Fragwürdige Vorzeichen Aktiv versus passiv ist der falsche Vergleich

Alexander Orthgieß begleitet seit fast 20 Jahren das Kapitalmarktgeschehen.

Alexander Orthgieß begleitet seit fast 20 Jahren das Kapitalmarktgeschehen.

Alle Jahre wieder wird in der und vor allem über die Fondsbranche Resümee gezogen. Und alle Jahre wieder kommen die Kommentatoren zu demselben Ergebnis: Der Durchschnitt der Fondsmanager schafft es nicht, den Index zu schlagen. Damit ist das Urteil bereits gefällt: Aktives Management lohne nicht, kostengünstige ETFs indes schon.

Als leidenschaftlicher Anhänger des aktiven Fondsmanagements möchte ich eine Lanze für wirklich gute Portfoliomanager brechen, die einen nachhaltigen Mehrwert für ihre Anleger liefern. Nehmen wir einmal an, der Durchschnitt der Portfolios aller Fondsmanager eines Segments spiegelt mehr oder weniger den jeweiligen Markt wider.

Dann müsste deren Wertentwicklung im Aggregat in etwa dem des jeweiligen Vergleichsindex entsprechen. Kommen noch die – teilweise hohen – Kosten hinzu, kann das Ergebnis einer jeden statistischen Untersuchung nur lauten: Der Durchschnitt der aktiv gemanagten Fonds hinkt in Höhe der durchschnittlichen Kosten hinter der Benchmark her.

Soweit logisch. Doch in welchem anderen Bereich wird die Leistung einer ganzen Berufsgruppe über den Vergleich mit dem Durchschnitt bewertet? Im deutschen Fußball wird bis in niedrige Klassen viel Geld gezahlt, aber es gibt nur drei Profi-Ligen. Folglich kann der Durchschnitt der Profi-Kicker nicht erstklassig sein. Viele werde es nie in die Champions League schaffen. Dennoch sind dort zahlreiche Spieler aktiv. Und häufig sind es die gleichen wie in den Vorjahren. Oder: Bilder durchschnittlicher Künstler hängen typischerweise nicht im Museum, und auch der durchschnittliche BWL-Absolvent wird nicht von einer der großen Unternehmensberatungen angeheuert.

Mir ist bewusst, dass mit der Erfindung von Indizes ein Instrument für Transparenz und Vergleichbarkeit geschaffen wurde – und dies ist auch gut so. Dass einige Banken und Finanzberater aus unterschiedlichen Gründen diverse Fonds an den Mann bringen (müssen), die den Anleger nicht zufriedenstellen (können), ist mir ebenso klar. Aber wie in jedem Beruf gibt es auch bei Fondsmanagern gute und weniger gute, es gibt durchschnittliche und solche, die ihren Beruf verfehlt haben. Und es gibt sehr gute und herausragende Manager, deren Performance langfristig deutlich besser ist als die der Benchmark.