2019 ist ein guter Einstiegszeitpunkt Warum Cat Bonds & Co. jetzt interessant sind

Ratana Tra ist Senior Analyst und Partner bei Siglo Capital Advisors, einem Beratungsunternehmen für institutionelle Anleger mit Fokus auf alternative Anlagen.

Ratana Tra ist Senior Analyst und Partner bei Siglo Capital Advisors, einem Beratungsunternehmen für institutionelle Anleger mit Fokus auf alternative Anlagen. Foto: Siglo Capital Advisors

Insurance-Linked Strategies, kurz ILS, sind Anlagelösungen, die den Anlegern das Halten von Versicherungsrisiken mit einer Prämie entschädigen. ILS sind das Resultat des alternativen Risikotransfers. Dabei übertragen Erst- oder Rückversicherer Risiken aus ihrer Bilanz an den Kapitalmarkt. Damit werden zwei Bedürfnisse befriedigt, einerseits jenes der (Rück-) Versicherungsindustrie, die nicht die gesamte nachgefragte Versicherungsdeckung stemmen kann beziehungsweise will. Dies gilt insbesondere für systemische Naturrisiken wie Erdbeben und Wirbelstürme.

Andererseits erhält der Investor im Kapitalmarkt mittels alternativem Risikotransfer einen Zugang zu einer alternativen Anlageklasse mit deutlichen Renditeprämien. Sie diversifizieren die traditionellen Anlagen wie Aktien und Anleihen, da die Renditen im ILS-Bereich kausal unabhängig sind von den Entwicklungen der traditionellen Finanzmärkte. Insurance-Linked Strategies haben sich mittlerweile bei institutionellen Anlegern etabliert. In diesem Artikel wird das Anlagesegment ILS näher vorgestellt.

Ursprünge und heutige Marktstruktur

Die Ursprünge der ILS-Industrie gehen auf Hurrikan „Andrew“ im Jahr 1992 zurück, der im US-Gliedstaat Florida Schäden von ungefähr 17 Milliarden US-Dollar verursachte. Das war mehr als doppelt so viel wie von der Versicherungsindustrie damals erwartet wurde. Rückblickend lässt sich sagen, dass die demographische Entwicklung mit höheren Bevölkerungsdichten und somit höheren versicherten Werten in bekannten Gefahrenzonen unterschätzt wurde. Im Nachgang kam es zu Konkursen etlicher Versicherungsunternehmen. Die verbliebenen Erst- und Rückversicherer waren nicht gewillt oder in der Lage, die gewünschte Deckung anzubieten. 

Die Idee des alternativen Risikotransfers war geboren, und kurz darauf wurde die erste Katastrophenanleihe (engl. Cat Bond), ein verbriefter und handelbarer Rückversicherungsvertrag, emittiert. Weiteren Schub für die Industrie lieferte das Jahr 2005 mit den Hurrikanen „Katrina“, „Rita“, „Wilma“, „Ophelia“ und „Dennis”, die beinahe alleine für die versicherten Verluste von 80 Milliarden US-Dollar in einem Jahr verantwortlich waren. Wieder wurde die Versicherungsindustrie mit Kapazitätsengpässen konfrontiert und Kapital aus dem Finanzmarkt gesucht.

In der Folge wurden im Jahr 2007 von 32 Emittenten Cat Bonds im Umfang von über 8 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Strengere regulatorisch Vorgaben bezüglich Kapitalhinterlegungen, zum Beispiel die Solvabilität-II-Richtlinien, erhöhten zusätzlich den Bedarf der Versicherungsindustrie, Risiken an den Kapitalmarkt zu transferieren. Das hat das Wachstum des Marktes weiter befeuert. 2017 und 2018 setzten neue Rekorde bezüglich Neuemissionen. Per Ende 2018 erreichte das Gesamtvolumen der Katastrophenanleihen beinahe 38 Milliarden US-Dollar, wie folgende Abbildung veranschaulicht. 

Der Markt für Katastrophenanleihen ist in den vergangenen 20 Jahren stark gewachsen. Quelle: Artemis.bm 

In der Industrie wird ILS oft auch als Abkürzung für Insurance-Linked Securities verwendet und bezieht sich somit strikt nur auf die verbriefte Form von Versicherungsrisiken. Werden alle Instrumente des alternativen Risikotransfers referenziert, spricht man von Insurance-Linked Instruments (kurz: ILI).