ANZEIGE

Breit streuen, aktiv handeln Fünf Wege aus dem „Status low“ bei Anleihen

Seite 2 / 2

Fünf Wege aus dem „Status low“

Die Herausforderungen durch negative Renditen an den Anleihemärkten der Industrieländer dürften insgesamt noch länger anhalten, prognostiziert Shah. Er betont: „Für Anleiheanleger scheint daher ein diversifiziertes Vorgehen geboten“ – und zeigt fünf Wege aus dem „Status low“.   

  1. Gesamtes Spektrum der Anlagechancen nutzen

Ein freundliches makroökonomisches Umfeld hat 2020 zwar alle Vermögenswerte beflügelt. Es gebe aber Bewertungsunterschiede an den Anleihemärkten. „Angesichts eines besseren Wachstumsausblicks erkennen wir Chancen bei Schwellenländer- und Unternehmensanleihen – besonders im Hochzinssegment“, erläutert Shah. „Wir bevorzugen zudem Hypothekenanleihen (MBS) von US-Bundesbehörden, die von den Anleihekäufen der US-Notenbank profitieren und weniger sensitiv auf zyklische Rückschläge reagieren.“

  1. Auch innerhalb der Anleiheklassen diversifizieren

Anleihen sind keine homogene Anlageklasse und selbst innerhalb von Anleihesektoren gibt es Unterschiede. „Schwellenländeranleihen beweisen das“, so Shah. Dank kräftiger Konjunkturmaßnahmen und einer effektiven Eindämmung des Virus komme Asien 2021 in die zweite Phase seiner Erholung, während Teile von Lateinamerika weiter mit wirtschaftlichen, politischen und sozialen Herausforderungen zu kämpfen hätten.

Die angespannte geld- und fiskalpolitische Lage sei Shah und seinem Team zwar bewusst, „dennoch erkennen wir vereinzelte Chancen bei Schwellenländeranlagen“. Ein stärkeres globales Wachstum werde die Rohstoffpreise beflügeln, was den Volkswirtschaften mehrerer exportorientierter Schwellenländer zugutekommen wird. Auch die Nachfrage aus China könnte bestimmte Schwellenländer in den speziellen Wachstumskreis aufsteigen lassen, der dieses Jahr um China herum herrscht.

  1. Risikoprämien sichern, die durch Marktineffizienzen entstehen

Spread-Sektoren weisen seit ihrem Ausverkauf im ersten Quartal 2020 eine beeindruckende Erholung auf, doch Bewegungen auf Sektorebene können Chancen auf Einzeltitelebene verschleiern. „Während der Pandemie haben wir beispielsweise eine 'Covid-19-Spread-Prämie' erzielt“, berichtet Shah. Diese habe sich bei Emittenten in Sektoren gezeigt, bei denen man davon ausging, dass sie von den Maßnahmen zur Viruseindämmung extrem in Mitleidenschaft gezogen werden würden – darunter Fluggesellschaften und Hotels. „Der Markt differenzierte Sektoren unseres Erachtens basierend auf ihrer Covid-19-Sensitivität, unterschied aber bei den zugrundeliegenden Emittenten nicht nach Fundamentaldaten des Unternehmens wie Bilanzpositionen.“

Der Co-CIO des Fixed Income- und Liquidity Solutions-Teams ist der Ansicht, „dass wir mit einem daten- und technologieorientierten Investmentansatz in der Lage sein können, zukünftige Marktineffizienzen effektiv zu erkennen und unsere Überzeugungen gleichzeitig sehr präzise umzusetzen.“ Die Technologiebeschleunigung, die durch die Pandemie ausgelöst wurde, bestärke ihn in dieser Investmentphilosophie.

  1. Währungen zur Absicherung von Risikoanlagen nutzen

Um zu gewährleisten, dass ihre Rentenportfolios ausgewogen und in Phasen einer Risk-off-Stimmung am Markt widerstandsfähig sind, sichern die Anleihe-Experten von GSAM ihr Engagement in Unternehmensanleihen normalerweise mit Zinspositionen ab. Da die Zinsen so niedrig sind, würden sie sich aber nur noch begrenzt eignen. „Daher haben wir unsere Absicherung durch Beimischung eines Währungskorbs diversifiziert, der ähnlich wie Staatsanleihen negativ mit Unternehmensanleihen korreliert. Zudem passen wir unsere Absicherung dynamisch an die Marktlage an“, erklärt Shah.

  1. Fokus auf die ESG-Analyse legen

Je mehr sich die Kredit-Spreads einengen, desto wichtiger wird es aus Sicht von Shah sein, ESG-Faktoren – deren Nichtbeachtung wesentliche Abwärtsrisiken darstellen können – angesichts des asymmetrischen Renditeprofils von Anleihen zu kontrollieren. „Wir betrachten ESG als ein sich entwickelndes Thema, das Anlageentscheidungen, Politikgestaltung und Finanzmärkte prägt. Denn die Kapitalkosten sowohl von Unternehmen als auch von Staaten werden zunehmend von ESG-Merkmalen bestimmt.“ Ihre Einbeziehung sei daher maßgebend für die Wahl von Emittenten, den Portfolioaufbau und das Risikomanagement.

Verzögerungen bei den Impfungen und Sparsamkeit als Risikofaktoren

Neben diesen fünf Punkten sollten Anleger weiterhin Risiken für die konjunkturelle Entwicklung im Auge behalten. Dazu gehören nach Meinung der GSAM-Experten beispielsweise logistische Herausforderungen bei der Verteilung der Corona-Impfstoffe oder eine aufgrund von Sicherheitsbedenken unzureichende Impfbereitschaft.

Ebenfalls zu den Abwärtsrisiken gehöre eine möglicherweise gedämpfte Nachfrage, wenn Haushalte und Unternehmen sparsamer werden, um die 2020 aufgenommenen Schulden zu reduzieren. Zudem könnten Konkurse und Zahlungsausfälle zunehmen, da die derzeitige Nachsicht im Hinblick auf den Schuldendienst zunehmend geringer werden dürfte.

Zu beachten gelte es außerdem geld- und fiskalpolitische Entwicklungen. „Eine verfrühte Abkehr von der geldpolitischen Unterstützung könnte Volatilität an den Finanzmärkten auslösen. Im Verlauf des Jahres 2021 werden wir die Inflationserwartungen und die Verbesserungen am Arbeitsmarkt genau beobachten, um abzuschätzen, ob auf eine weniger expansive Geldpolitik hindeutende Äußerungen eventuell übertrieben sind“, so Shah. „Zudem werden wir die Auffassungen der Zentralbanken über den Klimawandel und soziale Ungleichheiten im Blick behalten, da diese politische Maßnahmen beeinflussen können.“

Oberstes Gebot für Anleger: Fokussiert bleiben!

In einer Welt eingeengter Risikoprämien und rapiden Wandels lautet Shahs Fazit für Anleger ganz einfach: „Fokussiert bleiben.“ Er sei überzeugt, dass man das Alpha steigern kann, wenn man schnell auf die Risikostimmung reagiert. „Ein begrenztes Spektrum an Chancen kann dazu führen, dass attraktive Anlagemöglichkeiten in Phasen einer Risk-on-Stimmung unter Anlegern schnell verschwinden und überbewertete Positionen das Renditepotenzial dämpfen. Risk-off-Phasen hingegen können Gelegenheiten für gezielte Käufe bieten.“

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen