Pooling von Stiftungsvermögen „Ein Spezialfonds macht vieles effizienter“

Der EJS-Stiftungsfonds trägt seine Handschrift: Jens Güldner ist Leiter der Abteilung Vermögens- und Stiftungsmanagement der Johannesstift Diakonie in Berlin.

Der EJS-Stiftungsfonds trägt seine Handschrift: Jens Güldner ist Leiter der Abteilung Vermögens- und Stiftungsmanagement der Johannesstift Diakonie in Berlin. Foto: Johannesstift Diakonie

pbm institutionell: Herr Güldner, unmittelbar nach der Finanzkrise von 2008 entwickelte das Evangelische Johannesstift den EJS-Stiftungsfonds. Passt das Fondskonzept noch zum Zeitgeist, der vor allem die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der Vermögensanlage rückt?

Jens Güldner: Ja, natürlich. Nachhaltigkeit war und ist uns sehr wichtig. Doch es gibt noch weitere Punkte, die für den inzwischen zehnjährigen Spezialfonds sprechen. Ursprünglich waren unsere Vermögenswerte über mehrere Banken und Mandate verteilt – teilweise im Fondsmantel, zum Teil lagen sie aber auch in unserem Direktbestand. Für Anleger ist es kompliziert, Vermögenswerte in unterschiedlichen Mandaten bei mehreren Banken und in verschiedenen rechtlichen Hüllen nach einheitlichen Kennziffern zu steuern. Das war unsere Ausgangssituation. Ein Spezialfonds macht vieles einfacher und effizienter, zum Beispiel das Risikomanagement. Mit dem auf unsere Anforderungen zugeschnittenen Spezialfonds können wir die für uns so wichtigen Aspekte wie Ausschüttungen und Nachhaltigkeit viel besser steuern. Das war vor zehn Jahren so und ist heute nicht anders.

Was waren Ihre ersten Schritte auf dem Weg zum Spezialfonds?

Güldner: Die Idee für den EJS-Stiftungsfonds hatten wir im Evangelischen Johannesstift 2008. Im Jahr darauf haben wir eine Ausschreibung durchgeführt; Allianz Global Investors hatte damals das überzeugendste Konzept. Am 1. Februar 2010 wurde der Fonds schließlich aufgelegt.

Warum haben Sie nicht einfach an einem bereits bestehenden Stiftungsfonds angedockt?

Güldner: Wir haben damals ein Anlagevolumen von 50 Millionen Euro ausgeschrieben. Das ist eine Größenordnung, bei der ein eigener Fonds sinnvoller ist als ein Publikumsfonds. Das beginnt schon mit der operativen Steuerung. Und die Verwaltungskosten sind niedriger als bei Publikumsfonds. Im EJS-Stiftungsfonds halten wir einen Strauß an Anleihefonds, deren Manager nachhaltig, ökologisch und sozial verantwortlich anlegen. Dazu gehört unter anderem ein SRI-Green-Bonds-Fonds und ein Emerging-Markets-SRI-Bonds-Fonds. Wir orientieren uns in unserer strategischen Asset-Allokation an einer Anleihequote von 65 Prozent und einer Aktienquote von 35 Prozent, wobei die maximale Anleihequote 100 Prozent und die maximale Aktienquote 50 Prozent betragen kann. Aktuell setzten wir diese Asset-Quoten im Aktienbereich durch Einzeltitel, im Anleihebereich aus einem Mix aus Einzeltiteln und SRI-Themen-Publikumsfonds um.

Was waren besonders wichtige Punkte in der Ausschreibung?

Güldner: In den Jahren 2008 und 2009 haben wir im Evangelischen Johannesstift überlegt, wie wir unsere Kapitalanlage weiter verbessern können. Im Zentrum unserer Überlegungen stand damals zum Beispiel der Wunsch nach einem für alle Anlagen einheitlichen Risikomanagement. Und in dieses System wollten wir auch Nachhaltigkeitskennziffern einbeziehen. Das ist uns gelungen. Wir waren der erste Kunde von Allianz Global Investors in Deutschland, der einen Spezialfonds eingefordert hat, der systematisch nach Nachhaltigkeitskennziffern gemanagt werden kann.  

Angenommen, Sie würden einen weiteren Spezialfonds ins Leben rufen. Was würden Sie heute anders machen?

Güldner: Ich würde die gleichen Schritte gehen wie damals und zunächst das Bestandsportfolio analysieren. Anschließend würde ich die Ziele definieren, die wir kurz-, mittel- und langfristig erreichen wollen. Und auf dieser Grundlage würde ich einen Fonds ausschreiben. So ein Prozess bis hin zur Vergabe des Mandats kann zwölf bis 18 Monate dauern. Im Vergleich mit 2009 sind die Möglichkeiten heute viel größer. Das betrifft insbesondere die Nachhaltigkeit. Hier hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Vor zehn Jahren waren Rating-Agenturen noch nicht auf dem hervorragenden Niveau, auf dem sie heute Unternehmen weltweit analysieren können.