Fondsanalysten im ESG-Modus, Teil 2 Dachfondsmanagement unter der Nachhaltigkeitsbrille

Ariane Biskupek von DJE Kapital

Ariane Biskupek von DJE Kapital: Die Dachfondsmanagerin sieht den Druck auf Unternehmen durch ESG-Vorgaben positiv Foto: DJE Kapital

Die Welt bekommt ihre drängendsten und größten Probleme – zum Beispiel den Klimawandel – nur dann in den Griff, wenn alle an einem Strang ziehen. Die aktuellen Zusagen aus der Politik reichen bis jetzt aber noch nicht aus, um den Anstieg der Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen.

Durch die seit dem 10. März 2021 geltenden EU-Offenlegungspflichten für die Finanzbranche wird das Thema Nachhaltigkeit zum neuen Standard im Asset-Management.

Als Fondsselektoren können wir unseren Beitrag leisten – und Fonds besonders berücksichtigen, die wiederum Firmen bevorzugen, die den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social, Governance – kurz: ESG) besondere Beachtung schenken.

Umsetzung verschlingt Ressourcen

Die Umsetzung von ESG-Kriterien bedeutet für die Asset-Management-Industrie einen hohen Implementierungsaufwand. Die Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit verläuft sehr dynamisch.

Es vergeht kein Tag, an dem nicht neue, nachhaltig geprägte Fonds aus dem Boden sprießen und beworben werden. Dabei gibt es viele verschiedene Methoden, Nachhaltigkeit in das Portfolio zu integrieren. Das reicht von Konzepten, bei denen in puncto Nachhaltigkeit schlecht bewertete Unternehmen ausgeschlossen werden, bis hin zu solchen, bei denen nur Unternehmen ausgewählt werden, die führend im Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft sind.

Für den Anleihebereich gesprochen, werden besonders solche Fonds ausgesucht, die durch ihre Investments klimafreundliche Projekte unterstützen, also in sogenannte Green Bonds investieren.

Fondsselektoren müssen also – neben den herkömmlichen quantitativen und qualitativen Screening-Prozessen – auch auf die Integration von Nachhaltigkeitskriterien im Investmentprozessen Wert legen.

Uneinheitliche ESG-Standards bei Fonds erfordern Detailcheck

Ein Ansatz wäre es, diese anhand von ESG-Ratings zu selektieren. Bei der quantitativen Analyse von Fonds mit Nachhaltigkeitsfilter hat sich nur leider bisher kein einheitlicher Standard herausgebildet. So nimmt die Zahl an ESG-Fonds, Ratings und ESG-Siegeln kontinuierlich zu. Dabei wird die ESG-Qualität der Unternehmen im Portfolio des Fonds bewertet.

Durch eine unterschiedliche Gewichtung der ESG-Daten, die zudem relativ neu sind, wenig standardisiert und nur in größeren Intervallen aktualisiert vorliegen, kommen die Rating-Gesellschaften unter Umständen zu abweichenden Ergebnissen. Man darf auch nicht vergessen, dass ESG-Fonds-Ratings immer ein Blick in die Vergangenheit darstellen, da Sie den Status quo betrachten und nicht berücksichtigen, ob das Unternehmen heute Maßnahmen beschlossen hat, die sich erst in der Zukunft positiv auswirken werden.

Auch können nicht alle zum Vertrieb in Deutschland zugelassenen Fonds ein ESG-Rating vorweisen. ESG-Ratings dienen daher in erster Linie als Orientierung oder als Bestätigung der eigenen Analyse.

Hauseigene ESG-Komitees sollten die Ergebnisse der Datenbanken daher nochmal kritisch hinterfragen und die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Titel im Detail prüfen.

Bei der Fondsselektion für unsere Dachfonds und Managed Portfolios kombinieren wir aktiv gemanagte Fonds mit Länder- und Branchen-ETFs. Das Vorgehen bei der Auswahl der Investmentvehikel unterscheidet sich voneinander.