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Der Geldpolitik folgt die Fiskalpolitik Extreme Notenbanker gefährden den Markt

Was als heikles Experiment mit ungewissem Ausgang geplant war, ist inzwischen in den meisten Industrieländern zur Normalität geworden: Die Wirtschaftssteuerung per Notenpresse.

Vor Kurzem war ich in Japan, das ganz andere Probleme als die USA bewältigen muss. Während die US-Wirtschaft sich in den Jahren nach der weltweiten Finanzkrise langsam normalisiert hat, ist Japan davon weit entfernt. Das Land verfehlt nach wie vor sein Inflationsziel, das Wachstum kommt nicht in Schwung und die Währungshüter haben alle erdenklichen geldpolitischen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft unternommen.

Trotz alledem kann sich Japan nicht aus der Sackgasse befreien, in der das Land seit Jahrzehnten steckt.

Niedrigere Steuern – höhere Inflation?

Die extrem lockere Geldpolitik allein hat nicht die von vielen Politikern erhofften Ergebnisse beschert. Meines Erachtens dürfte Japan daher, ebenso wie es die USA und Europa vorhaben, einen neuen Schritt wagen: Als Nächstes wird die Regierung um Shinzo Abe an den Stellschrauben der Fiskalpolitik drehen – trotz immenser Haushaltsdefizite.

In Europa halten eine gewisse Haushaltsdisziplin und relativ rigide Haushaltsregeln die Eurozone bislang zusammen. Unter dem Druck des Populismus könnte dieses starre Korsett jedoch gelockert werden. Wir dürfen damit rechnen, dass die seit Jahren expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank durch eine aggressivere Fiskalpolitik in der Eurozone ergänzt werden wird. In den USA wird bereits seit Monaten offen über eine Erhöhung der Haushaltsausgaben gesprochen.

Ich halte es für äußerst gefährlich, eine extrem aggressive Geldpolitik mit einer ebenso extremen Fiskalpolitik zu kombinieren. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir uns hier auf völlig unbekanntes Terrain zubewegen.

Hält der solide Aufwärtstrend der Schwellenländer an?

In den Schwellenländern hingegen belebt sich die Wirtschaft durch Konsolidierungsbemühungen der Unternehmen und umsichtiges Wirtschaften der Regierungen. Infolgedessen hat sich die Anlageklasse Emerging Markets im vergangenen Jahr zweifellos kräftig erholt.

Schwellenländer sind für uns ein interessanter Bereich. Die US-Notenbank, die Europäische Zentralbank und die Bank von Japan halten die Zinsen zwar bereits seit Längerem künstlich niedrig, dennoch zählten Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern trotz der vergleichsweise deutlich höheren Renditen in den vergangenen drei Jahren zu den unbeliebtesten Anlageklassen.

Hintergrund waren Befürchtungen, steigende US-Zinsen würden einen Exodus der in Schwellenländern investierten Gelder auslösen. Dementsprechend floss Kapital ab, noch bevor die Fed mit ihrer Zinsstraffung begann.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich unglaubliche Bewertungschancen. Die Bewertungen an den Lokalwährungsmärkten haben Niveaus erreicht, die zuletzt während der weltweiten Finanzkrise, der asiatischen Finanzkrise oder während der Peso-Krise in Mexiko – der sogenannten Tequila-Krise – Mitte der 90er Jahre verzeichnet wurden.

Für uns stellt sich die Frage: Sind die aktuellen Fundamentaldaten in einigen dieser Länder tatsächlich schlechter als vor diesen Krisen? Wir haben diese Länder jahrelang besucht, um für uns herauszufinden, ob die Märkte die Situation richtig oder falsch bewerten. In einigen Fällen lagen die Märkte zweifellos richtig. In einigen Schwellenländern wie Venezuela oder der Türkei ist die Lage hingegen tatsächlich desolat.

Wir schwimmen zwar gerne gegen den Strom, handeln aber nicht ohne Grund gegen die allgemeine Marktstimmung. Wir verzichten auf ein Engagement in zahlreichen Ländern, die unseres Erachtens schlicht und einfach zu riskant sind.

Anleger sollten sich auf Fundamentaldaten konzentrieren

Andererseits sind wir überzeugt, dass Märkte wie Indien, Indonesien, Brasilien, Argentinien und Kolumbien sich entweder mitten in einer grundlegenden Transformation vom Populismus hin zu einer orthodoxeren Politik befinden oder ihre Fundamentaldaten solider sind als am Markt abzulesen ist. Unserer Auffassung nach bieten wohl überlegte und sorgfältig ausgewählte Anlagen in Schwellenländern durchaus gute Chancen.

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