Regierung schafft vertrauensbildende Stabilität
Aus makroökonomischer Sicht hat Modi zudem für dringend benötigte Stabilität gesorgt. Die Reserve Bank of India (RBI) hat eine aus unserer Sicht verantwortungsvolle Geldpolitik beibehalten. Mithilfe verschiedener Maßnahmen will sie Phasen erhöhter Inflation beenden, die die Wirtschaft destabilisieren könnten. Mit Erfolg: So sank die Inflation in Indien auf jährlicher Basis von mehr als 10 Prozent im Jahr 2013 auf unter 2 Prozent 2017.
Auf der fiskalpolitischen Seite hat die Regierung unserer Ansicht nach ebenfalls ihren Beitrag geleistet: Sie hat einen verantwortungsvollen Haushalt gewahrt. Auch die Leistungsbilanz hat sich gegenüber den 2013 verzeichneten hohen Defiziten deutlich verbessert.
Alles in allem zeichnet sich für Indien ein relativ solides makroökonomisches Bild ab. Was für die langfristige Gesundheit gut ist, kann kurzfristig jedoch bisweilen wie bittere Medizin erscheinen.
So kann eine Zentralbank gezwungen sein, höhere Zinsen festzuschreiben, um ihre Glaubwürdigkeit zu sichern. Während eine Regierung gegebenenfalls ihre Ausgaben kürzen muss, um Haushaltsdisziplin zu beweisen. Derartige Maßnahmen können das kurzfristige Wachstum einschränken – stärken jedoch die längerfristige Robustheit der Wirtschaft nachhaltig.
Bevorstehende Wirtschaftsabkühlung nicht überschätzen
Im kommenden Jahr oder auch ein wenig darüber hinaus könnte sich die Wirtschaftstätigkeit in Indien abschwächen. Anleger sollten jedoch erkennen: Es handelt sich um eine Beruhigung des Wachstums der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft der Welt, nicht etwa um eine Kontraktion oder Entgleisung. Indien entwickelt gerade eine neue Vision seiner wirtschaftlichen Zukunft. Kurzfristige Anpassungen könnten in den kommenden Jahrzehnten immenses wirtschaftliches Potenzial freisetzen.
Alles in allem bleibt unser positiver Ausblick für Indien trotz der kurzfristigen Herausforderungen unverändert. Es gibt eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen, die die Regierung in den kommenden Jahren einleiten kann, um die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft in den bevorstehenden Jahrzehnten zu beeinflussen.
Beispielsweise sind Maßnahmen für notleidende Kredite im Bankensektor erforderlich, ebenso Vorgehensweisen, um das allgemeine Vertrauen in das Finanzsystem zu verbessern. Zudem sind an den Grundstücks- und Arbeitsmärkten, im Versorgungssektor und in der Transportinfrastruktur Ineffizienzen zu beobachten. Umfassende Reformen könnten diese vermindern.
Fazit: Indien befindet sich in vielversprechender Phase
Aus unserer Sicht als globale Anleihen-Manager stellen wir fest, dass Indien sich in einer vielversprechenden Phase befindet. Dafür sprechen eine fiskalpolitisch konservative Regierung, eine sich abkühlende aber weitgehend widerstandsfähige Wirtschaft und eine Zentralbank, die die Inflation in den Griff bekommen und angemessene Zinsen gewahrt hat.
Für Anleihen sind die Bedingungen gut. Für auf Lokalwährung lautende Titel ergeben sich ebenfalls weiterhin chancenreiche Bewertungen. Alles in allem schätzen wir die Reformanstrengungen Modis optimistisch ein. Nach wie vor sehen wir ein zunehmendes wirtschaftliches Potenzial für das Land.