Private Debt Beliebt mit Beigeschmack

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Die Vielfalt ist Fluch und Segen zugleich. „Der Markt ist sehr fragmentiert. Transparenz und Vergleichbarkeit der Investitionsmöglichkeiten herzustellen bleibt eine Herausforderung“, erklärt Stefan Hloch und ergänzt: „Andererseits wird die Auswahl eines geeigneten, guten Managers auch durch weit überdurchschnittliche Renditen belohnt.“ Hloch verantwortet die Kapitalanlagen des Energiekonzerns Eon, die überwiegend der Deckung von Pensionsverpflichtungen dienen. In der strategischen Asset Allocation von Eon macht Private Debt derzeit knapp 3 Prozent aus – die Zielquote ist damit fast erreicht. „Da wir in dieser Asset-Klasse ausschließlich über Manager und nicht direkt investieren, sind die Qualität und die spezifische Expertise des Managers für uns entscheidend“, erklärt Hloch und verweist auf Vorteile wie den Zugang zu attraktiven Schuldnern oder Marktsegmenten sowie Expertise in speziellen Sektoren.

Die Qual der Manager-Wahl

Um diese Vorteile weiß auch Nayef Perry, Co-Leiter für direkte Credit-Investments beim Asset Manager Hamilton Lane: „Eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale für Private-Debt-Anbieter ist Größe. Denn Größe führt auch zu Marktzugang und Beziehungen.“ Während kleinere Asset Manager bei der Auswahl ihre Ansprüche herunterschrauben müssten, um überhaupt genügend Möglichkeiten für den Einsatz des Kapitals zu haben, hätten ihre größeren Konkurrenten einen entscheidenden Vorteil. „Sie sind in der vorteilhaften Position, eine Menge Deals zu sichten und sich dabei die besten Möglichkeiten herauszusuchen“, erklärt Perry. Was die kleinen und großen Asset Manager allerdings eint, ist die zunehmende Relevanz von Nachhaltigkeit. Denn während sich bei liquiden Anlageklassen erste Standards herauskristallisieren, ist das Bild im Bereich Private Debt noch nicht ganz so grün. „Wir befinden uns in den frühen ESG-Anfängen“, gibt auch Perry zu, sieht aber Fortschritte: „Kreditmanager achten bei der Auswahl von Investitionen verstärkt auf ESG-Risiken, und ESG-Überlegungen werden eher aktiv im Zusammenhang mit anderen Geschäftsrisiken überprüft.“

Für institutionelle Investoren ist das von großer Bedeutung. Wegen der dünnen ESG-Datenlage fehlt kleineren institutionellen Anlegern teilweise das Personal, um Nachhaltigkeitsvorgaben selbst zu überprüfen. „Immerhin lassen sich in Zusammenarbeit mit Asset Managern oft Ausschlüsse definieren. Ob das für die Nachhaltigkeitsstrategie am Ende ausreichend ist, wird sich noch zeigen“, erklärt Thomas Mann, Mitglied der Geschäftsführung bei der Talanx-Tochter Ampega Asset Management, und ergänzt mit Blick auf die Regulatorik: „Stecker und Dose passen noch nicht zusammen. Es braucht mehr Datenversorgung und eine Vereinheitlichung von ESG-Standards.“

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Nicht nur bei Nachhaltigkeit spielt die Regulatorik eine Rolle, sondern auch bei Spezialthemen wie Asset Liability Management. Mann verweist auf die Bilanzierungsregeln, die institutionelle Investoren beachten müssen: „Wenn Sie in Limited Partnerships und damit Kommanditanteile investieren, wie sie im Private-Debt-Markt üblich sind, kann das die GuV-Steuerung der IFRS-Bilanzen positiv oder negativ beeinflussen.“