Verbriefte Versicherungen „Eine Vulkan-Anleihe macht Hoffnung“

Anlageprofi Bernhard Matthes

Anlageprofi Bernhard Matthes: „Die Zeitreihen zu den historisch beobachteten Verlusten sind gut dokumentiert.“

private banking magazin: Herr Matthes, ich hörte, Sie mögen verbriefte Versicherungen als Anlageklasse?

Bernhard Matthes: Wir sind von verbrieften Versicherungen als Anlageklasse grundsätzlich schon lange überzeugt und lassen sie von externen Managern für uns betreuen. In einer Welt, in der alles teuer geworden ist, gehören Cat-Bonds zu den wenigen Anlageklasse, bei denen es noch Risiko-angemessene Renditen gibt. Allein der Index Swiss Re Cat Bond Total Return spricht Bände. Er zeigt über 20 Jahre eine aktienähnliche Rendite von 7 Prozent im Jahr bei einer Volatilität von vielleicht 5 bis 6 Prozent. Was will man als langfristiger, defensiver Investor mehr?

Haben Sie dabei nicht irgendwelche Maximalgrenzen zu beachten?

Matthes: Oft sind wir in dieser Hinsicht ziemlich frei. Es greifen die jeweiligen Anlagerichtlinien der Vermögensinhaber. Unsere Kunden, Kirchen und Stiftungen, haben üblicherweise höhere Freiheitsgrade als regulierte Anleger. Sie erlauben daher Quoten, die auch einen sinnvollen Beitrag ins Portfolio holen.

Werden denn Katastrophenanleihen wie normale Anleihen behandelt?

Matthes: Das ist unterschiedlich. Wir sehen sie lieber als Alternative Anlagen an. Denn sie bringen weder ein Zins- noch ein Kreditrisiko mit sich und korrelieren tatsächlich nur gering mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen. Weshalb wir sie nicht als normale Renten ansehen wollen. Obwohl es der eine oder andere trotzdem so macht.

Stattdessen bringen sie ganz andere Risiken mit sich. Zum Beispiel Wirbelstürme.

Matthes: Und genau das ist das Charmante. Diese Risiken sind komplett unabhängig von allen anderen Risiken, die wir schon im Portfolio haben. Das bietet kaum eine andere Anlageklasse in der Form.

Dafür sind diese Risiken völlig unberechenbar.

Matthes: Das stimmt so nicht. Cat-Bond-Manager treffen sehr wohl Annahmen für die Zukunft und können erwartete Verluste abschätzen. Die Zeitreihen zu den historisch beobachteten Verlusten sind gut dokumentiert. Klammern wir mal das Jahr 2017 aus, das für Cat-Bonds so etwas war wie Lehman für die übrige Investmentbranche – ein Jahrhundertereignis, in dem vieles zusammenkam. Aber ohne 2017 kann man die möglichen Schäden gut modellieren. Nach Zeitperioden mit überdurchschnittlichen Schäden steigen die Prämien. Das war auch nach 2017 zu beobachten bei im Grunde gleichbleibenden Risiken.

Bemerken Sie, dass jetzt auch andere Investoren auf der Suche nach Rendite verstärkt einsteigen?

Matthes: Das war 2016 und 2017 stark zu beobachten. Damals mussten einige Fonds schließen, weil sie das Kapital nicht mehr anlegen konnten. Da war viel spekulatives Geld im Spiel. Insofern war 2017 fast ein heilsamer Schock für die Anlageklasse, weil das heiße Geld schnell wieder abfloss. Diese Anleger hatten sich nicht ausreichend mit den Eigenschaften der Anlageklasse beschäftigt und sie als Geldparkplatz angesehen. Derzeit haben wir eine gesündere Marktstruktur, steigende Prämien und nicht allzu viel heißes Geld. Aber lassen Sie die Niedrigzinsphase mal noch ein paar Jahren weitergehen, dann kann sich das auch wieder ändern.