Krypto-Analyst der MC Vermögensmanagement „Wir bevorzugen Krypto-Assets, die länger am Markt bestehen“

Manuel Bolkart von der MC Vermögensmanagement: Die Liechtensteiner haben mit dem Crypto Vario Fund einen der ersten Fonds auf den Markt gebracht.

Manuel Bolkart von der MC Vermögensmanagement: Die Liechtensteiner haben mit dem Crypto Vario Fund einen der ersten Fonds auf den Markt gebracht.

private banking magazin: Seitdem der Hype um den Bitcoin-Kurs wieder abgeebbt ist, ist die Aufmerksamkeit für das Krypto-Thema deutlich normaler geworden. Wie nützlich war der Hype von 2017?

Manuel Bolkart: Der Hype war insofern nützlich, als dass sich die Presse und mehr und mehr Menschen mit dem Thema Blockchain und Kryptowährungen beschäftigt haben. Dadurch war es möglich, dass deutlich mehr Kapital in den Kryptomarkt geflossen ist, was den einzelnen Unternehmen ermöglichte Krypto-Projekte zu realisieren. Eine neue Innovation braucht immer einen gewissen Hype oder eine Blase, welche dazu führt, dass der Kapitalbedarf für die vielen neuen Projekte gedeckt wird. Nur so ist es möglich, dass sich eine neue Technologie auch durchsetzen kann. Dies war auch damals beim Internet nicht anders.

Aber der Hype war nicht nur gut für die junge Asset-Klasse.

Bolkart: Schädlich war der Hype vielleicht hinsichtlich der extremen Preisentwicklung. Der Fokus lag damit vermehrt auf dem „schnell reich werden“ und nur wenige Anleger haben verstanden, wie die darunter liegende Technologie funktioniert und was der Nutzen der Projekte ist, in die sie investieren. Seit einiger Zeit kommt der Fokus nun wieder zurück auf die Projekte und den Wert der dahinter steht. Viele Investoren, die das schnelle Geld gesucht haben, haben den Markt wieder verlassen – und das ist positiv.

Die Internet-Ära hat Tech-Unternehmen wie Google und Facebook hervorgebracht. Springen diese nun auch auf den Blockchain- und Krypto-Zug auf?

Bolkart: Definitiv. Neben IBM setzen sich zum Beispiel auch Google und Facebook bereits intensiv mit der Blockchain-Technologie auseinander. Bei Google hieß es zuletzt im März 2018, dass das Unternehmen an einer eigenen Blockchain-Lösung arbeitet um die Dienstleistung im Cloud-Bereich verbessern zu können. Offiziell bestätig wurde dies jedoch noch nicht. Bereits im Januar 2018 hatte Mark Zuckerberg angekündigt, dass sich Facebook mit der Blockchain-Technologie beschäftigen will. Im Mai folgte dann die Bekanntgabe, dass innerhalb des Unternehmens dafür eine eigene Abteilung geschaffen wurde. Geleitet wird die Abteilung von David Marcus, welcher auch dem Aufsichtsrat der Kryptobörse Coinbase angehört.

Wird sich die Monetarisierung der digitalen Welt durch die Blockchain-Technologie nicht verändern, weniger zentrale Plattformen, mehr dezentrale Lösungen hervorbringen?

Bolkart: Die Blockchain eröffnet den Tech-Giganten neue Geschäftsfelder oder die Möglichkeit bestehende Geschäftsfelder zu verbessern. Die Möglichkeit Daten dezentral und damit deutlich sicherer als bisher zu speichern, bietet zum Beispiel Google die Möglichkeit, sein Cloud-Geschäft auf die nächste Stufe zu heben. Wenn die Tech-Unternehmen frühzeitig in die neue Technologie investieren, bietet sich zudem die Möglichkeit anderen interessierten Unternehmen entsprechende Lösungen zur Integration der Technologie in deren Unternehmen zu bieten. Ein Beispiel dafür ist IBM, welche Lösungen in diesem Bereich anbietet.

Welches sind die am häufigsten hervorgebrachten Bedenken bezüglich Krypto-Assets und entsprechender Investments?

Bolkart: Die betreffen die Sicherheit und die hohe Volatilität der neuen Anlageklasse. Viele Anleger haben in der Presse von verschiedenen Angriffen von Hackern gehört oder davon, dass Kryptowährungen verloren gegangen sind. Hier ist es wichtig zu erklären, dass ein Krypto-Fonds die Währungen über einen Broker an den einzelnen Kryptobörsen kauft. Dadurch hat der Fonds nicht das Risiko gehackt zu werden, solange die einzelnen Währungen bei den Börsen liegen. Sobald die gekauften Währungen an den Fonds übertragen werden, werden diese offline gespeichert und sind somit auch außer Reichweite für möglich Angriffe aus dem Netz. Das zweite Bedenken betrifft die hohe Volatilität der Krypto-Assets. Hier empfehlen wir, das Investment in Krypto-Assets entsprechend klein zu halten. Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass bereits eine Beimischung von 2 Prozent in einem gemischten Portfolio die Rendite deutlich verbessern kann und die Volatilität in der Vergangenheit sogar reduziert hat.

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Auch politisch könnten Krypto-Assets unter Druck geraten.

Bolkart: Der Einwand, dass Staaten und ihre Notenbanken Kryptowährungen verbieten könnten und der Markt somit gegen Null gehen könnte, hört man in der Tat immer wieder. Diese Gefahr sehen wir aber eher als gering an. Wir glauben stattdessen, dass Staaten, genauso wie Unternehmen, sich die neue Technologie genau ansehen und die Vorteile für sich nutzen werden. Wir glauben nicht, dass es eine Frage von entweder oder ist, sondern glauben, dass Staaten möglicherweise selber Kryptowährungen ausgeben werden, da diese auf Grund der hohen Transparenz, für die Staaten sehr interessant sein können. Man sollte bedenken, dass beispielsweise Bitcoin-Transaktionen zu 100 Prozent transparent sind, sobald man weiß, wer hinter einer Bitcoin-Adresse steht.