Invesco über den Immobilienmarkt „Der Logistiksektor ist ein Gewinner“

Robert Stolfo ist Immobilienexperte bei Invesco Real Estate.

Robert Stolfo ist Immobilienexperte bei Invesco Real Estate. Foto: Invesco

private banking magazin: Herr Stolfo, laufen die Immobilienmärkte allmählich heiß?

Robert Stolfo: Das weiterhin niedrige Zinsniveau sorgt dafür, dass institutionelle Investoren nach wie vor Immobilien kaufen. Wir sehen anhaltende Mittelzuflüsse in die Anlageklasse Immobilien.

Aber die Preise sind quer durch die Bank auf Rekordniveau gestiegen.

Stolfo: Immobilien werfen in den allermeisten Märkten noch immer eine deutlich höhere laufende Rendite ab als risikoarme Anleihen. Für langfristig denkende Anleger, wie zum Beispiel Pensionskassen und Versicherungen, ist das ein besonders wichtiges Element in der Anlageentscheidung.

Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich Ende vergangenen Jahres eingetrübt. Der Konjunkturmotor in Europa stottert. Der Brexit ist ungelöst. Kein gutes Umfeld für Gewerbetreibende.

Stolfo: Wir sehen allerdings, dass Unternehmen unverändert an der Anmietung weiterer Gewerbeflächen interessiert sind. Die Nachfrage ist stabil. Gleichzeitig sehen wir in den meisten Märkten keine überbordenden Aktivitäten von Projektentwicklern. Das heißt, es besteht keine Gefahr einer Angebotsblase. Die Risiken auf der makroökonomischen Seite haben in den vergangenen Monaten aber durchaus zugenommen.

Wie hat sich der britische Gewerbeimmobilienmarkt in der jüngeren Vergangenheit entwickelt?

Stolfo: Die Auswirkungen in Folge des Brexit-Referendums auf den Immobilientransaktionsmarkt sind bislang relativ gering. So ist das Transaktionsvolumen zwar zunächst zurückgegangen, hat sich dann aber wieder erholt und auch die Renditen haben sich zunächst nur kurzfristig erhöht. Im Moment warten viele Marktteilnehmer ab und beobachten die Situation.

Der stationäre Einzelhandel leidet global unter dem boomenden Online-Handel. Wie schätzen Sie die Aussichten von Gewerbeobjekten in Innenstädten ein.

Stolfo: Wir erleben weltweit einen Wandel im Einzelhandel. Der Flächenumsatz der Mieter im stationären Nonfood-Einzelhandel entwickelt sich schwach. Wir sehen das insbesondere bei Textilhandelsunternehmen. Ein großes schwedisches Bekleidungshaus schließt beispielsweise zwei Standorte im Zentrum von München. Aber auch in bestehenden Filialen wird die Fläche reduziert beziehungsweise optimiert, was sehr stark mit dem wachsenden E-Commerce zu tun hat.

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Wie belastend sind höhere Mieten in den innerstädtischen Lagen?

Stolfo: Das kommt auf den Einzelfall an. Wenn der Umsatz pro Quadratmeter im Textileinzelhandel sinkt, muss man ab einem gewissen Mietniveau Konsequenzen ziehen. Aber Einzelhandel ist nicht gleich Einzelhandel.

Sondern?

Stolfo: Positiv entwickeln sich Einzelhandelsgeschäfte, bei denen das Kundenerlebnis im Vordergrund steht. Insbesondere Luxuslagen sind weiterhin sehr interessant. Denn viele Unternehmen positionieren sich und ihre Marke in Bestlage, etwa der Bond Street in London oder auf den Champs-Élysées in Paris. Zahlreichen Luxusunternehmen ist die Adresse wichtig, um ihre Marke positionieren zu können. Und das ist ein Immobiliensegment, das aus unserer Sicht weiterhin interessant ist.