Der Onboarding-Prozess des Test-Accounts mit Video-ID klappte reibungslos, wobei positiv auffällt, dass die Iban in Echtzeit generiert wurde, wodurch das sonst übliche tagelange Warten auf die Bestätigung entfällt. Auffällig war jedoch, dass der Support via Chat als Alternative zu E-Mail und Telefon recht gut in den Einstellungen versteckt ist. Generell wird neben der langfristigen Nutzererfahrung auch die Qualität des Supports zu prüfen sein, der beim Vorbild Robin Hood in den USA teilweise schlechte Kritiken erhält.
Wie immer bei Produkten, die kostenlos sind, stellt sich zudem die Frage der Monetarisierung. Oder salopper formuliert: Gibt es im Internet etwas umsonst, bezahlt man bekanntlich mit seinen Daten. In diesem Fall sind dies die generierten Orderflows, die sich der Anbieter vergüten lässt. Dies kann theoretisch zu Interessenskonflikten führen, wenn das Fintech aufgrund dieser Vergütung zum Beispiel schlechte Kurse akzeptieren würde oder in Mifid-Sprech: Wie stellt das Unternehmen die Anforderung der Best Execution sicher? Trade Republic hat dies durch Kooperation mit der LS Exchange (Lang & Schwarz) gelöst.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Trade Republic ist trotz manch kritischer Beobachtungen beim Vorbild Robin Hood auf jeden Fall beachtenswert, da es den Kampf um die niedrigsten Handelskosten weiter verschärft. Während Anleger in der Private-Banking-Klasse, die sich ein Portfolio aus ETFs bei einer Direktbank zusammenstellen, extrem geringe Transaktionskosten haben, spielen die Kosten im Retailbereich oder bei Vieltradern noch eine größere Rolle für den Kunden – und für Banken als Ertragsquelle.
Eine Onlineplattform für Vermögensverwalter
Das zweite interessante Modell ist Qinfen, ein Plattform-Angebot der DAB BNP Paribas für Vermögensverwalter. Es verstärkt somit den Online-/Plattform-Trend, den auch andere Anbieter wie die V-Bank oder die Ausschreibungsplattform von Firstfive verfolgen. Konkret soll Qinfen ab Herbst als digitale Plattform fungieren, die Kunden ermöglicht, mit Hilfe eines Onlinetools aus einer Vielzahl von Vermögensverwaltern auszuwählen und nach Abschluss des digitalen Onboardingprozesses in die Strategien einzelner oder mehrerer Verwalter zu investieren.