Kratzer im Lack Warum der Dax nicht zur Geldanlage taugt

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Das könnte einiges erklären. „Der Index ist mit vier Auto-, drei Chemie- und vier Finanzwerten stark Old-Economy-lastig. Damit ist er stärker als andere internationale Indizes konjunktur- und exportabhängig“, bemerkt Thomas Buckard, Mitgründer der MPF Vermögensverwaltung. Im M-Dax stamme hingegen fast ein Drittel der 60 Werte aus Zukunftsbranchen wie IT, Internet, Gesundheit und Elektromobilität.

Damit sei auch ein Seitenblick auf den US-Aktienindex S&P 500 erlaubt. Dort kommen 26 Prozent aus der IT, 15 Prozent aus der Gesundheit und 11 Prozent sind Kommunikationsdienstleister. Die Plätze 1 bis 6 gehen an Microsoft, Apple, Amazon, Facebook und die Google-Mutter Alphabet, letztere mit den A- und den C-Aktien zugleich. Das wirkt irgendwie ein wenig, nun ja – frischer.

„Der Dax ist aufgrund seiner Berechnung und Zusammensetzung nur eingeschränkt aussagefähig“, folgert Buckard und liegt damit ziemlich auf einer Wellenlänge mit Kurt Cruickshank. Er ist Investmentchef bei Aberdeen Standard Investments und managt den Aberdeen Standard German Equity (ISIN: LU1274533659). Der Fonds ist noch keine fünf Jahre alt und taucht deshalb in der folgenden Tabelle nicht auf. Dafür lässt er über drei Jahre mit einem Gewinn von 12,9 Prozent (Stand: 15. Mai 2020) die Konkurrenz und den Dax weit hinter sich. Denn der liegt in der Zeit mit 18,3 Prozent im Minus.

Cruickshank findet nicht, dass der Dax den deutschen Aktienmarkt angemessen abbildet. „Die Attraktivität des deutschen Marktes resultiert daraus, dass einige der besten Unternehmen B2B-Unternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung und Marktführer in einem bestimmten Nischensegment sind“, sagt er. Als Beispiel nennt er den Online-Vermittler Scout24, „den wir aus globaler Sicht als möglicherweise stärkstes Unternehmen seiner Art einschätzen – auch im Vergleich zu einigen seiner bekannteren US-Konkurrenten“. Scout24 hat sich auf Sicht von drei Jahren fast verdoppelt, bringt aber nur 7,2 Milliarden Euro Börsenwert auf die Waage. In der Rangliste der Deutschen Börse ergibt das Platz 38. Gemessen am Aktienumsatz reicht es nur für Rang 59, zu wenig für den Dax.

Es sind solche Werte aus der zweiten Reihe, die Cruickshanks Fonds am Dax haben vorbeiziehen lassen. Weshalb sein offizieller Vergleichsindex ohnehin der breiter gefasste H-Dax ist und er sich auch über diesen gar nicht viele Gedanken macht. Vielmehr bezeichnet er sich selbst als regelrechten Benchmark-Agnostiker. Ihm gefällt es, wenn Weltklasse-Unternehmen gar nicht in Indizes auftauchen und somit von passiven und auch von vielen aktiven Fonds gar nicht beachtet werden.