Private Debt Beliebt mit Beigeschmack

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Was die Daten auch verraten: Die Anlagesummen wuchsen zuletzt kräftig. Im vergangenen Jahr sammelten Private-Debt-Fonds mit knapp 208 Milliarden US-Dollar so viel Kapital ein wie nie zuvor. Während die Anlageklasse in den USA schon seit den 1980er Jahren institutionelle Investoren lockt, war die deutsche und europäische Kreditlandschaft lange Zeit in der Hand der Banken. „Seit der Finanzkrise 2008 sehen wir in Europa eine ähnliche Entwicklung wie in den USA, da sich Banken aus der Fremdkapitalfinanzierung zurückziehen und die Lücke insbesondere durch Private-Debt-Fonds und alternative Kreditplattformen geschlossen wird“, erklärt Hinz. Für
Unternehmen wie für private Kreditnehmer habe sich dadurch das Refinanzierungsportfolio erweitert.

Diese Möglichkeiten nutzen verschiedenste Kreditnehmer. Das schafft sowohl Senior-Darlehen oder nachrangige Kredite als auch die Finanzierung Not leidender Unternehmen oder Firmen in Spezialsituationen – mit entsprechend höheren Risiken und Renditen. Auch die Eigentümerstruktur von Unternehmen spielt eine Rolle: Sponsored heißen Darlehen an Firmen, an denen Private-Equity-Investoren beteiligt sind, beim Non-Sponsored Deal wirken keine Private-Equity-Firmen mit. Bei Real Estate und Infrastructure Debt müssen Risiken aus den Underlyings beachtet werden.

Zauberwort Illiquiditätsprämie

Aufgrund der breiten Möglichkeiten kann Private Debt auf verschiedene Art und Weise Teil einer strategischen Asset Allocation werden. Ein Beispiel: Corporate Debt überschneidet sich teilweise mit dem Rendite-Risiko-Profil von High-Yield-Bonds. „Der Vorteil der Investitionen ist in diesem Fall oft ein besserer Ertrag“, erklärt McCarthy, warum er in der Anlage auf eine Mischung aus Private Debt und High-Yield-Bonds setzt. Private Debt weist eine geringe Korrelation zu liquiden Anlagen auf und gilt als weniger zinssensitiv, weil viele Darlehen variable Zinszahlungen umfassen. Der Einfluss der absehbaren Zinswende dürfte also geringer sein, als er es bei Bonds ist.

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Frank Meijer, beim niederländischen Lebensversicherer Aegon für Zinsanlagen verantwortlich, stellt in einem Blog-Beitrag einen weiteren Grund für die Renditevorteile heraus: „Sie haben ein ähnliches Risikoprofil wie liquide High-Yield- oder Investment-Grade-Anleihen, bieten aber aufgrund ihrer Illiquidität – und da sie nicht von der EZB aufgekauft werden – eine wesentlich höhere Rendite als ihre liquiden Verwandten.“

Aegon tritt als direkter Kreditgeber auf. Anders gehen McCarthy und seine Kollegen vor. „Wir legen im Private-Debt-Segment nicht direkt an, betreiben also kein klassisches Direct Lending. Anders ist es bei den Teams für Infrastructure und Real Estate Debt“, erklärt McCarthy die Strategie innerhalb des Talanx-Konzerns. Investments sind neben der Verbriefung in Collateralized Loan Obligations, dem Direkterwerb und mittels alternativer Investmentfonds auch theoretisch über das Eltif-Vehikel möglich, bisher spielt es allerdings keine Rolle.