Moderne Vermögensverwaltung „Sie müssen die Marktbrüche erkennen“

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Meyer: Der Kunde fordert Stringenz und Transparenz, er will wissen, wie sein Portfolio ausgerichtet ist und warum. Es müssen also alle Entscheidungen sowie deren Begründung transparent – und entsprechend dokumentiert sein. Das sollte dazu führen, dass die Zahl der richtigen Entscheidungen im Investmentprozess steigt und damit auch die Resultate verbessert werden, auch wenn die Erfolgsquote nie bei 100 Prozent liegen wird.

Mancherorts dürfte die Stringenz aber an der Umsetzung im konkreten Depot, also bei den Portfoliomanagern scheitern.

Pfingsten: Eine ganz wichtige Frage, bei der sich die Spreu vom Weizen trennt: Hat eine Bank überhaupt die Fähigkeit, einen systematischen Investmentprozess in die eigene Organisation zu tragen?

Meyer: Brüche zwischen einzelnen Teams im Investmentprozess muss man natürlich  verhindern. Die Portfoliomanager müssen motiviert sein, die Hausmeinung selbst aktiv mitzuentwickeln und auch umzusetzen. Daran muss man auch ihre Leistungen messen – und eben nicht daran, wie sehr sie die Hausmeinung outperformen.

Welge: Analog dazu ist bei uns mittlerweile ein Research-Vertreter Mitglied im dreiköpfigen Anlageausschuss, eher branchenunüblich. Uns ging es darum, nicht nur Investmentideen zu generieren, sondern die Research-Abteilung in den Prozess und in die Verantwortung für Entscheidungen einzubinden.  

Meyer: Das Entscheidungsgremium darf aber auch nicht zu klein sein. Natürlich muss man entscheidungsfähig und reaktionsfähig sein, und dafür ist eine eher kleine Runde besser geeignet als eine große Gruppe. Gleichzeitig will man aber die gesamte Mannschaft in den Investmentprozess und die Entwicklung der Hausmeinung einbinden. Deswegen glaube ich, dass es zwei Gremien braucht. Ein Diskussionsforum, wo sich jeder in die Hausmeinung einbringen kann, und ein Gremium, das letztlich die Entscheidungen trifft.

Pfingsten: Und dann kann man das so aufsetzen, dass die Leitplanken für die  Portfoliomanager gesetzt sind und man innerhalb dessen Wettbewerb zulässt. Denn der ist ja nicht schlecht. Bei den Leitplanken muss man dann natürlich konsequent sein. Letztlich möchte man motivierte Portfoliomanager und zugleich einen stringenten Investmentprozess.

Voss: Die Incentivierung ist ein ganz wichtiger Punkt. Charles Munger, der kongeniale Partner Warren Buffetts, hat mal gesagt: „Show me the incentives, and I’ll show you the outcome.“ Und es stimmt. Ich kenne Modelle von Hedgefonds, bei denen Analysten auch Gewichtungen vorschlagen. Dann liegt es am Portfoliomanager, das umzusetzen oder nicht. Die Analysten werden danach vergütet, wie gut sie Investments sehen, und die Portfoliomanager, wie viele der guten Vorschläge sie umsetzen. So ziehen dann alle an  einem Strang – und das ist wichtig, weil das Wissen dezentral ist. Aufgabe ist ja, dieses an die zentrale Entscheidungsstelle zu bringen.