Debütant aus Indien Anteil ausländischer Unternehmen am Schuldscheinmarkt wächst

Hauptsitz der Landesbank Baden-Württemberg in Stuttgart: Die Landesbank hat im vergangenen Jahr 135 Transaktionen am Markt für Schuldscheindarlehen gezählt.

Hauptsitz der Landesbank Baden-Württemberg in Stuttgart: Die Landesbank hat im vergangenen Jahr 135 Transaktionen am Markt für Schuldscheindarlehen gezählt. Foto: LBBW

Deutsche und auch ausländische Unternehmen haben den Schuldscheinmarkt im vergangenen Jahr rege für die Aufnahme von Fremdkapital genutzt. Das zeigt eine aktuelle Statistik der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Insgesamt beziffert die LBBW, ein wichtiger Dienstleister am Markt für Schuldscheindarlehen (SSD), das Absatzvolumen mit 27 Milliarden Euro. Das ist ein neuer Rekordwert. Gegenüber dem Jahr 2018 ist der Absatz um 16 Prozent angesprungen. Allerdings verbuchte der Markt bereits in den Jahren 2016 und 2017 ähnlich hohe Niveaus wie im vergangenen Jahr.

Laut LBBW stagnierte die Zahl der Schuldscheintransaktionen im vergangenen Jahr bei 135, darunter waren 50 Darlehensnehmer, die zum ersten Mal mit Hilfe von Schuldscheinen Fremdkapital aufgenommen haben. Der Schuldschein liegt in der Mitte zwischen Anleihe und Konsortialkredit. Wie beim Kredit handelt es sich um eine bilaterale Kreditbeziehung zwischen Emittent und Investor. Typische Investoren in Schuldscheinen sind Banken und institutionelle Anleger wie Versicherungen. Aber auch Sparkassen investieren rege in Schuldscheine, um ihre Kreditrisiken zu diversifizieren.

Die größte Transaktion des Jahres 2019 war der Schuldschein des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen: Das Unternehmen mit Sitz in Friedrichshafen sammelte bei Anlegern 2,1 Milliarden Euro ein. Laut LBBW habe sich das Thema Nachhaltigkeit im vergangenen Jahr „unübersehbar“ am SSD-Markt etabliert: Im Jahresverlauf begaben sowohl der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr als auch der Holzverarbeiter Lenzing einen reinen ESG-linked Schuldschein, bei dem der Kupon an das eigene Nachhaltigkeitsrating gekoppelt ist. 

Der größte „grüne“ Schuldschein kam im vergangenen Jahr von Porsche. Die Fahrzeugschmiede nahm eine Milliarde Euro auf. Damit liegt der Porsche-Schuldschein deutlich über dem Durchschnitt. Laut LBBW nahmen Darlehensnehmer im vergangenen Jahr mit Schuldscheinen im Schnitt 200 Millionen Euro auf. Viele Unternehmen aus dem Mittelstand haben laut LBBW Schuldscheindarlehen von 50 und 100 Millionen Euro begeben. Knapp jeder dritte Schuldschein (30 Prozent) beschert dem Darlehensnehmer mindestens 500 Millionen Euro.

Wie die folgende Abbildung zeigt, stammte 2019 mehr als jeder zweite Akteur (54 Prozent) am SSD-Markt aus Deutschland. In den Vorjahren lag ihr Anteil noch bei 60 Prozent. Den gemessen an der Zahl der Schulddscheindarlehen zweiten Platz der Herkunftsländer teilten sich Österreich mit 17 und Frankreich mit 16 Transaktionen. Darauf folgten laut LBBW Transaktionen aus den Beneluxländern und Skandinavien. 

Herkunftsländer der SSD-Unternehmen

Ein ganz besonderer Debütant kam 2019 aus Indien: Mit der größten indischen Aktiengesellschaft Reliance Industries nutzte zum ersten Mal ein Unternehmen aus Indien den SSD-Markt. Der Reliance-Schuldschein umfasst ein Volumen von 405 Millionen Euro und war laut LBBW die größte breit vermarktete interkontinentale Einzeltransaktion.

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