiv ist der falsche Vergleich

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Doch regelmäßige Untersuchungen über die Gruppe derer, die in der Lage sind, den Markt zu schlagen, gibt es nicht. Gewiss, bei dieser Gruppe handelt es sich – wie bei den Champions-League-Fußballern – um eine Minderheit. Aber hier wie dort sind häufig dieselben Namen vertreten. Denn die wirklich guten Fondsmanager mit konsistentem Investmentansatz und intrinsischer Motivation sind in der Lage, über längere Zeiträume eine nachhaltige Outperformance zu erzielen. Gegenüber einem Referenzindex und damit auch vergleichbaren Fonds.

Allerdings ist es nicht einfach, die Leistung eines Fondsmanagers objektiv zu beurteilen. Nicht nur, dass Zeit, Wissen und Information fehlen, zum Teil Äpfel mit Birnen verglichen werden oder die betrachteten Zeiträume zu kurz sind. Rentenfonds kämpfen beispielsweise gegen Benchmarks, in denen Anleihen enthalten sind, die gar nicht oder kaum gehandelt werden, weil sie bei Emission ausschließlich in den Portfolios einiger sehr großer Investoren landen.

Bei Aktienfonds gibt es viele Sub-Anlageklassen, die keine ausreichende Zahl an Fonds aufweisen, so- dass die Branche gern Standard- und Nebenwerte in einen Topf wirft. Die Kategorie Aktienfonds Asien ohne Japan ist eines der größten dieser Sammelbecken. Zudem dürfen manche Fondsmanager in Indien und/oder Australien investieren, andere eben nicht, und wieder andere kaufen ausschließlich Aktien von Unternehmen aus den sogenannten Tigerstaaten.

Auch deshalb greifen die klassischen Rennlisten in der einschlägigen Presse zu kurz, weil viel stärker der Zufall in Form von kurzfristigen Marktverwerfungen beziehungsweise Glück oder Pech als das Know-how und Können des Managers die Ergebnisse bestimmen. Das Quartalsdenken bei Unternehmenslenkern prangern wir an, aber Fondsmanager sollen möglichst im Jahresrhythmus funktionieren. Gerade auch beim Investieren gibt es Zeiten, in denen gesät werden muss und erst später geerntet werden kann.

Zu guter Letzt lässt sich nicht jeder Investmentstil an einer Benchmark messen. Gut gemanagte Aktienfonds, die beispielsweise durch die Steuerung der Aktienquote eher das Risikoprofil eines Mischfonds aufweisen, erreichen langfristig Aktienrenditen, ohne von zwischenzeitlichen Kurseinbrüchen in vollem Umfang betroffen zu sein. Solche Fonds zeigen ihren Mehrwert meist nur in der Abschwungphase des Börsenzyklus. In der Hausse fallen sie wegen der meist höheren Kassehaltung gegenüber der zu 100 Prozent investierten Benchmark zurück.

Da einem Großteil der Anleger die Möglichkeit fehlt, die wirklich guten Fondsmanager, gleichsam die Champions-League-Spieler, systematisch aufzuspüren, ist für ihn der Rat zum Kauf von ETFs häufig der richtige. Dies gilt vor allem für Sparpläne, die dem langfristigen Vermögensaufbau dienen und bei denen sich der Anleger nicht fortwährend um die Qualität des Engagements kümmern kann und will. Dort kommt es stattdessen darauf an, in der richtigen Anlageklasse, nämlich in Aktien, investiert zu sein.


Über den Autor:

Alexander Orthgieß begleitet seit fast 20 Jahren das Kapitalmarktgeschehen. Der unabhängige Berater war bis Ende 2017 in der Geschäftsleitung des Auretas Family Trust tätig und verantwortete die Manager-Selektion des Strategieberaters.

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