Matthias Schellenberg im Gespräch „Wir haben bewusst den dezentralen Ansatz gewählt“

Seite 2 / 4

Was verstehen Sie darunter?

Schellenberg: Beispielsweise gehört für uns auch ein Portfoliomanagement vor Ort dazu. Um dies zu ermöglichen, haben wir unser Vertriebsmanagement neu aufgesetzt – personell wie organisatorisch. Es bildet jetzt eine tragfähige Brücke zwischen Leistungsangebot, Beratern und Portfoliomanagement. Sie ermöglicht uns erst, gemeinsam Themen zu planen, zu setzen und unser gesamtes Leistungsangebot stärker zu akzentuieren. Da haben wir jedenfalls einen großen Schritt nach vorne unternommen.

Dafür haben wir auch unser Betreuungsmodell nachgeschärft. Die klarere Zuordnung der Aufgaben von Portfoliomanagement einerseits und Private Bankern andererseits führt fast zwangsläufig zu mehr Zeit für die Akquisition und mehr Qualität im Depot. Insgesamt sollen unserer Mitarbeiter in den Niederlassungen sich innerhalb einer dezentralen Struktur noch stärker auf die Betreuung und Ansprache von Kunden konzentrieren können. Dafür werden sie mehr Unterstützung aus dem Stammhaus erhalten. Das gilt für das gemeinsame Planen und Setzen von Investmentthemen genauso wie beispielsweise für die Planung größerer Kundenevents.

Im Investment-Center gab es zuletzt Zugängen wie Daniel Kerbach und Ingo Koczwara. Werden weitere Einstellungen folgen?

Schellenberg: Der Investmentbereich ist die Kernkompetenz einer Privatbank und wir wollen ihn dementsprechend stärken. Daniel Kerbach ist ein äußerst kompetenter und mehrfach ausgezeichneter Profi. Er bringt sehr viel Erfahrung im Wealth und Asset Management mit und ist damit eine Verstärkung für unser gesamtes Angebot. Auch Ingo Koczwara hat schon als verantwortlicher Fondsmanager seine Kompetenz bewiesen und gezeigt, dass er sehr erfolgreich einen Fonds managen kann. Und genau das tut er mit dem Aktienfonds Merck Finck Mittelstandstrategie jetzt auch bei uns. Insofern, ja, wir bauen unseren Investmentbereich daher weiter selektiv aus.

Ist der Plan dank Fonds die Wertschöpfungskette im Portfoliomanagement zu vertiefen, um schwindenden Margen zu begegnen?

Schellenberg: Natürlich müssen wir uns überlegen, wie wir künftig Erträge ausgleichen, von denen wir jetzt schon wissen, dass sie unter Mifid II wegfallen werden. Und da ist ein Element, die Wertschöpfungskette im Portfoliomanagement zu vertiefen. Aber nur dort, wo wir in ganz ausgesuchten Themen auch glaubwürdig Expertise zeigen können. Insofern ist die Wertschöpfung kein primärer Treiber.

Als unabhängige Privatbank ist es zuallererst unsere Aufgabe, uns um das Vermögen unserer Kunden zu kümmern. Dafür sind wir da. Mit unserer Vermögensverwaltung erbringen wir für unsere Kunden eine Leistung. Und die Vergütungsmodelle für unsere Leistung beruhen im Schwerpunkt auf fixen Gebühren und nicht auf volumen- oder transaktionsgebundenen Provisionen.

Insofern wollen wir nicht in das Fondsgeschäft einsteigen, um uns in der Breite als Asset Manager ein zusätzliches Geschäftsfeld zu erschließen. Es wird jedoch immer wieder Bereiche geben, in denen wir viel Expertise und auch Glaubwürdigkeit mitbringen. Wie etwa jetzt die besagte Mittelstandsstrategie. Und diese Expertise wollen wir dann auch für unsere Kunden investierbar machen.