986 Milliarden Euro Volumen Der Markt für Green-Bonds wächst weiter stark

Marcio da Costa von der Bantleon Bank

Marcio da Costa von der Bantleon Bank: Der Portfoliomanager weiß, warum Green-Bonds sich zu Win-Win-Situation für Herausgeber und Investoren entwickeln Foto: Bantleon

Der Markt für Green Bonds ist in diesem Jahr weiter stark gewachsen: Bis Anfang Juli wurden global Green Bonds im Volumen von 240 Milliarden Euro begeben. Das ist 2,5-mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Damit stehen derzeit weltweit grüne Anleihen im Wert von 986 Milliarden Euro aus. Dies entspricht etwa 6,5 Prozent des breiten europäischen Anleihenmarktes.

Das Wachstum dürfte sich fortsetzen, sodass im Gesamtjahr 2021 ein Neuemissionsvolumen von 550 Milliarden Euro erreicht werden sollte, nach 230 Milliarden im Jahr 2020. Entscheidend für die dynamische Entwicklung des Green-Bond-Marktes ist die Tatsache, dass sich deren Emission in vielen Fällen zu einer Win-Win-Situation für Herausgeber und Investoren entwickelt hat. Und der EU-Wiederaufbaufonds wird das Wachstum in den nächsten Jahren anschieben. Dafür spricht, dass durch das schrittweise Inkrafttreten der EU-Taxonomie und die zunehmenden Offenlegungsverpflichtungen der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) immer mehr Investoren einen Fokus auf Nachhaltigkeitsaspekte legen. Zudem haben Herausgeber einen wachsenden Anreiz, grüne produkte anzubieten. So gelingt es mittlerweile einigen Herausgebern, ihre grünen Anleihen zu günstigeren Konditionen zu platzieren als ihre konventionellen Anleihen (Greenium).

EU als starker Treiber

Getrieben wird das starke Marktwachstum künftig vor allem vom EU-Wiederaufbaufonds. 30 Prozent des Gesamtvolumens von 750 Milliarden Euro, also 225 Milliarden Euro, sollen in Klimaschutzprojekte fließen und folglich über Green Bonds der EU finanziert werden. Damit dürfte die EU größter Green-Bond-Herausgeber werden und dem Green-Bond-Markt weiterhin zu überproportionalen Wachstumsraten verhelfen. Mit dem Beginn der Emission der EU-Green-Bonds ist aller Voraussicht nach im September 2021 zu rechnen.

Green Bonds haben Vorteile für Emittenten und Investoren

Wichtig für die dynamische Entwicklung des Green-Bond-Marktes ist aber auch, dass die Emission von Green Bonds in vielen Fällen eine Win-win-Situation für Herausgeber und Investoren geworden ist. Herausgeber profitieren oft von günstigeren Refinanzierungskonditionen in Form des Greeniums, obwohl die Anforderungen an die Offenlegungs- und Berichtspflichten zunächst kostspielig sind.

Zudem erreicht der Herausgeber die Gruppe nachhaltiger Investoren und diversifiziert damit seine Investorenbasis. Die Investoren profitieren von der hohen Nachfrage nach grünen Anleihen, die Chancen auf überdurchschnittliche Kursgewinne bietet, und erreichen zugleich eine direkte positive Wirkung auf die Umwelt im Sinne des Impact Investings. Das gilt ebenso für Social Bonds der EU. In der Regel müssen Investoren auf dem Primärmarkt nicht mal einen Renditeabschlag hinnehmen.

EU-Anleihen bieten gute Möglichkeit zur Diversifikation

Das anstehende hohe Emissionsvolumen der Europäischen Union führt für Anleger zu einem weiteren Vorteil. EU-Anleihen bieten als Ergänzung zu Kernstaaten-Staatsanleihen zusätzliches Diversifikationspotenzial und sind wegen der künftig hohen Anzahl an Green Bonds und Social Bonds wichtige Zielinvestments für Anleger mit Nachhaltigkeitsfokus. In den nächsten Jahren werden sie aufgrund des emittierten Anleihenvolumens eine große Bedeutung in breiten Anleihenbenchmarks und damit auch in benchmarkorientierten Strategien einnehmen. Der Anteil von EU-Anleihen ist mit derzeit 1 Prozent des breiten europäischen Anleihenmarktes noch gering, kann aber unter Berücksichtigung des vollen Emissionsvolumens von 750 Milliarden Euro auf über 7 Pozent steigen. Damit hätten EU-Anleihen in gängigen Marktindizes ein ähnlich hohes Gewicht wie deutsche Bundesanleihen.

Am Green-Bond-Markt hingegen werden EU-Anleihen schon bald den größten Teil einnehmen. Mit einem Volumen von 36 Milliarden Euro und 8 Prozent Marktanteil ist Frankreich derzeit größter Green-Bond-Emittent. Dieses Volumen dürfte unter der Annahme eines proportionalen Emissionsfortschritts bereits innerhalb eines Jahres durch die EU erreicht und dann rasch deutlich übertroffen werden. In diesem Jahr hat die EU bislang erst konventionelle Anleihen und Social Bonds für etwa 100 Milliarden Euro begeben. Unter Berücksichtigung unserer Emissionsprognose für die EU (etwa 160 Milliarden Euro für 2021) wird sie noch etwa 60 Milliarden Euro aufnehmen müssen, wovon etwa 30 Prozent auf Green Bonds entfallen dürften.