Krypto-Analyst der MC Vermögensmanagement „Wir bevorzugen Krypto-Assets, die länger am Markt bestehen“

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Was waren die größte Herausforderung bei der Auflegung Ihres Fonds Crypto Vario?

Bolkart: Herausfordernd war sicherlich, die Genehmigung von der Finanzmarktaufsicht zu erhalten. Hierzu musste eine Vielzahl von Risiken definiert werden und in Gesprächen mit der Behörde durch unsere Fondsleitung klar dargelegt werden, wie diesen entgegnet wird. Wir sind jedoch froh, dass Liechtenstein hier als Pionier vorangeht und es uns ermöglicht hat, als erstes Land in Europa diese neue Anlageklasse für Anleger mittels einer Fondslösung investierbar zu machen.

Das Finden der einer fähigen Verwahrstelle und eines Brokers dürften auch nicht leicht gewesen sein.

Bolkart: Die Verwahrstelle musste einen geeigneten Broker finden, welcher bereit war, das Börsen-Risiko auf sich zu nehmen und entsprechend eine Bankbeziehung direkt bei der Verwahrstelle zu führen. Somit kann der Broker erst in dem Moment bezahlt werden, wenn sichergestellt ist, dass die gekaufte Kryptowährung sicher eingebucht wurde. Zudem musste die Bank für die Abwicklung einer Transaktion komplett neue Abläufe schaffen, da die Kryptowährungen offline gespeichert werden. Hier ist noch echte Handarbeit gefordert.

Ist Ihr Krypto-Fonds täglich handelbar?

Bolkart: Mit dem Broker der Bank Frick können wir sicherstellen, dass der Fund täglich handelbar ist, solange wir auf einer der großen Krypto-Börsen entsprechende Transaktionen platzieren können.

Worauf achten Sie bei der Auswahl der einzelnen Krypto-Assets?

Bolkart: Wir bevorzugen Krypto-Assets, die bereits länger am Markt bestehen und die gezeigt haben, dass sie eine Vielzahl von Transaktionen abwickeln können. Als Hauptinvestment werden wir in Protokolle investieren. Hierzu muss man verstehen, dass Kryptowährungen wie zum Beispiel Bitcoin oder Ethereum ein eigenes Blockchain-Protokoll darstellen, während andere Währungen nur eine Anwendung, den sogenannten Token, auf der Blockchain von einer anderen Kryptowährung wie zum Beispiel Ethereum darstellen. Man könnte sagen, dass Kryptowährungen wie Ethereum, Eos, Neo, Cardano Basis-Blockchains sind, auf denen andere Krypto-Anwendungen oder Projekte laufen können.

Ein Beispiel.

Bolkart: Es ist so, dass zum Beispiel auf Basis der Ethereum-Blockchain eine neue Kryptowährung  geschaffen werden kann, welche dadurch nicht die komplette Programmierung einer neuen Blockchain benötigt, und welche dann auf der Ethereum-Blockchain laufen. Diese Möglichkeit wurde von einer Vielzahl an Kryptowährungen genutzt. Dies hat zur Folge, dass die Ethereum-Blockchain und damit verbunden die Kryptowährung Ether nicht einfach ersetzt werden kann. Es gibt dem Investor also eine gewisse Sicherheit. Anders sieht dies bei neuen ICO-Projekten aus, die teilweise nur aus einer Idee, manifestiert in einem White Paper, bestehen und noch nicht zeigen können, dass ihr Netzwerk wirklich hält, was es verspricht, und das Projekt wirklich einen Mehrwert bietet. Solche neuen Projekte können natürlich sehr schnell von anderen, noch besseren Projekten ersetzt werden.

Was ist mit Bitcoin?

Bolkart: Bitcoin ist ähnlich schwer zu ersetzen. Bitcoin hat zwar Probleme bei der Skalierung – wie auch Ethereum –, wofür aktuell Lösungen erarbeitet werden, jedoch handelt es sich hier um die stabilste Kryptowährung, die gezeigt hat, dass sie trotz diversen Aufspaltungen, Hackerangriffen und tausenden von Transaktionen stabil läuft. Auch wird Bitcoin für Investitionen in andere Krypto-Assets benötigt. Ähnlich wie der US-Dollar ist sie eine Art Leitwährung. Des Weiteren haben viele Unternehmen sich Lösungen auf Basis der Bitcoin-Blockchain ausgearbeitet. Diese dort investierten Millionen werden auch nicht einfach aufgegeben werden. Wir fokussieren uns also auf Netzwerke, welche schon länger bestehen und gezeigt haben, dass sie stabil laufen und nicht von heute auf morgen ersetzt werden können. Andere Krypto-Assets mischen wir bei. Wir versuchen so, dem Investor einen möglichst konservativen Einstieg in einen spekulativen Markt zu ermöglichen.

Rund um den Krypto-Hype wurden anfänglich immer von Währungen gesprochen. Sind potentielle Anleger mittlerweile aufgeklärter?

Bolkart: Die Frage der Währung ist auch eine juristische und nach wie vor ungeklärt. Es gibt einige Krypto-Assets, welche als reine Kryptowährung funktionieren wollen, also zum Versenden von Geld. Viele bieten jedoch mehr und wollen andere Probleme lösen. So zum Beispiel das automatische Ausführen von intelligenten Verträgen, den Smart Contracts. Ein gutes Beispiel für intelligente Verträge sind Versicherungen. Eine mittels Smart Contract erstellt Versicherung, bezahlt im Schadensfall die Versicherungssummer automatisch aus ohne dass eine dritte Partei benötigt wird oder eingreifen kann. Wir sprechen deshalb von Krypto-Assets, die diverse Anwendungen auf einer Blockchain darstellen können. Die Anwendung als Währung ist da nur eine von vielen.