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Danske Invest-Expertin „Der russische Aktienmarkt bietet zweistelliges Wachstum”

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Welche Auswirkungen haben makroökonomische Faktoren wie etwa der Ölpreis, die Inflation und der Kurs des Rubels auf die russischen Aktienmärkte? Und welche Rolle spielt die Politik, insbesondere die Sanktionen der EU und der USA?

Karakozova: Insgesamt sind wir positiv gestimmt, sowohl auf kurze als auch auf lange Sicht. Dieser Optimismus stützt sich auf den großen Bewertungsabschlag Russlands gegenüber den globalen Schwellenländern (nämlich um die 50 Prozent gegenüber dem historischen Durschnitt von 30 Prozent), der sich unserer Ansicht nach mit der Zeit schmälern wird, sobald die Reformen an Tempo zulegen. Im Hinblick auf die Reformbemühungen – etwa die Verbesserung der geringen Arbeitsproduktivität – gibt es erkennbare Anzeichen, dass Russlands politische Entscheider gewillt sind, sich den wirtschaftlichen Herausforderungen zu stellen. Infolge des  Ukrainekonfliktes verloren die Reformbestrebungen vorübergehend an voller Aufmerksamkeit.

Langfristig wird sich der Ölpreis solide auf dem aktuellen Preisniveau bewegen. Auch sind wir davon überzeugt, dass sich der Ukrainekonflikt nicht unendlich hinziehen wird. Diese beiden Faktoren, die aus unserer Sicht für die Reduzierung der Bewertungslücke zwischen Russland und den anderen Schwellenländern am wichtigsten sind, werden die Wiederaufnahme des Reformprogramms erleichtern. Schließlich ist Russland – dank der geringen Staatsschulden und dem hohen Leistungsbilanzüberschuss – weniger anfällig für globale Zinserhöhungen und einen starken US-Dollar als viele andere Schwellenländer.

Welche Risiken sehen Sie für den russischen Markt?

Karakozova: Zu den Hauptrisikofaktoren für Anlagen in Russland zählen die starke Abhängigkeit vom Ölpreis und die Geopolitik. Das geopolitische Risiko liegt vor allem in den Beziehungen Russlands zum Westen, die sich nach der Ukrainekrise verschlechtert und im Zuge der Beschuldigungen, Russland habe die US-Präsidentschaftswahlen beeinflusst, eine neue Wendung genommen haben. Neue oder verschärfte Sanktionen der USA und / oder der EU gegen Russland können nicht ausgeschlossen werden. Gleichwohl gibt es einige Faktoren, die diese beiden Risiken abschwächen. Hinsichtlich des Ölpreises hat Russland zwischen 2014 und 2015 bewiesen, dass es sich drastisch sinkenden Notierungen anpassen kann. Und im Hinblick auf die wirtschaftlichen Strafmaßnahmen hat sich gezeigt, dass Russland trotz verschiedener Sanktionsrunden des Westens viel besser gefahren ist als die meisten Beobachter erwartet haben.

Werden sich die sehr hohen Dividendenrenditen in Russland fortsetzen?

Karakozova: Da die Unternehmen ihre Dividendenausschüttungen in den letzten beiden Jahren massiv erhöht haben, ist die Aussicht auf Dividenden eine der wichtigsten Fragen bei Anlagen in Russland. Die Auszahlungsquote hat 2016 einen Rekordwert erreicht und betrug  35 Prozent der Nettoeinnahmen aller Unternehmen im Index. Russische Unternehmen haben vergangenes Jahr zirka 24 Milliarden US-Dollar an Dividenden gezahlt. Die höheren Ausschüttungen lassen sich primär auf sinkende Investitionen zurückführen. Zwar konnten die Unternehmen ordentliche Erträge verbuchen, jedoch sind viele Gesellschaften aktuell auf der Suche nach interessanten Investitionsprojekten. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass die Dividenden nachhaltig hoch bleiben werden, selbst wenn die Investitionsquoten steigen sollten. Insofern ist stärkere Investitionstätigkeit keine Bedrohung für hohe Dividenden.