Zugpferd „Technologie“ entfällt
Schon im Jahr 2018 zeichneten sich mit Blick auf den Technologiesektor strukturelle Schwierigkeiten für die Märkte ab. Die abnehmende Marktbreite ist das klassische Phänomen in der Spätphase einer Hausse und ein deutliches Warnsignal. Der Ratio-Chart zwischen dem Nasdaq 100 und dem S&P 500 vergrößert die Probleme der Technologiewerte noch zusätzlich. Seit vielen Jahren laufen die Technologiewerte in einem stabilen Aufwärtstrendkanal in Relation zu den US-Standardwerten. Im 2018 kam es jedoch zu einem MACD-Verkaufssignal sowie einem wichtigen Aufwärtstrendbruch im Verlauf des RSI. Bestenfalls dürfte es deshalb zu einem Ausloten der unteren Begrenzung des Trendkanals, wenn nicht gar zu einem Trendbruch kommen. Dem Aktienmarkt in seiner gesamten Breite droht damit das wesentliche Zugpferd der letzten Jahre wegzubrechen.
Dekadenzyklus signalisiert ab September Sand im Getriebe
Interessant auch der Blick auf den durchschnittlichen Verlauf eines „9er-Jahres“ – also 1899, 1909, 1919, … 2009 – im Dow Jones. Der Dekadenzyklus signalisiert einen holprigen Jahresauftakt im Januar und Februar, ehe von März bis Anfang September die saisonal beste Periode des Jahres wartet. Anschließend dürften auch 2019 die Hoffnungen auf eine klassische Jahresendrally enttäuscht werden, denn entgegen dem typischen Saisonmuster ist zum Ende der Dekade eher mit Sand im Getriebe zu rechnen.
Schlussfolgerungen für 2019
Keine Frage: Die genannten Beispiele belegen eindrucksvoll, dass 2018 das Jahr der Trendbrüche war – mit schwerwiegenden Implikationen für 2019. Es liegt ein sehr herausforderndes Aktienjahr vor uns. Nachdem sich bei Dax und Euro Stoxx 50 schon länger Toppformationen eingestellt haben, drohen aktuell die US-Märkte diesem Beispiel zu folgen. Damit wäre binnen eines Jahres der Übergang von einem homogenen Bullenmarkt über einen heterogenen Bullenmarkt hin zu einem homogenen Bärenmarkt vollzogen. In dieser Gemengelage sollten vierstellige Dax-Notierungen nicht überraschen. Für den S&P 500 müssen Rückschläge bis 2.200 Punkte und den Dow Jones bis unter die 20.000er-Marke einkalkuliert werden.
Kapitalerhalt dürfte somit zur wichtigsten Maxime des Jahres werden. Die saisonal beste Phase besteht zwar von März bis Anfang September, doch in einer wirklichen Baisse zeichnet die Zyklik oftmals ein zu optimistisches Bild. Vielmehr betonen wir im gegenwärtigen Umfeld eher die ab September einsetzende saisonale Schwächeperiode am Ende des Dekadenzyklus – möglicherweise der Startpunkt einer weiteren Verkaufswelle. Aufgrund der technischen Ausgangslage sollten sich Anleger entsprechend positionieren.
Am 3. Januar um 18:30 Uhr wirft Jörg Scherer, charttechnischer Analyst bei HSBC, in seinem Jahresausblick 2019 einen Blick in die Glaskugel und analysiert live die Aktien- und Rentenmärkte sowie Währungen und Rohstoffe.