Vertriebschef von Vermögensverwalter bei „Wer wird Millionär?“ „Man ist risikoaverser, wenn man bei Günther Jauch auf dem Stuhl sitzt“

Saß auf dem „Wer wird Millionär?“-Stuhl: Sandro Bund hatte sichtlich Spaß bei der RTL-Sendung von Günther Jauch.

Saß auf dem „Wer wird Millionär?“-Stuhl: Sandro Bund hatte sichtlich Spaß bei der RTL-Sendung von Günther Jauch. Foto: RTL/Dirk Borm

Die meiste Zeit beschäftigt sich Sandro Bund mit den Vermögen anderer. Seit mehr als 30 Jahren ist er im institutionellen Asset Management tätig. Nun nahm der derzeitige Vertriebsleiter eines Vermögensverwalters auf dem Ratestuhl von „Wer wird Millionär?“ bei Günther Jauch Platz und es ging um den Ausbau seines privaten Vermögens.

Die Nervosität hielt sich bei dem 60-Jährigen während der Sendung, die am Montag bei RTL ausgestrahlt wurde, in Grenzen. „Auf einer Skala bis 10 war es wohl eine 5 – eine gesunde Anspannung“, sagt Bund, dessen Auftritt aber nicht wegen seiner besonderen Lockerheit von verschiedenen Medien aufgegriffen wurde. „Kandidat glaubt, geheimen Antwort-Code geknackt zu haben“, titelten mehrere Online-Portale nach Ausstrahlung. „Das ist natürlich übertrieben“, amüsiert sich Bund.

Was war passiert? Jauch hatte von der RTL-Redaktion im Vorfeld der Aufzeichnung erfahren, dass sich der Kandidat mit der statistischen Verteilung und Reihenfolge der Antwortmöglichkeiten bei „Wer wird Millionär?“ auseinandergesetzt hatte. Das weckte natürlich das Interesse des Moderators. Und Bund erklärte in der Sendung: „Wenn die Wahrscheinlichkeit der nächstfolgenden Frage genau normal verteilt wäre, müssten sich in einem Viertel der Fälle zwei Buchstabenkombinationen – also AA oder BB – folgen“. Einfache oder gar zweifache Wiederholungen der gleichen Antwortoptionen würden in der Sendung aber deutlich seltener vorkommen als bei einer Gleichverteilung der Antworten.

„Man hat ein anderes Risikoverhalten, wenn man dort auf dem Stuhl sitzt“

 „Ich habe im Vorfeld der Sendung mit der offiziellen App trainiert, bei der man auch frühere Sendungen durchspielen kann und ich bin überzeugt davon, dass die richtigen Antworten nicht normalverteilt sind“.  Bunds Erklärungen leuchteten dem Showmaster allerdings nicht ein. „Der Kandidat überschätzt unseren Computer“, sagte Jauch und erntete Lacher vom Studiopublikum.

Sandro Bund schaffte es in die Finalrunde.
Sandro Bund schaffte es bei  „Wer wird Millionär?“ in die Finalrunde, dort aber nicht auf den Ratestuhl. © RTL/Dirk Borm

Viel interessanter sei aus Sicht eines Finanzexperten ohnehin das Thema Risk-Return, so Bund. „Man hat tatsächlich ein anderes Risikoverhalten. Man ist risikoaverser, wenn man dort auf dem Stuhl sitzt. Ich wurde nach der Sendung auch darauf angesprochen, dass ich sehr früh meine Joker eingesetzt habe.“

Das Besondere in der ersten Woche von „Wer wird Millionär?“ nach der Sommerpause: Im Finale am Donnerstag konnten die Kandidaten aus den Sendungen am Montag, Dienstag und Mittwoch satte drei Millionen Euro gewinnen, allerdings nur, wenn sie vorher mindestens 16.000 Euro erspielt hatten. „In dieser Konstellation ist es noch viel wichtiger, die 16.000-Euro-Schwelle zu erreichen.“ Das gelang ihm.

