ANZEIGE

Breit streuen, aktiv handeln Fünf Wege aus dem „Status low“ bei Anleihen

Der Central Park, die „grüne Lunge“ New Yorks

Der Central Park, die „grüne Lunge“ New Yorks: Für Anleiheinvestoren werden ESG-Analysen immer wichtiger – denn die Kapitalkosten sowohl von Unternehmen als auch von Staaten werden zunehmend von den betreffenden Faktoren bestimmt. Foto: imago images / agefotostock

Ashish Shah, Goldman Sachs AM

Das Jahr 2021 beginnt mit niedrigen Leitzinsen, niedrigen Staatsanleiherenditen und niedrigen Anleihe-Spreads. „Dieser aktuelle 'Status low' erfordert eine diversifizierte Herangehensweise“, sagt Ashish Shah, Co-CIO des Fixed Income- und Liquidity Solutions-Teams bei GSAM. Es gelte, über das gesamte Anleihespektrum hinweg nach Anlagechancen zu suchen – von Unternehmensanleihen über verbriefte Kredite bis hin zu Schwellenländerpapieren. Außerdem halte er nach Möglichkeiten Ausschau, um durch Marktineffizienzen entstehende Risikoprämien zu nutzen. „Diese zu finden ist wichtig, wenn die zyklischen Verbesserungen dank des Corona-Impfstoffs und einer stützenden Geld- und Fiskalpolitik ein Risk-on-Umfeld entstehen lassen, in dem Renditechancen schnell verpuffen können.“

Der Anleihe-Experte sieht einen Mehrwert darin, Währungen zur Absicherung von Positionen in Risikoanlagen zu nutzen. Daneben lege das Anleiheteam von GSAM einen nachhaltigen Fokus auf eine Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsanalyse (ESG). „Denn wie das Jahr 2020 gezeigt hat, ist diese kein 'Bullenmarkt-Luxus', sondern ein 'Muss für den Bärenmarkt'“, betont Shah.

Konjunktur dürfte im Frühjahr wieder anziehen

Die Experten von GSAM rechnen damit, dass die Konjunkturerholung nach einem Dämpfer in den Wintermonaten im Frühjahr wieder anzieht, wenn sich der Dienstleistungssektor, in dem viele Arbeitsplätze angesiedelt sind, dank Massenimpfungen erholen kann. Dadurch würden sich die Produktions- und Arbeitsmarktlücken deutlich verringern, sodass die Konsumausgaben für Güter und Dienstleistungen wieder steigen könnten.

Das Wachstum unterstützen dürften ihrer Ansicht nach auch die expansive Fiskal- und Geldpolitik sowie lediglich geringe bleibende wirtschaftliche Narben. So seien Arbeitsplatzverluste bisher eher vorübergehender Natur gewesen, das Bankensystem habe sich robust gezeigt und die Unternehmen hätten den Abschwung besser bewältigt als erwartet: Das Investitionsniveau konnte sich behaupten und die Insolvenzen hielten sich in Grenzen. Bei den Haushalten bestünde im Gegensatz zur Zeit nach der Immobilienkrise 2007 kein dringender Bedarf, die Bilanzen zu bereinigen. Die Sparquoten seien dank umfangreicher Finanzhilfen sogar etwas gestiegen.

Geldpolitisch geht Shah davon aus, dass die Zentralbanken ihre Leitzinsen auf niedrigen Niveaus belassen. „Wir rechnen damit, dass sie ihre Anleihekäufe weiter anpassen – zum einen, um die Finanzierungsbedingungen zu lockern, zum anderen, um den durch eine expansive Fiskalpolitik entstehenden Aufwärtsdruck auf die Renditen von Staatsanleihen abzuschwächen“, so der Anleihe-Experte. Die Staaten würden voraussichtlich weitere Hilfspakete auflegen, bis die Wirtschaft nach den Impfungen wieder Fuß gefasst hat.

Inflation dürfte gedämpft bleiben

Ungeachtet der Impfstoff-getriebenen Rally gehen Shah und seine Kolleginnen und Kollegen davon aus, dass die Inflation aufgrund von Überkapazitäten in der Wirtschaftsleistung und an den Arbeitsmärkten niedrig bleiben wird. Das globale Bruttoinlandsprodukt sei nach wie vor 3 Prozent geringer als vor der Pandemie, und selbst in einem außerordentlich guten Wachstumsszenario werde sich diese Lücke nicht vor 2024 schließen.

Weiter in der Zukunft könnte eine Neuausrichtung der Politik auf soziale Fragen wie Einkommensungleichheit und Arbeitslosigkeit bei Minderheiten zusammen mit Ausgaben für grüne Investitionen eine zyklisch stärkere Wachstumsphase entfachen, als es sie nach der globalen Finanzkrise gegeben habe. In diesem Umfeld könnte die Inflation anziehen – aber so weit sei es noch nicht.