Kryptohandel für institutionelle Kunden Wie Banken ein Kernbankensystem für Kryptowährungen aufbauen können

Andy Flury, Gründer von Algotrader

Andy Flury, Gründer von Algotrader: Viele Banken sind nicht darauf vorbereitet, das auch institutionelle Banken zunehmend Kryptowährungen handeln. Es braucht passende Plattformen. Foto: Algotrader

Die Nachfrage nach Kryptowährungen vonseiten Privatanlegern und institutionellen Investoren steigt rasant. Auch Finanzinstitute wie Banken sehen sich vermehrt mit dieser Nachfrage konfrontiert. Letztere stehen vor der Herausforderung, dass es für den Handel mit Krypto-Assets bisher noch keinen technischen Standard oder eine einheitliche Schnittstelle zur Integration verschiedener Handelsplätze und -kontrahenten gibt. Vielmehr begegnen Banken beim Kryptohandel einer nahezu rudimentären Infrastruktur – die vor allem für Privatanleger entwickelt wurde. Die Optimierung dieser Infrastruktur für den institutionellen Handel steht noch ganz am Anfang. Dabei sollte durch die technische Lösung nicht nur der Anspruch erfüllt werden, sämtliche Schritte des Krypto-Asset-Handels abzudecken, sondern auch alle technischen Komponenten zu orchestrieren.


Bei Krypto-Assets handelt es sich um einen höchst fragmentierten Markt: Der Handel findet über hunderte von zentralisierten und dezentralisierten Börsen, over-the-counter (OTC) und über Broker statt. Der OTC-Handel macht mit rund 70 Prozent den größten Anteil aus. Den Kryptohandel kann man sich als weit gespanntes Netzwerk von Liquiditätsstellen und Konsumenten vorstellen. Um eine Best Execution Policy und damit das bestmögliche Ergebnis für ihre Kunden zu gewährleisten, können Banken sich nicht nur auf eine Gegenpartei verlassen. Mehrere Marktzugänge werden benötigt, um Preisdifferenzen über automatisierte Prozesse – auch bekannt unter Smart Order Routing – auszunutzen und in Zeiten erhöhter Volatilität das Risiko eines Ausfalls eines oder mehrerer Kontrahenten abzufedern.

Aufgrund der hohen Fragmentierung der Liquidität bei Krypto-Assets können die Preis- und Liquiditätsdifferenzen beträchtlich sein. Vor allem bei weniger liquiden Kryptowährungen können die Preisunterschiede zwischen verschiedenen Handelsplätzen mehrere hunderte Basispunkte betragen. Das Ausnutzen dieser Preisdifferenzen über Smart Order Routing und Execution-Algorithmen wirkt sich auch positiv auf die Profitabilität einer Bank aus, unabhängig davon, ob sie eine pauschale oder auf das Handelsvolumen bezogene Provision erhebt.

Best Execution Policy muss beim Kryptohandel neu gedacht werden

Die Best Execution Policy von Banken muss jedoch im Bereich des Kryptohandels neu gedacht werden. Es geht nicht nur um die Optimierung des Handels zwischen verschiedenen Handelsplätzen, sondern auch um die technische Optimierung der Handelsinfrastruktur. Aufgrund der hohen Fragmentierung der eingesetzten Technik bietet eine technische Integrationsebene, die die verschiedenen involvierten Technologiekomponenten verbindet und koordiniert, großes Optimierungspotenzial. Idealerweise kann so durch eine durchgehende Automatisierung ein „Straight Through Processing“ des gesamten Handelsprozesses erreicht werden.

Worauf sollten Banken bei der Implementierung einer technischen Oberfläche, über das das Order- und Execution Management – kurz OEMS – abgebildet wird, achten? An erster Stelle stehen Flexibilität und Effizienz. Dies wird durch eine modulare Architektur gewährleistet. Darüber hinaus stellt ein breites Spektrum an standardisierten Anschlusslösungen für verschiedene Funktionen wie Depotverwahrung, Kernbankdienstleistungen und Börsenhandel eine hohe Flexibilität sicher. Die technische Oberfläche sollte auch den kontinuierlichen Ausbau und die Skalierung der digitalen Assets und Geschäftsstrategien unterstützen. Die OEMS-Plattform kann im System der Bank oder durch eine SaaS-Cloudlösung technisch implementiert werden.