986 Milliarden Euro Volumen Der Markt für Green-Bonds wächst weiter stark

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Der stetig wachsende Anteil der grünen Anleihen am Gesamtmarkt führt dazu, dass Green Bonds immer stärker in Performance-Benchmarks vertreten sind, an denen Investoren sich zur Steuerung ihrer Portfolios orientieren. Folglich dürfte die Bedeutung von Green Bonds auch in nicht-nachhaltigen Anleihenportfolios zunehmen.

Outperformance bei Green Bonds trotz Renditeabschlag

Etablierte Herausgeber konnten bereits grüne Anleihen mit einem Renditeabschlag zu konventionellen Anleihen begeben. Dieser Abschlag hat sich im Zeitverlauf konstant gehalten oder sogar erhöht. Beispielsweise verzichteten Investoren der ersten grünen deutschen Bundesanleihe, die im September 2020 begeben wurde, für die positive Umweltwirkung und die nachhaltige Eigenschaft auf 1 Basispunkt Rendite. Dennoch konnten sie mit dem Green Bond eine Outperformance von 0,4 Prozent-Punkten gegenüber der konventionellen Zwillingsanleihe erzielen, die aus der weiter rückläufigen Renditedifferenz, dem Greenium, entstanden ist.


Das scheint absolut betrachtet sehr wenig zu sein, ist angesichts der ohnehin sehr tiefen Zinsen aber ein beachtlicher Wert. Die Renditedifferenz zwischen der grünen und konventionellen Zwillingsanleihe beträgt nun 6 Basispunkte. Erklären lässt sich dies mit der überproportional hohen Nachfrage nach grünen Anleihen, der attraktiven 10-jährigen Laufzeit und dem Top-Rating »AAA« der Bundesrepublik Deutschland. Die Attraktivität für Investoren zeigt sich auch daran, dass die Überzeichnungsquoten bei Green-Bond-Emissionen oft höher ausfallen als bei konventionellen Anleihen.

Greenium orientiert sich an mehreren Faktoren

Der Renditeabschlag in Form des Greeniums ergibt sich aus der relativen Attraktivität einer grünen Anleihe gegenüber anderen konventionellen Anleihen. So sind besonders gefragte Laufzeiten, Erstemissionen neuer Emittenten (zusätzliche Diversifikation) oder auch bestimmte Ratingstufen (zum Beispiel grüne High-Yield-Emissionen) sehr gefragt und lassen daher mehr Spielraum für ein höheres Greenium. Grüne Staatsanleihen kurzer und mittlerer Laufzeiten, die bis zur Emission der grünen Bundesanleihen kaum vorhanden waren, ziehen ebenfalls hohe Zeichnungsvolumina an. Auch die Struktur in der Haftungskaskade ist ein wichtiger Faktor für das Greenium. So sind nachrangige Industrieanleihen (Corporate Hybrids) bisher kaum im Green-Bond-Markt vertreten. Eine solche Emission bietet folglich das Potenzial hoher Überzeichnungsquoten und damit mehr Spielraum für ein Greenium. Darüber hinaus spielen auch weiche Faktoren wie die Offenlegungstransparenz und der Turnus von Publikationen eine Rolle.

Vorsicht vor Greenwashing

Mit dem wachsenden Angebot wächst aber auch die Gefahr von Greenwashing. Anleger sollten bei Investments in Green Bonds und Social Bonds nicht einem Siegel oder der Konformität mit der EU-Taxonomie vertrauen. Derzeit gibt es keinen einheitlichen und verbindlichen Green-Bond-Standard, weshalb pauschale Zertifizierungen in den wenigsten Fällen mit den individuellen Erwartungen der Emittenten übereinstimmen. Zudem nutzen Emittenten vereinzelt Green Bonds, um bereits bestehende Projekte zu refinanzieren. Dies schafft keinen Mehrwert, weshalb die Impact-Komponente des Instruments hier angezweifelt werden kann. Die EU-Taxonomie hat mit einem einheitlichen Rahmenwerk zwar etwas Klarheit geschaffen, aber eine sorgfältige Analyse der Green Bonds und der Mittelverwendung ist dennoch sinnvoll. Deshalb ist von breit gestreuten passiven Investitionen, beispielsweise über ETFs, ohne Analyse der Mittelverwendung abzuraten, um Greenwashing zu vermeiden.

Über den Autor:
Marcio da Costa ist seit August 2016 Portfoliomanager bei der Bantleon Bank in Zug (Schweiz) mit einem Fokus auf Quasi-Staatsanleihen, supranationale Anleihen und Green Bonds. Er ist unter anderem für die Bewirtschaftung von Euro-Aggregate-Anleihenportfolios, die Analyse von Schuldnern, Marktopportunitäten und Renditedifferenzen sowie für die Umsetzung von Anlageideen verantwortlich.

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