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Zunehmende Marktreife Unternehmensanleihen aus Schwellenländern wecken das Interesse internationaler Anleger

Marcelo Assalin ist Leiter des Emerging Market Debt-Teams bei NN Investment Partners

Marcelo Assalin ist Leiter des Emerging Market Debt-Teams bei NN Investment Partners

Da gegenwärtig weder Staatsanleihen noch Unternehmensanleihen aus Industriestaaten ausreichend Ertragspotenzial versprechen, empfehlen sich in US-Dollar ausgegebene Anleihen von Unternehmen aus den Schwellenländern zunehmend als Option. Unserer Einschätzung nach ist diese Anlageklasse international unterinvestiert, obwohl sie  zunehmend Marktreife besitzt. Denn nach Jahren des Abschwungs haben sich die Rahmenbedingungen in vielen Schwellenländern verbessert. Die Anleihemärkte in den aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien, Lateinamerika, dem mittleren Osten und Afrika sind stabiler und reifer geworden. Außerdem konnten die dort ansässigen Unternehmen selbst zum Beispiel durch die Übernahme internationaler Rechnungslegungsstandards und steigender Transparenz das Interesse internationaler Anleger wecken. Im Ergebnis sind die Anleihevermögen sehr stark gewachsen. Per September 2016 waren es 846 Milliarden US-Dollar – gegenüber 28 Milliarden US-Dollar im Jahr 2001.

Länder wie Indien und Indonesien, aber auch Mexiko haben sich durch Reformen als interessante Wirtschaftsstandorte profiliert. Das lateinamerikanische Land hat unter anderem durch die Öffnung der Sektoren Energie und Telekommunikation für mehr Wettbewerb gesorgt.

Mehr Stabilität durch bessere politische Konditionen

In vielen Schwellenländern hat sich der politische Rahmen allgemein weiterentwickelt. Laut einer diesjährigen Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben die Regierungen der entsprechenden Länder bereits erhebliche Fortschritte beim Schuldenmanagement erzielt, sodass ihr Wirtschaftsgefüge weniger stark durch plötzliche Abwertungen ihrer Währungen und dem daraus folgenden Anstieg der Auslandsverschuldung belastet wird. Auch die Währungsinkongruenzen bei Forderungen und Verbindlichkeiten, die vormals EM-Volkswirtschaften plagten, sind zurückgegangen.

Gleichzeitig besteht eine effektivere Steuerung des Inflationsdrucks, die Bankensysteme sind allgemein gesünder und die lokalen Kapitalmärkte sind tiefer und reifer. Insgesamt besteht dadurch ein leistungsfähigeres Polster, falls ausländische Investoren sich aus dem Markt zurückziehen sollten. Es ist diesen Faktoren zu verdanken, dass der ab 2010 einsetzende Kapitalabfluss den Emerging Markets bisher wenig anhaben konnte, obwohl er nach Schätzungen des IWF in Größe und Ausmaß in etwa dem Trend in den 1980er und 1990er Jahren entspricht.

Schutz vor direkten und indirekten Währungsrisiken

Da Unternehmen Anleihen in US-Dollar ausgeben, sind Investoren nicht den Wechselkursschwankungen bei EM-Währungen ausgesetzt. EM-Währungen können außerordentlich volatil sein. So fielen der brasilianische Real und der südafrikanische Rand in 2015 um 33 Prozent beziehungsweise 25 Prozent.

Indirekte Währungsrisiken wirken sich allerdings auch auf ihre Erträge aus. In der Vergangenheit bestand bei EM-Unternehmensanleihen Währungsinkongruenz, das heißt Forderungen lauteten auf eine andere Währung als die Verbindlichkeiten (Lokalwährungen im Vergleich zu US-Dollar). Inzwischen decken Unternehmen eher ihre langfristigen Investitionsausgaben als etwaigen kurzfristigen Finanzbedarf über ausländische Finanzquellen. Zudem sind viele Exportunternehmen bereits sozusagen natürlich abgesichert. Andere Unternehmen mildern das Währungsrisiko durch Absicherungsgeschäfte.

Gute Ertragsaussichten dank geringerer Zinssensitivität

In Industrieländern wie Deutschland, Frankreich und Japan sind die Renditen auf Staatsanleihen mittlerweile im negativen Bereich. Aber auch hochwertige Unternehmensanleihen, die 2020 fällig werden, notieren derzeit mit negativen Renditen. Die Renditen auf fünfjährige US Treasuries bewegen sich zwar noch im positiven Bereich, sind allerdings von 1,4 Prozent im vergangenen Jahr auf nunmehr 1,15 Prozent Ende September gesunken. Demgegenüber rentierten EM-Unternehmensanleihen Ende September 2016 mit 4,5 Prozent, was einen durchaus guten Ertrag verglichen mit den Renditeniveaus in der entwickelten Welt darstellt. Grafiken dazu von Bloomberg und BofA Merrill Lynch finden Sie hier.

Auch auf durationsbereinigter Basis sind die Renditen auf EM-Unternehmensanleihen höher als auf US-Unternehmensanleihen, das heißt, sie rentieren höher pro Einheit der Duration. Momentan bieten EM-Unternehmensanleihen eine Zinsduration von weniger als fünf Jahren. Bei US Corporates und EM-Staatsanleihen liegt diese dagegen bei sieben Jahren. Das bedeutet, dass EM Corporates weniger von Zinsänderungen betroffen sind. Obwohl die Normalisierung der Zinssätze nur langsam vorangeht – die Federal Reserve hat die Zinsen bislang nur einmal im Dezember 2015 angehoben – ist dennoch mit steigenden Zinsen zu rechnen. Spread-Produkte, wie EM-Unternehmensanleihen, die eine geringere Zinssensitivität aufweisen, dürften in diesem Umfeld widerstandsfähiger sein.

Bei den EM-Unternehmensanleihen handelt es sich um eine noch junge Anlageform. Daher bestehen deutliche Marktineffizienzen, die sich am besten durch ein aktives Management nutzen lassen.

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