Finanzierungsvorteil für Familienunternehmen Der gute Name zahlt sich aus

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Die ersten Ergebnisse wurden im Journal of Family Business Management (Vol. 7, No.2)  veröffentlicht. Die Studie untersuchte 691 nicht-börsennotierte Firmen im Zeitraum 2010 bis 2014 im Hinblick auf Eigentümer- und Finanzierungstruktur. Bei den untersuchten Unternehmen handelte es sich um große Kapitalgesellschaften nach HGB mit einem Mindestumsatz von 40 Millionen Euro und einer Bilanzsumme von mindestens 20 Millionen Euro.

Die Kategorisierung in Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen erfolgte extern mit Unterstützung des Hamburger Institutes für Familienunternehmen (HIF). Die Entscheidungskriterien bezogen sich auf den Einfluss des Familiengesellschafters über Anteilsbesitz und den relativen Teil des Gesellschafters in der Geschäftsleitung.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass Familienunternehmen entgegen mancher Erwartung nicht notwendigerweise eine niedrigere Bankverschuldung aufweisen als Nicht-Familienunternehmen. Je nach Definition des Begriffs Familienunternehmen lassen sich spürbare Unterschiede in der Kapitalstruktur erkennen. So findet die Studie eine höhere Bankverschuldung bei international agierenden Familienunternehmen. Eine simple Unterteilung in Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen auf Basis künstlich gewählter Kriterien trägt der Hetereogenität innerhalb von Familienunternehmen nicht Rechnung.

Bei genauerem Hinsehen wird klar, dass vor allem der Anteil der Familienmitglieder in der Geschäftsleitung ein wesentlicher Treiber für niedrige Verschuldung ist. Mit anderen Worten sind Familienunternehmen mit einem hohen Anteil von Fremdgeschäftsführern durchaus bereit, Schulden zu machen, während komplett familiengeführten Unternehmen deutlich risikoaverser sind.

Zudem deuten weitere Ergebnisse der Studie darauf hin, dass Familienunternehmen einen Vorteil bei der Aufnahme von Fremdkapital aufweisen. Als wesentlicher Treiber dieses Phänomens wird die Identität der Anteileigner und damit verbundene Wechselwirkung mit dem Unternehmen vermutet. Mit anderen Worten spielen bei der fiktiven „Michael Schulz GmbH“ neben der reinen finanzwirtschaftlichen Analyse weichere Faktoren eine große Rolle bei der Kreditvergabe.

Die langfristige Orientierung von Familienunternehmen und der starke Wille zur Unternehmensfortführung scheinen mit einem Vertrauensbonus der Banken belohnt zu werden. Darüber hinaus pflegen insbesondere Familienunternehmen eine oftmals langfristige und vertrauensvolle Beziehung zu ihren Hausbanken. Die Identität der Familienunternehmen beeinflusst somit die Wahrnehmung und das Handeln von externen Stakeholdern. In der Praxis kommt dies den Familienunternehmen bei der Aufnahme von Bankkrediten zu Gute. Sie stellen ein attraktives und kalkulierbares Risiko in den Portfolien deutscher Hausbanken dar.