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Interessante Renditeaussichten „In den Schwellenländern wächst der Markt für nachhaltige Anleihen“

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Wie könnte sich die Präsidentschaft Joe Bidens auf die Schwellenländer auswirken?

Anthony Kettle, Senior Portfoliomanager: Die Präsidentschaft Bidens gilt allgemein als positiv für die Schwellenländer, da sie der Globalisierung wahrscheinlich neuen Schwung verleihen wird. Wir gehen davon aus, dass die USA zu ihrer Rolle als globale Führungsmacht zurückkehren und einen stärker multilateralen Ansatz in der Weltpolitik verfolgen werden. Dies sollte eine Belebung des Welthandels und eine deutliche Verringerung der geopolitischen Risiken mit sich bringen.

Asien wird als Hauptnutznießer dieser Entwicklung gesehen. Allerdings dürfte China unserer Ansicht nach weniger profitieren, da die USA dort eine relativ harte Haltung beibehalten werden und multinationale Unternehmen versuchen, ihre Lieferketten in andere asiatische Länder zu diversifizieren.

Wie bewerten Sie den Ausblick für Lateinamerika?

Graham Stock, Senior Analyst für Schwellenländer-Staatsanleihen: Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in Lateinamerika dieses Jahr um 3,5 Prozent wachsen wird, nachdem sie 2020 um 8 Prozent gesunken war. Das bedeutet, dass die wirtschaftliche Aktivität erst im Jahr 2022 oder sogar noch später wieder das Niveau von 2019 erreichen wird.

Vor diesem Hintergrund sind wir der Meinung, dass die Regierungen Lateinamerikas Maßnahmen ergreifen müssen, um die Schuldenquoten zumindest zu stabilisieren und idealerweise zu senken. Als Anleiheinvestoren werden wir den Haushaltsgenehmigungs-Zyklus 2021 und die anschließende Umsetzung genau beobachten, um zu sehen, ob die Ausgaben unter Kontrolle gebracht werden können.

Es gibt jedoch auch gute Nachrichten für die Region: Die globale Konjunkturerholung dürfte die Nachfrage nach lateinamerikanischen Exportgütern steigen lassen. In den vergangenen sechs Monaten sind die Preise für die wichtigsten Rohstoffe der Region (Öl, Kaffee, Eisenerz, Kupfer und Sojabohnen) zwischen 20 Prozent und 40 Prozent gestiegen.

Könnte auch die Türkei für Anleiheanleger wieder interessant werden?

Timothy Ash, Senior Analyst für Schwellenländer-Staatsanleihen: In der Türkei gab es sowohl in der Zentralbank als auch in der Wirtschaftspolitik gravierende Veränderungen, die aus unserer Sicht eine längst überfällige 180-Grad-Wende bedeuten. Sie scheinen die Einsicht widerzuspiegeln, dass die frühere Politik grundlegend gescheitert war.

Internationale Investoren reagierten positiv: Im November 2020 investierten sie in der Türkei 1,5 Milliarden US-Dollar, nachdem sie in den zehn Monaten zuvor mehr als 12 Milliarden US-Dollar abgezogen hatten. Höhere Leitzinsen sollten die Inlandsnachfrage und damit auch die Importnachfrage bremsen, was zu einer Verringerung des Leistungsbilanzdefizits führen und die Lira unterstützen würde.

Letzte Frage: Wie sollten Anleger ihr Schwellenländeranleihen-Portfolio 2021 aufstellen?

Som Bhattacharya, Portfoliomanager: Wir halten Lokalwährungsanleihen aktuell für besonders interessant. Aber: Trotz des Renditepotenzials dürften sie schwankungsanfällig bleiben. Aus diesem Grund könnten Anleger Lokalwährungs-Unternehmensanleihen in Betracht ziehen. Diese Anlageklasse stellt eher eine Nische dar, enthält aber einen größeren Anteil weniger schwankungsanfälliger Schwellenländerwährungen. Sie hat in der Vergangenheit eine geringere Volatilität im Vergleich zum Standardindex für Staatsanleihen in lokaler Währung gezeigt. Daher halten wir sie für eine interessante langfristige Überlegung. Insgesamt scheint maximale Flexibilität bei der Verwaltung von Schwellenländeranleihen in Lokalwährungen aus unserer Sicht der beste Ansatz.

Für Anleger, die ein Engagement in Lokalwährungsanlagen nicht in Betracht ziehen, ist unserer Meinung nach ein diversifizierter Hartwährungs-Ansatz mit kurzer Duration eine Alternative.

Daneben sehen wir derzeit größere Spread-Verwerfungen im Bereich der illiquiden Schwellenländeranleihen als im regulären liquiden Spektrum. Eine entsprechende Strategie könnte sich daher innerhalb eines breiteren Portfolios anbieten.

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