Krypto-Analyst der MC Vermögensmanagement „Wir bevorzugen Krypto-Assets, die länger am Markt bestehen“

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Bedenken haben einige Investoren in Hinblick auf die Verwahrung von Krypto-Assets. Wie kann man das Storage-Thema heutzutage angehen?

Bolkart: Innerhalb des Fonds speichern wir die Krypto-Assets in einem sogenannten Cold Storage, also offline auf einer Art USB-Stick, welcher extra für Kryptowährungen erfunden wurde. Dieser wird dann im Safe der Bank aufbewahrt und kann nicht von einer Person alleine genutzt werden. Somit minimiert man das Risiko gehackt zu werden. Diese Vorgehensweise würden wir auch jedem anderen Investor, welcher außerhalb des Fonds in Krypto-Assets investiert, empfehlen.

Welche Trends sehen Sie derzeit bei der Blockchain-Technologie?

Bolkart: Aktuell wird viel an der Lösung der bereits angesprochenen Skalierungsproblematik gearbeitet. Dazu muss man wissen, dass beispielsweise im Bitcoin-Netzwerk aktuell nur rund 7 Transaktionen oder nach dem Segwit-Update rund 14 Transaktionen pro Sekunde verarbeitet werden können. Dies ist natürlich nichts gegenüber den großen Kreditkarteninstituten, welche zehntausende Transaktionen pro Sekunden abwickeln können. Aus diesem Grund ist es fundamental hier eine entsprechende Lösung zu finden. Bitcoin arbeitet diesbezüglich am Lightning-Network und Ethereum an Sharding. Beide Lösungen haben dieselbe Grundidee, nämlich, dass nicht alle Transaktionen direkt auf der Ebene der Blockchain stattfinden müssen, wo immer alle Teilnehmer der Blockchain über eine Transaktion informiert werden müssen. Dies dauert unweigerlich sehr lange und der Kapazität sind enge Grenzen gesetzt. Deswegen arbeitet man an den angesprochenen Second-Layer-Lösungen, welche es ermöglichen in sogenannten Channels Transaktionen auszuführen. Diese sind außerhalb der Blockchain und Teilnehmer in einem Channel können sich Gelder in sekundenschnelle hin und her senden. Erst wenn eine Transaktion außerhalb dieses Channels stattfinden soll, wird entsprechend die gesamte Blockchain informiert. Die Entwicklungen dieser Lösungen sind bereits weit vorangeschritten. Aktuell sind bei Bitcoin bereits über 8.000 Channels im Lightning-Network online.

Was ist mit Anwendung und Projekten?

Bolkart: Dort sehen wir vor allem interessante Projekte im Rahmen von Smart-Contract-Lösungen, im Bereich der Datenspeicherung und im Bereich von E-Voting. Jedoch sind noch viele weitere Anwendungsgebiete denkbar. Smart Contracts können viele einfache Verträge ersetzten und geben dem Nutzer damit Ausführungssicherheit, wie in dem Beispiel der Versicherung beschrieben. Geschrieben wird ein Wenn-dann-Code, welcher sich automatisch ausführt, wenn gewisse Bedingungen, zum Beispiel eine Zahlung, erfolgt sind. Im Rahmen der Datenspeicherung wird unter anderem an Lösungen für die Speicherung von sensiblen Daten gearbeitet. Zum Beispiel wäre es sehr hilfreich, wenn alle medizinischen Daten einer Person auf einer Datenbank vor Hackern sicher und vor Dritten wie zum Beispiel der Krankenkassen, gespeichert werden und im Notfall dann dem Mediziner gesammelt zur Verfügung stehen würden. Dies wäre in einem medizinischen Notfall sehr hilfreich, es müssten keine Bluttests gemacht werden, es müsste nicht getestet werden ob der Patient auf Medikamente allergisch reagiert et cetera. Auch denkbar wäre die Speicherung von Daten von Sozialen Netzwerken wie Facebook, womit der Zugriff von Dritten auf diese Daten sicher geregelt werden könnte. Aber auch an Lösungen zur sicheren und transparenten Speicherung von Daten über die Lieferkette von Lebensmitteln, die sichere und transparente Speicherung von Grundbesitz und anderen Wertgegenständen wird gearbeitet. In diese Richtung gehen auch die Entwicklungen im Rahmen von E-Voting. Die Idee dahinter ist es, dass Wahlen und Abstimmungen in Blockchain-Lösungen transparent und nicht manipulierbar abgebildet werden können.

Sie lassen bislang nur professionelle Investoren im Crypto Vario Fund zu. Bleibt das so?

Bolkart: Die Klassifizierung ist von Land zu Land unterschiedlich. In Liechtenstein zum Beispiel gelten insbesondere Vermögensverwalter, Pensionskassen, Dachfonds als professionelle Investoren. In gewissen Ländern kann man sich aber auch als vermögende Privatperson als professioneller Investor klassifizieren. Als Initiator des Crytio Vario Funds sehen wir uns als Dienstleister, da wir interessierten Investoren die Möglichkeit geben, mittels eines Fonds in die neue Anlageklasse zu investieren. Es ist daher auch unser Ziel mittelfristig Privatpersonen eine entsprechende Lösung anbieten zu können.

 


Über den Interviewten:
Manuel Bolkart arbeitet seit 2010 für den in Liechtenstein ansässigen Vermögensverwalter MCVM. Der Schweizer startet seine Karriere mit einer klassischen Banklehre bei der Credit Suisse in Zürich im Jahr 2002.

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