Der Trick bei Themenfonds ist aber, dass sie eben keine Überdeckung mit den gängigen Indizes haben. Sie haben – je nach Themenfonds – eine Abweichung vom Index – wir nennen das „active share“ zwischen 70 und 95 Prozent. Sie können das Exposure also nicht durch einen S&P 500 Future absichern. Deswegen haben Institutionelle lange gezögert. Schon vor fünf Jahren haben wir an Ausschreibungen teilgenommen. Die Investoren schreckten aber zurück, weil sie gerne ein thematisches Alpha wollten, einen Impact, also eine ökologische Rendite, beispielsweise von einer Wasserstrategie, aber das war dann nicht zu hedgen. Und genau das ändert sich seit knapp 12 Monaten.
Inwiefern?
Liebe:...
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Der Trick bei Themenfonds ist aber, dass sie eben keine Überdeckung mit den gängigen Indizes haben. Sie haben – je nach Themenfonds – eine Abweichung vom Index – wir nennen das „active share“ zwischen 70 und 95 Prozent. Sie können das Exposure also nicht durch einen S&P 500 Future absichern. Deswegen haben Institutionelle lange gezögert. Schon vor fünf Jahren haben wir an Ausschreibungen teilgenommen. Die Investoren schreckten aber zurück, weil sie gerne ein thematisches Alpha wollten, einen Impact, also eine ökologische Rendite, beispielsweise von einer Wasserstrategie, aber das war dann nicht zu hedgen. Und genau das ändert sich seit knapp 12 Monaten.
Inwiefern?
Liebe: Institutionelle sagen vermehrt: Wir kennen unsere Beta-Exposure, wir kennen unser kontrolliert aktives Exposure und jetzt wollen wir tatsächlich auch abweichen, obwohl es nicht perfekt absicherbar ist. Zudem gibt es auf Ebene der KVG bessere Möglichkeiten des Overlays, oder genauere Hedging-Möglichkeiten bestehen. Unterm Strich heißt das: Das Risiko wird einfach genommen, aber Impact-orientiert und eher defensiv. Aggressive High-Beta-Themen, also Themen die eine sehr starke Abhängigkeit von der Marktrichtung haben, sind weniger gefragt.
ESG hilft also auch der Themenfonds-Branche?
Liebe: Ja, weil Themenfonds sich da gut anbieten. Wenn ein Thema richtig und sauber definiert wird, ist es glaubwürdig, hat eine positive Wirkungsrichtung und viele kontroverse Unternehmen sind per Definition ausgeschlossen. Öl, Kriegswaffen, Alkohol schließen wir beispielsweise vollständig aus. Ein Themenfonds beschränkt das Anlageuniversum, aber das ist nach der Offenlegungsverordnung der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) zielführender und praktischer denn je.
Haben Sie nur Fonds, die nach Artikel-9 klassifiziert sind?
Liebe: Nein, 4 von 14 Fonds sind Artikel 8. Jedoch ist die Klassifizierung gemäß SFDR auch insofern zweitrangig, da wir diese Selbstdeklaration haben. Im kommenden Jahr muss dies, auf Basis der berichtenden Unternehmen, verifiziert und berichtsfähig werden. Dann kommt der Moment der Wahrheit, wie seriös man diese Selbsteinschätzung getroffen hat. Wir sehen dem gelassen entgegen, weil wir konservativ agiert haben. Die Öffentlichkeit reagiert sehr empfindlich auf die Überinterpretation der eigenen Nachhaltigkeit, dementsprechend sind wir diesbezüglich vorsichtig.
Was mussten Sie tun, um ihre Fonds in Artikel 8 oder Artikel 9 zu klassifizieren?
Liebe: Wir haben die Mindestausschlüsse für Kohle, Waffen, Kinderarbeit etcetera explizit in die Anlagebedingungen aufgenommen. Vorher bestand hierfür keine Notwendigkeit, weil wir in diese Bereiche ohnehin nicht investieren.
Nun sind bis auf vier, alle unsere Fonds nach Artikel 9 klassifiziert und das haben wir die vergangenen zwei Jahre auch schon durch Impact-Reports berichtet. Darüber hinaus sind unsere Strategien Robotics, Security, Premium Brands und Global Megatrend Selection als Artikel 8-Fonds klassifiziert.
Was machen Sie, wenn ein Unternehmen ein gutes Produkt, eine gute Idee mit Impact hat, dafür das Reporting aber nicht auf die Beine gestellt bekommt?
Liebe: Wir investieren nicht in Kleinstunternehmen. Unternehmen, in die wir investieren, sollten mindestens eine Milliarde Euro schwer sein, weil wir je nach Themenstrategie zwischen 1 und 10 Milliarden Euro verwalten. Das ist eine Folge unserer Stellung als Marktführer bei Themenfonds Da wir langfristig orientierte Investoren sind und aufgrund des Volumens unserer Themenfonds, sind wir mitunter schon ein großer Investor.
„Ein BBB-Rating von MSCI möchte niemand kaufen, obwohl oft klar ist, dass die Unternehmen ein besseres Rating bekommen könnten“
Und in unserer Rolle als „Active Owner“ sprechen wir mit den Managements auch über die Qualität der ESG-Berichterstattung und versuchen Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken. Das ist jedoch nicht zwingend eine Garantie dafür, dass alles vorhanden ist.
Was meinen Sie damit?
Liebe: Beispielswiese Biotechnologie-Fonds – und das gilt für die gesamte Peergroup – haben im Schnitt ein relativ schlechtes ESG-Rating im MSCI, was jedoch mit der Lieferqualität der Daten der Unternehmen zusammenhängt. Sie verfehlen nicht ESG, sondern haben die Daten dafür nicht verfügbar. Deshalb gibt es im Bereich Biotechnologie mit seinen vielen jungen und noch kleinen Unternehmen immer Diskussionen mit Anlegern.