Kratzer im Lack Warum der Dax nicht zur Geldanlage taugt

Aktienhändler vor der berühmten Dax-Tafel im Handelsraum der Deutschen Börse in Frankfurt.

Aktienhändler vor der berühmten Dax-Tafel im Handelsraum der Deutschen Börse in Frankfurt. Foto: imago images / Xinhua / Lu Yang

Es gibt eine alte Anekdote über die Frau mit der Fackel, die zu Beginn eines jeden Films von Columbia Pictures zu sehen ist. Sie soll damals für den Model-Job nur eine Handvoll Dollar erhalten haben. Um anschließend unbekannterweise weltberühmt zu werden. So ähnlich erging es Frank Mella. Denn der Journalist erhielt lediglich eine Flasche Sekt, ein Dankesschreiben der Börsen-Geschäftsführer und – immerhin – eine staatliche Auszeichnung. Und das für eine Leistung, die bis heute die Finanzmärkte prägt und der Deutschen Börse Millionenumsätze einbringt. Denn Mella erfand den deutschen Leitindex, den Dax. Weltweit ist der Index bekannt und anerkannt, inzwischen aber auch umstritten, vor allem was seine Qualitäten als Geldanlage-Vehikel angeht.

„Anfang 1987 bat mich mein Verleger, ich solle mir mal Gedanken um einen Index für die deutschen Aktienbörsen machen“, schreibt er in seinem Rückblick „Wie der Dax entstand“ auf www.frank-mella.de. Am 10. März 1987 hat er das 30-seitige Papier „Ein Aktienindex für den Finanzplatz Deutschland“ fertig. Der Rest ist Geschichte. Am 1. Juli 1988 um 11.39 Uhr und 42 Sekunden erscheint der Dax erstmals in der Öffentlichkeit. Darin enthalten ist der Stolz der deutschen Wirtschaft: unter anderem die zwei Chemie-Giganten Bayer und BASF, eine zur Religion gewordene Marke namens Daimler-Benz, fünf kerngesunde Banken, die deutsche Schwerindustrie und sogar so etwas Verrücktes, Modernes wie Nixdorf Computer.

Und heute? Der Dax enthält noch immer die 30 größten Unternehmen Deutschlands, gemessen an Börsenwert und durchschnittlichem Aktienhandel. Nur dass seit 2002 der Gesamtwert der frei handelbaren Aktien (Free-Float) zählt und nicht mehr der Wert des gesamten Unternehmens. Der Dax hat sich als einer der wichtigsten Leitindizes der Welt etabliert, der einen der größten Wirtschaftsräume der Welt repräsentiert.

Der Markt für Indexfonds (ETFs) unterstreicht das eindrucksvoll. Die in Deutschland zugelassenen Dax-ETFs bringen es auf ein Volumen von 11,4 Milliarden Euro. Das Angebot an M-Dax-ETFs, die die 60 nächstkleineren Werte enthalten, ist schon deutlich schmaler, das Volumen liegt nur noch bei 2,1 Milliarden Euro. Und den S-Dax (die 70 Werte nach dem M-Dax) bilden sogar nur noch zwei ETFs ab – die aus demselben Haus kommen, seit Lyxor den Konkurrenten Comstage übernommen hat. Gesamtvolumen: schlappe 98 Millionen Euro.