Und wegen allgemein steigender Renditen halten Sie die Duration unter Wasser?
Nevado: Zumindest in deutschen und britischen Anleihen. In den USA nicht mehr. Da liegt die zehnjährige Rendite bei knapp 3 Prozent, das ist inzwischen angemessen und liegt auf dem langfristigen Ziel der dortigen Zentralbank für den Leitzins. Bundesanleihen rentieren dagegen bei 0,3 Prozent.
Was wäre angemessen?
Nevado: Langfristig vielleicht 2 Prozent. Die Inflation liegt in etwa auch dort, dann läge der reale Zins immerhin bei null und nicht mehr im Minus. Warum sollte man überhaupt eine langlaufende Anlage kaufen, die einem einen sicheren Verlust bringt?
Das habe ich mich auch immer gefragt.
Nevado: Eben, wir leben in einer verrückten Welt, in der die Zentralbanken für seltsame Preise an den Finanzmärkten gesorgt haben. Die realen Zinsen für Cash liegen unter null. Wenn Sie einen globalen Multi-Asset-Fonds managen, sollten Sie sich diese Grafik ansehen (Er öffnet ein Säulendiagramm mit Renditen). Sie zeigt Ihnen furchtbare Renditen bei Cash und furchtbare Renditen bei den meisten Anleihen. Schauen Sie sich europäische Anleihen mit BBB-Rating an! Die Zentralbank hat sie gekauft und die reale Rendite unter null gedrückt. Die sollte man in „europäische garantierte Negativ-Real-Rendite-Anleihen“ umbenennen.
Das wäre zu lang.
Nevado: In Ordnung. Dann sollte man europäische Hochzinsanleihen in europäische Niedrigzinsanleihen umbenennen.
Das ist prima, das nehme ich. Wann werden die Zeiten wieder normal?
Nevado: Wir sind zumindest auf dem Weg. Die Leitzinsen steigen, oder es wird zumindest angekündigt. Aber noch gibt es für einen globalen Fonds nur zwei lukrative Anlageklassen. Das sind globale Aktien und Anleihemärkte in einzelnen Schwellenländern.
Entsprechend dürfte Ihre aktuelle Strategie aussehen.
Nevado: Genau. Breit gestreute Aktienmärkte mit hohen Risikoprämien und Anleihen aus Schwellenländern, für die es hohe reale Renditen gibt und in denen die Wirtschaft läuft. Mexiko ist so ein Fall, da kriegen Sie sogar noch eine günstige Währung dazu, den Peso. Weltweit sieht es wirklich gut für die Wirtschaft aus. Warum sollte eine Rezession kommen?
Zölle.
Nevado: Interessant, dass Sie das sagen. Ich war vor kurzem in China, und da sind Zölle das Thema, das die Menschen am meisten beschäftigt. Aber mal ehrlich: Glauben Sie wirklich, dass die US-Regierung die Weltwirtschaft über Zölle in eine Rezession stürzen wird?
Sagen wir mal so: Trump traue ich alles zu, aber er ist ja nicht allein.
Nevado: Die Amerikaner fahren eine für Trump typische Strategie, die Verhandlungsstrategie. Er ist wütend auf China, wegen dessen Handelspolitik in den vergangenen Jahrzehnten. Die Chinesen haben inzwischen ein paar geldpolitische Maßnahmen gelockert, um die Binnenwirtschaft zu unterstützen. Ich meine, dass der Markt die Zollfrage und deren Auswirkung zu negativ sieht.
Über den Interviewten:
Juan Nevado ist Manager des fast 8 Milliarden Euro schweren Mischfonds M&G Dynamic Allocation und des Mischfonds M&G Conservative Allocation.