Die Fondsgesellschaft Acatis hat in einer Online-Konferenz nun ihre eigene Sicht auf den Fall um den Mischfonds Acatis Value Event dargelegt. Dabei teilt Acatis-Chef Hendrik Leber gehörig in Richtung der Gané-Gründer Henrik Muhle und Uwe Rathausky aus: Es sei der Schritt von Gané gewesen, der schlussendlich zur Trennung geführt habe, so Leber.
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Die Fondsgesellschaft Acatis hat in einer Online-Konferenz nun ihre eigene Sicht auf den Fall um den Mischfonds Acatis Value Event dargelegt. Dabei teilt Acatis-Chef Hendrik Leber gehörig in Richtung der Gané-Gründer Henrik Muhle und Uwe Rathausky aus: Es sei der Schritt von Gané gewesen, der schlussendlich zur Trennung geführt habe, so Leber.
Streit Acatis/Gané – was war passiert?
Am Montag vergangener Woche trennte sich die Investmentgesellschaft Acatis von ihrem Beratungsunternehmen Gané. Dessen Geschäftsführer, Henrik Muhle und Uwe Rathausky, haben viele Jahre lang die Anlageentscheidungen im Mischfonds Acatis Value Event getroffen, Acatis fungierte als Kapitalverwaltungsgesellschaft. Damit sollte vergangene Woche auf einmal Schluss sein. Das Mandat wolle man Ende März beenden, teilte Acatis in einer Pressemitteilung kurz mit. Man habe auch bereits einen neuen Fondsmanager eingesetzt, Johannes Hesche, der mit sofortiger Wirkung übernehme.
Der Bruch zwichen Acatis und seiner Beratungsboutique Gané gilt in der Fondsbranche als Novum: Nicht nur die Tatsache, dass Acatis das Beratungsmandat für den populären Milliarden-Mischfonds einseitig entzog, sondern auch die Art, wie das geschah, polarisiert die Fondswelt: Von der Acatis-Entscheidung habe man aus den Medien erfahren, sagten Rathausky und Muhle in einem Statement.
Während sich die Gané-Geschäftsführer nach dem Bruch umgehend öffentlich zu Wort meldeten und ihr Unverständnis ausdrückten, herrschte vonseiten Acatis lange Schweigen. Mit einer offiziellen Begründung für den radikalen Schritt ließ man sich Zeit – bis zur Online-Konferenz an diesem Dienstag.
Neuer Gané-Mischfonds als Trennungsgrund
Die Entscheidung, sich von Gané zu trennen, sei im Januar gefallen, sagte jetzt Acatis-Chef Leber in dem Online-Auftritt. „Die Entscheidung, die Partnerschaft zu beenden, fiel uns sehr schwer“, so Leber. Das Zusammenspiel habe gut funktioniert. Man habe bereits die 10-Milliarden-Marke bei Assets under Management im Blick gehabt. Zuletzt stand der Fonds bei rund 8 Milliarden Euro.
Der Bruch sei aus Acatis-Sicht gekommen, als Gané Anfang Januar ankündigte, einen eigenen Mischfonds auflegen zu wollen – ohne Acatis, sondern mit der Service-KVG Universal-Investment. Als Fondsberater für den neuen Gané Global Balanced Fund habe dort nicht die Gané AG, sondern die Gané Advisory GmbH auftreten sollen. Diese sei mit der Gané AG personell fast identisch.
Aus Sicht des Acatis-Chefs ein No-Go: Er sei an diesem Punkt „hellhörig geworden“, so Leber. Zumal der neue Gané-Fonds mit Value und Events auf die gleichen Anlageschwerpunkte wie der bestehende Acatis Value Event Fonds setzen sollte. Obwohl er defensiver ausgerichtet sein sollte, witterte Acatis Verrat am gemeinsamen Projekt: „Die Auflage dieses Fonds war der Grund, die Zusammenarbeit zu kündigen“, fasst Leber zusammen. Im Ergebnis habe man sich von den langjährigen Fondsberatern Muhle und Rathausky getrennt – und im Acatis Value Event einen hauseigenen Fondsmanager eingesetzt.
Leber äußerte sich auch zu dem Namenswechsel, den der Fonds 2022 vollzog. Aus dem Acatis Gané Value Event wurde damals der Namensbestandteil Gané gestrichen, bei Gané interpretierte man das jüngst als Vorbote der späteren Kündigung. Leber indes führt ins Feld: Acatis habe sich wegen Marken-Piraterie alle seine Fondsnamen schützen wollen. Gané habe jedoch für den Acatis Gané Value Event Einspruch erhoben – wegen möglicher Verwechslungsgefahr. Letztlich habe sich Acatis dann für den kürzeren Namen Acatis Value Event entschieden.
„Wähle deine Kunden so, wie du deine Freunde wählen würdest.“ Dieses Bonmot von Investmentlegende Charlie Munger führt Leber mit Blick auf die zerschlagene Beziehung mit Gané an. Dass aus den beiden Parteien noch einmal Freunde werden, dürfte nach den jüngsten Geschehnissen nun noch unmöglicher geworden sein.
Gané will Mischfonds neu ausrichten
Das Beratungsmandat für ihren langjährigen Erfolgsfonds sind Muhle und Rathausky nach der ruppigen Acatis-Entscheidung los. Mittlerweile haben sie jedoch angekündigt, den von Leber befürchteten Schritt zu gehen und aus dem neuen Mischfonds ein echtes Konkurrenzprodukt zu machen. Der Gané Global Balanced Fund soll in Gané Value Event umbenannt werden, er soll auch eine flexiblere Aktienquote erhalten, kündigte das Duo zuletzt an. Damit strebt Gané nun explizit eine Kopie des alten Acatis Value Event an.
Kämpferisch gibt man sich aber auch bei Acatis. „Wir nehmen unterbrechungslos den Staffelstab in die Hand und machen weiter“, versprach Leber während der Online-Konferenz. Dort nahm sich Acatis auch viel Zeit, um den noch wenig bekannten Gané-Nachfolger Johannes Hesche vorzustellen. Dieser erläuterte die Strategie persönlich. Man setze im Acatis Value Event auf Kontinuität, so der Tenor der Online-Konferenz am Dienstag.
Acatis Value Event sah bereits Abflüsse
Für welchen der beiden Fonds sich Anleger nun mehrheitlich entscheiden, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Klar ist allerdings, dass gerade Neu-Fondsmanager Hesche sich besonders wird beweisen müssen. Immerhin übernimmt er eine über Jahre erfolgreiche fremde Strategie und erhält obendrein Konkurrenz durch deren Double.
Seit der medienwirksamen Scheidung Acatis versus Gané ist zuletzt bereits einiges Geld aus dem Acatis Value Event abgeflossen. In den vier Tagen nach Ankündigung waren es 467,5 Millionen Euro, wie eine Bloomberg-Auswertung ergibt. Seinen bisherigen Höchststand hatte der Acatis Value Event demnach am Montag vergangener Woche – exakt an dem Tag, als Acatis die Fondsmanager auswechselte.