Pooling von Stiftungsvermögen „Ein Spezialfonds macht vieles effizienter“

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Zunächst stand der Fonds nur dem Johannesstift und seinen Tochtergesellschaften offen. Wie ging es dann weiter?

Güldner: Seit vielen Jahren schon können gemeinnützige Organisationen bei uns investieren. Inzwischen sind mehr als 30 Anteilseigner an dem Fonds beteiligt; das Fondsvolumen betrug am Stichtag 20. Februar 2020 gut 60 Millionen Euro. Seit der Auflage vor zehn Jahren haben wir eine Rendite von rund 3,5 Prozent pro Jahr erreicht. Es gibt nicht viele nachhaltig gemanagte offene Spezialfonds, die das Geld mehrerer Anleger bündeln.

Stiftungen sind auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen. Wie gelingt Ihnen das heute?

Güldner: Der EJS-Stiftungsfonds schüttet jedes Jahr seine ordentlichen Nettoerträge aus, das sind aufgrund unserer Vermögensanlage neben Zinsen auch Dividenden. Die Ausschüttungshöhe beträgt seit einigen Jahren 2 Euro je Anteil.

Konnten Sie die Ausschüttung aus den ordentlichen Erträgen auch in Zeiten der fortschreitenden Zinsschmelze stabil halten?

Güldner: Der Hauptbestandteil der Ausschüttung sind immer ordentliche Nettoerträge. Außerordentliche Erträge, wie zum Beispiel Kursgewinne, die wir beim Verkauf von Wertpapieren einnehmen, legen wir wieder an. Hin und wieder glätten wir die Ausschüttung bei Bedarf aber um einige Cent, um so auf den Betrag von 2 Euro zu kommen. Dazu greifen wir auf außerordentliche Erträge zurück.

Nach ihrer Fusion sind das Evangelische Johannesstift und die Paul Gerhardt Diakonie seit dem 11. Juni 2019 unter einer Dachmarke vereint: Die Johannesstift Diakonie agiert als strategische Management-Holding. Wie hat sich die Fusion auf den Fonds ausgewirkt?

Güldner: Seit der Fusion ziehen das Evangelische Johannesstift und die Johannesstift Diakonie an einem Strang in der Kapitalanlage, basierend auf ihren gemeinsamen christlichen Werten und ihrem Verständnis von Nachhaltigkeit. Die Anlagestrategie wird für alle Beteiligten nach einheitlichen Kriterien gemäß dem Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche und den Kriterien der Nachhaltigkeits-Rating-Agentur ISS ESG – vormals Oekom Research – umgesetzt. Das Evangelische Johannesstift und die Johannesstift Diakonie sind die Kerninvestoren im EJS-Stiftungsfonds. Die Werner-und-Maren-Otto-Stiftung investiert ihr Grundstockvermögen seit 2016 im EJS-Stiftungsfonds. Ihr Vermögen ist nun ausschließlich in diesem ethisch-nachhaltig gemanagten Fonds investiert.

Welche Eckpfeiler hat Ihr Nachhaltigkeitskonzept?

Güldner: Nachhaltigkeit heißt für mich zunächst einmal, positiv zu denken. Deshalb plädiere ich für sogenannte Positivkriterien, man kann auch von Förderkriterien sprechen. Wenn Sie als Anleger in ein Unternehmen investieren, das mit Ihrem Geld nachhaltiger und effizienter arbeitet, dann spornt das seine Wettbewerber an, es ihm gleichzutun. Wir bewegen also etwas mit unserem Geld. Seit der Auflage des Fonds orientieren wir uns an einer absoluten Best-in-Class-Strategie. Wir legen unserer Wertpapierauswahl sehr strenge Mindestkriterien zugrunde.

Wer schaut Ihnen dabei auf die Finger?

Güldner: Wir arbeiten mit ISS ESG zusammen. Beide Portfolios, sowohl der Stiftungsfonds als auch die Anlagen der Johannesstift Diakonie außerhalb des EJS-Stiftungsfonds, erreichen den begehrten „Prime“-Status von ISS ESG. Das Rating ist wichtig für uns, für unsere Portfoliomanager und sämtliche Anteilseigner.