Die Vita von Sandro Bund: 

Nach seinem Masterstudium an der Hochschule St. Gallen begann Sandro Bund seine Karriere 1992 bei der Bayerischen Vereinsbank. Es folgten unter anderem Stationen bei J.P. Morgan, State Street, der Credit Suisse und Blackrock. Seit März 2023 ist der 60-Jährige Vertriebsleiter einer Schweizer Vermögensverwaltung für institutionelle Kunden in Deutschland.

BH-Frage sorgt für Lacher

Klar war vorab, dass Bund das Preisgeld mit seinen drei Kindern und seiner Frau teilen würde, eine seiner Töchter war im Studio dabei. Sie sah zunächst, wie ihr Vater die wichtigste Hürde der Sendung übersprang: In 7,43 Sekunden konnte Bund als schnellster der Kandidaten vier Bibel-Gestalten ihre charakteristischen Eigenschaften zuordnen. Bei der 2.000-Euro-Frage nutzte Bund den Publikumsjoker, bei der 8.000 Euro-Hürde (Welcher Remix von David Guetta es 2023 – wie schon das Original 24 Jahre zuvor – auf Platz 1 der Charts schaffte?) musste er den Zusatzjoker ziehen. Eine Dame im Saal half. Es war „I‘m Good (Blue)“.

Für Erheiterung sorgte die Frage für 32.000 Euro: „Nomen est omen: Welches Kleidungsstück besticht vor allem durch seine Wandlungsfähigkeit?“ Zur Wahl standen: Highway-Schal, Multiway-BH, Subway-Top oder Takeaway-Slip. Nach dem 50:50-Joker blieben das Subway-Top und der Multiway-BH. Sandro Bund loggte den „Multiway-BH“ ein. Jauch („Ich habe Null Ahnung“) fragte vor der Auflösung: „Gibt es eine Dame, die im Moment einen ...?“ Das Publikum lachte, doch niemand stand auf. Jauch hakte nach: „Gibt es Damen, die uns erklären könnten, was das ist – und zwar so, dass wir Dödel das verstehen?“ Eine Kandidatin erklärte schließlich, dass es sich um einen BH mit variablen Trägern handelt, den man auch Multifunktions-BH nennt.

„Meine Kinder haben eine asymmetrische Nutzenfunktion“

Mithilfe seines Telefonjokers schaffte Bund schließlich auch die 64.000-Euro-Frage, wofür das ‚m‘ bei der aus der Biologie bekannten mRNA steht? „messenger“, war richtig. Bei 125.000 Euro, stieg er aus und entschied sich gegen das Zocken. Es war die richtige Entscheidung. „Man kann die Sendungen in der App zu Ende spielen und zu meiner Erleichterung hätte ich die Fragen um 500.000 Euro und 1.000.000 Euro auch nicht aus dem Ärmel geschüttelt“, sagt Bund.„ Der Durchschnittsgewinn seit Beginn der Sendung liegt zwischen 35.000 und 40.000 Euro. Mit 64.000 Euro kann ich also sehr zufrieden sein.“

Bei der Finalshow am Donnerstag durfte der Münchener nicht auf dem Ratestuhl Platz nehmen. Neun Kandidaten hatten sich für die Endrunde um 3 Millionen Euro qualifiziert. Um ihren Gewinn zu vervielfachen, mussten sie ihr gewonnenes Geld einsetzen und sich auf ein Angebot von Jauch einlassen. Bund erhielt kein Angebot – hätte es wohl aber ohnehin nicht angenommen. Seine mathematische Erklärung: „Meine Kinder haben eine asymmetrische Nutzenfunktion. Sie hätten sich mehr geärgert, über einen Verlust von 12.800 Euro, als sie sich über eine Verdopplung gefreut hätten. Der Anreiz war also begrenzt“.

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