In Zeiten steigender Zinsen Wandelanleihen als Alternative für Anleger

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Wandelanleihen stellen eine besondere, weil hybride Anlageklasse dar. Sie verbinden in einem Papier die Stärken von Aktien und Anleihen. Einerseits eröffnen sie die Chance, an steigenden Aktienkursen zu partizipieren. Sie beinhalten ein Wandlungsrecht, das dem Investor erlaubt, innerhalb einer bestimmten Frist und Verhältnis in die zugrunde liegende Aktie als Basiswert zu tauschen. Das bedeutet, dass die Wandelanleihe im Wert steigt, sofern der Basiswert zulegt. Andererseits bieten sie die Sicherheit von Anleihen mit einer feste Verzinsung und der Tilgung zum Nominalwert am Ende der Laufzeit.

Zurückzuführen ist die Überlegenheit von Convertibles nicht nur auf das Wandlungsrecht in Aktien, sondern auch auf die niedrige Duration und die damit verminderte Zinssensitivität von Wandelanleihen, die somit weniger stark auf Zinsimpulse reagieren als gewöhnliche Anleihen. Auch die Entwicklung der vergangenen sechs Monate unterstreicht die positiven Eigenschaften von Wandelanleihen in Umbruchphasen mit steigenden Zinsen. So lagen Convertibles gegenüber sämtlichen Anleihekategorien vorn.

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Marktuntersuchungen über vergangene Zeiträume zeigen, dass Wandelanleihen stärker an steigenden als an fallenden Aktienkursen partizipieren. Der Grund: In Zeiten steigender Aktienmärkte sind Wandelanleihen über die Aktienkomponente mit der von der Partie. Der Anleihecharakter hingegen begrenzt in fallenden Märkten Kursverluste der zugrunde liegenden Aktie.

Dieses asymmetrische Rendite-Risiko-Profil macht Convertibles in Zeiten steigender Zinsen und erhöhter Volatilität an den Aktienmärkten zu einem Diversifikationsinstrument und einer Portfolio-Ergänzung. Aus zwei Gründen: Einerseits stellen Wandelanleihen eine eigenständige Anlageklasse dar, die mit anderen Anleihekategorien nur wenig korreliert ist.

Andererseits bieten Convertible Bonds die Möglichkeit, in Wertpapiere von Emittenten zu investieren, die keine Unternehmensanleihen begeben. Aktuelle Beispiele hierfür sind Suzuki Motors, Steinhoff, Rocket Internet, Klöckner, Salzgitter, Tesla Motors, Twitter, LinkedIn, die gerade von Microsoft übernommen wurden, Qiagen, Illumina oder Salesforce.com.

Zu den Emittenten von Wandelanleihen zählen insbesondere wachstumsorientierte Unternehmen, die eine günstigere Form der Kapitalaufnahme suchen als über Unternehmensanleihen. Aufgrund dieses sogenannten „Growth-Tilt“ finden sich auch vergleichsweise viele Small & Mid Caps unter den Convertibles-Emittenten. Die Wachstumschancen dieser kleineren Unternehmen bieten über das eingebaute Wandlungsrecht zusätzliches Renditepotenzial.

In Wandelanleihen investieren können Anleger direkt im außerbörslichen Handel (OTC-Markt) oder indirekt über eine gemanagte Anlage. Am OTC-Markt sind in der Regel sehr große Stückelungen in der Größenordnung von 100.000 Euro und mehr üblich. Zudem sind hier aufgrund der Komplexität der Handelsstrukturen wie auch der unterschiedlichsten Ausgestaltungen der Anleihebedingungen ausgewiesene Experten im Vorteil. Einfachen Marktzugang und die Vorteile eines ausbalancierten globalen Convertibles-Portfolio bieten dagegen Angebote im Fondsmantel.

Über die Autoren:
Marc-Alexander Knieß und Stefan Schauer verantworten seit Anfang 2017 bei Lupus Alpha eine aktiv gemanagte Wandelanleihestrategie für institutionelle Anleger. Beide haben zuvor langjährig bei der Deutschen Asset Management Convertible-Bond-Strategien betreut und verfügen über mehr als 25 Jahre Investmenterfahrung.

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