Juan Nevado von M&G im Gespräch „Wir befinden uns in einem neuen wirtschaftlichen Umfeld”

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Sie sagten in Ihrem Vortrag auf der Jahreskonferenz, dass man Risiken mit normalen Anlageklassen nicht mehr so einfach streuen kann.

Nevado: Früher korrelierten Staatsanleihen negativ mit Aktien und brachten auch noch eine Rendite mit. Das hätte sogar 2008 noch geschützt. Heute nicht mehr. Weil Anleihen keine Rendite mehr bringen und sich in die gleiche Richtung wie Aktien bewegen, erhöhen sie sogar das Risiko.

Und nun?

Nevado: Deshalb bin ich short in einigen Mainstream-Staatsanleihen. Diese Positionen laufen dann wieder entgegensetzt zu Aktien.

Manches klingt gewaltig nach Hedgefonds?

Nevado: Ich manage keine Hedgefonds, bin aber sehr flexibel. Ich kann über sogenannte Relative-Value-Strategien Positionen relativ zueinander laufen lassen, und ich kann über negative Durationen auf fallende Anleihekurse setzen. Damit habe ich sicherlich größere Freiheiten als ein traditioneller Multi-Asset-Fondsmanager.

Wie weit nach unten dürfen Sie mit der Duration?

Nevado: Bis minus drei Jahre.

Und Sie sind aktuell unter null?

Nevado: Ja, seit knapp zwei Jahren. Ich finde, dass westliche Anleihen sehr teuer sind. Wir befinden uns in einem neuen wirtschaftlichen Umfeld. Die Renditen an den Anleihemärkten steigen wieder, auch in Europa.

Warum?

Nevado: Weil sie zu niedrig lagen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen lag zeitweise unter null. Und das bei einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent in Deutschland. Da fragt man sich, wofür man negative Renditen braucht.

Das müssen Sie Zentralbankchef Mario Draghi fragen.

Nevado: Er hat angekündigt, die Anleihekäufe bis Ende des Jahres zu stoppen. Außerdem hat er angedeutet, dass im kommenden Jahr die Einlagensätze bei der Zentralbank von minus 0,4 auf 0,0 Prozent steigen könnten. Und jetzt beginnt der Markt zu verstehen, dass Renditen nicht ewig unter null liegen können. Dass die Wirtschaft das gar nicht mehr braucht.

Steigende Zinsen würden die Staatshaushalte nicht verkraften.

Nevado: Das sehe ich anders. Wenn die Wirtschaft weiter wächst, werden die Staaten durch höhere Einnahmen, zum Beispiel über Steuern, auch die Zinsen zahlen können. Selbst Italiens Wirtschaft wächst stärker als erwartet.

Die neue Regierung hat keine Lust auf den Euro und will die Schulden vielleicht nicht zahlen.

Nevado: Italien kann nicht einfach die europäischen Regeln brechen. Auch die portugiesische und die griechische Regierung haben am Anfang den Mund sehr voll genommen, wollten mehr Geld ausgeben und die Schulden nicht zahlen und so weiter. Am Ende haben sie sich aber doch an die Regeln gehalten. Und wenn alles nicht hilft, regelt es der Anleihemarkt.