Ein-Dollar-Test von Warren Buffett Die häufigsten Denkfehler beim Growth-Stil

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Eine solche Analyse hat durchaus gewichtige Folgen für die zukünftigen Erwartungen an die Profitabilitätsentwicklung und deren Treiber. Für den Investor eines Growth-Fonds bedeutet dies konkret, dass er das Portfolio nicht nur bezüglich gängiger Profitabilitätskennzahlen wie Return on Invested Capital, Return on Equity (Eigenkapitalrentabilität) oder Return on Assets (Gesamtkapitalrentabilität) überprüfen sollte.

Er sollte zusätzlich kritisch hinterfragen, wie diese Kennzahlen eigentlich zustande kommen. Helfen kann dabei ein Blick auf die historische Sektor- und Industrieaufteilung: Ist ein Fonds strukturell eher in zyklischen Unternehmen investiert oder bewegt sich der Manager eher in defensiven Marktsegmenten.

Sucht man nach in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreichen Investmentansätzen im Segment der Growth-Fonds, scheint die Beweislage im Großen und Ganzen eindeutig. Die vornehmliche Fokussierung auf den Faktor Wachstum ist wenig Erfolg versprechend. Vielmehr bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl die Faktoren Qualität und Profitabilität als auch Bewertungskennzahlen mit einschließt.

Bei Themenfonds findet dieser ganzheitliche Ansatz oftmals keine Anwendung. In der Hoffnung, durch die Zusammenstellung eines Portfolios den neuesten Megatrend abdecken zu wollen – aktuelle Beispiele sind Robotics oder Industrie 4.0 –, müssen Anleger nicht selten Abstriche bei den Faktoren Profitabilität oder Qualität hinnehmen. Letzteres war insbesondere bei den Technologiefonds Ende der 90er Jahre oder später bei den Neue-Energie-Fonds der Fall, als viele der ausgewählten Unternehmen trotz Wachstums Verluste schrieben oder massiv überschuldet waren.

Zudem ist zu beachten, dass dynamisch gemanagte Growth-Fonds oftmals eine deutliche Übergewichtung von Nebenwerten aufweisen und damit ihre Wertentwicklung vor allem in Bullenmärkten relativ zu Large-Cap-Indizes nach oben verzerrt wird.

Sinnvoll erscheint es außerdem, bei der Auswahl des passenden Growth-Fonds auch Ansätze zu berücksichtigen, deren Portfolio zu einem gewissen Prozentsatz Unternehmen berücksichtigen, die zwar aktuell nicht den Wachstumsanforderungen entsprechen, deren Substanz aber durchaus werthaltiges Potenzialwachstum aufweist. Um dieses zu heben, bedarf es in der Regel eines Katalysators wie beispielsweise ein neues Management, ein Kostensenkungsprogramm oder eine Restrukturierung.

Dafür ist aber ein langfristiger Investmenthorizont auch aufseiten der Anleger nötig. Wer diesen Anlagehorizont nicht mitbringt, für den gilt generell, dass er sich zukünftig mit unterdurchschnittlichen Renditen bei der Jagd nach historischer Wertentwicklung zufriedengeben muss.



Über den Autor:
Stephan Schrödl arbeitet seit 2007 beim Analysehaus Fondsconsult Research. Der Schwerpunkt seiner Analysetätigkeit liegt auf globalen und US-Aktienfonds sowie alternativen Investments. Zudem ist der Senior-Analyst für das Management verschiedener Strategiedepots mitverantwortlich.

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